PR TB 045 Die Letzte Waffe Der Meister
sie mit Minimaleinstellung an. Blauweiße Flämmchen
züngelten. Rauch schlug hoch.
Omar Hawk trat zurück und wartete mit großer Spannung
auf die Reaktion der Vampire. Der Feuertest hatte sich bisher als
unfehlbar erwiesen. Jedes wirklich intelligente Lebewesen
- mit einem Intelligenzgrad, wie ihn die Erdmenschen vor etwa
einer Million Jahren besessen hatten - reagierte gänzlich anders
auf ein eng begrenztes Feuer als jedes beliebige Tier.
Doch obwohl der Oxtorner halb und halb eine negative Reaktion
erwartet hatte, überraschten ihn die nun folgenden Ereignisse
dennoch über alle Maßen.
Sekundenlang standen die dichtgedrängten Tierleiber wie
erstarrt. Dann ertönte ein vielstimmiges Gebrüll; das
Stampfen klobiger Füße ließ den Boden erbeben. Einer
gigantischen Woge gleichend, wälzte sich die Herde die Abhänge
des Berges hinunter. Zwischen ihnen schwangen sich schreiend die
Vampire empor, schlugen wie von Sinnen mit ihren Flughäuten und
flogen in alle Richtungen davon.
Als die Stampede vorüber war, lagen überall die
zertrampelten Leiber von Flugwesen, die in dem Durcheinander und
Gedränge ihre Flughäute nicht mehr rasch genug hatten
entfalten können.
Hawk starrte fassungslos auf das grausige Bild.
»Das habe ich nicht gewollt«, murmelte er bedrückt.
Mit zitternden Fingern entzündete er eine Zigarette, setzte
sich auf einen Stein und grübelte darüber nach, wie dieser
Fehler hätte vermieden werden können.
Als erfahrener Tierpsychologe erkannte er bald, daß niemand
die Stampede hatte voraussagen können. Die Tiere von Aphrodite
hatten sich allesamt so verhalten, daß jeder auf den Gedanken
stoßen mußte, sie wären noch niemals etwas
Feindlichem - ganz gleich, welcher Art - begegnet.
Möglicherweise gab es trotz der fehlenden Brandspuren ab und
zu einen eng begrenzten Wald- und Steppenbrand, hervorgerufen durch
Blitzentzündung. Jedoch bestand zwischen der tosenden,
dahinrasenden Feuerwand einer Naturkatastrophe und dem winzigen
Feuer, das er entfacht hatte, ein gewaltiger Unterschied. Ein Tier
der Erde hätte vielleicht gescheut oder wäre mißtrauisch
witternd ein Stück näher getrabt, um dann fortzulaufen,
niemals aber hätte es sich in eine derartige Panik versetzen
lassen.
Das konnte nur eine Ursache haben: Die Tiere Aphrodites
hatten das Feuer als Waffe kennengelernt, wahrscheinlich sogar in
der Form jener Thermostrahlen, die von Impulswaffen verschossen
wurden.
Wütend trat Omar die Reste des Feuers aus.
Diese Erklärung besaß eine ganze Menge schwache
Stellen. Wahrscheinlich würde er niemals den Grund erfahren,
weshalb die Tiere so allergisch auf das kleinste Feuer reagierten.
Eines stand nach diesem Test allerdings fest: Die Vampire besaßen
keine Intelligenz im Sinne vernunftbegabter Lebewesen, sonst hätten
sie sich nicht von der Panik anstecken lassen
- oder wären nach der Stampede zurückgekehrt, um das
Wunder zu bestaunen.
Er blickte auf, als aus dem Dschungel der Okrill hervorbrach. Mit
lautem Freudengebrüll stürzte sich Sherlock in die
verglühenden Zweige, wälzte sich darauf herum und nieste
behaglich. Danach lief er zu den getöteten Vampiren,
beschnupperte sie und wandte sich dann mit einer Gebärde des
Abscheus ab, die bei einem Tier komisch wirken mußte.
»Du meinst, ich hätte sie getötet?« fragte
Omar. »Nun, ja! Das trifft faktisch natürlich zu, aber ich
habe es nicht absichtlich getan. Es tut mir leid.«
Er zog sein Fernsteuergerät hervor und drückte die
Sendetaste.
Kurz darauf tauchte die FREEDOM I über den Baumwipfeln des
Dschungels auf und landete sicher auf der grasbedeckten Bergkuppe.
»Komm, Sherlock!« rief der Oxtorner seinem Okrill zu,
der sich wieder entfernen wollte. »Wir haben auf Aphrodite
genug Zeit vertan. Beeilen wir uns. Vielleicht ist uns das Jagdglück
im nächsten Sonnensystem hold.«
»Das kann ja heiter werden!« dachte Omar laut, als er
die Werte der Kraftfeldmessung ablas. »Drei junge, instabile
Riesensterne - und das genau auf meinem Weg!«
Kopfschüttelnd betrachtete er die Schemazeichnung des V
ermessungsautomaten. Das nächste Zielsy stem befand sich in
knapp fünf Lichtjahren Entfernung. Zog man eine Gerade von der
FREEDOM I dorthin, dann standen die instabilen Riesensterne etwa in
der Mitte der Strecke, jeder genau 1,0506 Lichtjahre von einem Punkt
dieser Verbindungsstrecke entfernt - und dieser Punkt stellte
gleichzeitig den Schwerpunkt eines gedachten Dreieicks dar, das dann
entstand, wenn man die
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