PR TB 045 Die Letzte Waffe Der Meister
haßte es, sich helfen zu lassen. Doch nun befand er sich
in einer Lage, in der ihm gar nichts anderes übrigblieb.
Mißmutig schaltete er den Gedankenprojektor ein und klemmte
sich die Kontakte an die Schläfen.
FREEDOM 1 ruft Tengri Lethos! Tengri Lethos, bitte melden! Hier
ist Omar Hawk!
Gespannt wartete er auf Antwort. Sie würde einige Sekunden
auf sich warten lassen, da alle Gedankensendungen über das
Semorgon des Ewigkeitsschiffes gingen.
Aber im nächsten Augenblick kamen die Gedankenimpulse schon
an.
Omar wurde blaß.
Er empfing einwandfrei - aber es waren die Gedanken, die er selbst
soeben auf die Reise geschickt hatte!
Noch einmal dachte er seinen Spruch - und wieder kam er zurück.
Wie ist das nur möglich? überlegte Omar. Kann es etwas
in diesem Raumsektor geben, das die mit Überlichtgeschwindigkeit
abgestrahlten Gedankenimpulse reflektiert?
Nachdem er es noch einige Male mit dem gleichen negativen Ergebnis
versucht hatte, aktivierte er den Hyperkom, wobei er eine unsinnige
Befriedigung dabei empfand, daß er dem Ha-thor beweisen konnte,
um wieviel sicherer die Anwendung ter-ranischer Technik war.
Die Befriedigung wich sehr schnell großer Bestürzung,
als auch die Hyperkomsprüche unverändert zu ihm
zurückkehrten.
Es dauerte eine halbe Stunde, bevor er seine nutzlosen Bemühungen
aufgab.
»Wir sitzen in der Tinte«, sagte er mit schiefem
Lächeln zu Sherlock.
Der Okrill blickte ihn aus seinen großen Augen ruhig an.
»Du hast recht, Sherlock«, meinte Omar Hawk, »warum
sollten wir diese Lage nicht meistern! Irgendein Ausweg wird sich
schon finden.«
Er verschloß seinen Einsatzanzug und begab sich in den
Reaktorraum. Sherlock wollte ihm folgen, aber er schickte ihn zurück,
denn falls durch den Defekt radioaktive Strahlung freigeworden war,
würde der ungeschützte Okrill möglicherweise tödliche
Verbrennungen erleiden.
Danach stieg er in den Überwachungsstand und schaltete die
Beobachtungskameras ein. Auf dem großen Bildschirm des
Kontrollpultes erschien das Innere der stillgelegten Reaktorkammer.
Omar pfiff schrill durch die Zähne, als er die verschmorten
Projektorköpfe sah. Während des letzten Linearfluges mußte
der Kalup-Konverter mehr als die doppelte Menge der normalen
Energiekapazität des Hauptreaktors angefordert haben. Offenbar
existierte die FREEDOM I nur deshalb noch, denn nur in einer Notlage
würde die Automatik die Überlastungssicherungen
überbrücken.
Aber die Überwindung dieser Notlage hatte nur eine neue
heraufbeschworen. Ohne Hauptreaktor erhielten die Triebwerke
bestenfalls so viel Energie, daß unbedeutende Kurskorrekturen
vorgenommen werden konnten. Das bedeutete: Die Space-Jet würde,
da nichts ihre vorhandene Fahrt verzögerte, immer weiter
fliegen, bis sie in zehn, hundert oder tausend Jahren von einer Sonne
eingefangen würde oder mit einem anderen Himmelskörper
kollidierte. Ohne die Energieabgabe des Reaktors konnte das
Zwischenraumaggregat nicht arbeiten und konnte das Schiff nicht so
weit abgebremst werden, daß es auf einem Planeten landete, wo
sich vielleicht eher die Möglichkeit gab, die Schäden an
den Magnetfeldprojektoren zu beheben.
Der Oxtorner dachte sekundenlang an den Spontantransmitter seines
hathorischen Einsatzanzuges. Damit würde er sich auf einen
beliebigen Planeten dieses Sonnensystems versetzen können - und
vielleicht reichte die Kapazität sogar aus, um Sherlock
mitzunehmen.
Er lachte verächtlich über diesen Gedanken.
Ein terranischer Kapitän ließ sein Raumschiff niemals
im Stich, wenn noch die geringste Hoffnung bestand, daß es
gerettet wurde - und er, Omar Hawk, war faktisch der Kapitän der
FREEDOMI...!
Es gibt noch eine Möglichkeit, überlegte er. Wenn ich
die Deuteriumzufuhr des Hauptreaktors auf Manuellbedienung umschalte
und dafür sorge, daß die Magnetfeldschwankungen durch
entsprechende Erhöhung oder Verminderung der
Kernbrennstoffzufuhr kompensiert werden, hält das Aggregat
vielleicht so lange, bis ich das Schiff auf einem Planeten dieses
Systems gelandet habe. Danach brauchte ich nur auf die Ankunft des
Hathors und Luns zu warten, denn wenn ich überfällig bin,
werden sie meinen Einsatzsektor absuchen.
Die Geschichte hatte nur einen Fehler.
Falls das Aggregat versagte, sobald die Space-Jet sich bereits im
Schwerefeld eines Planeten befand, war die Katastrophe nicht mehr
aufzuhalten.
Daran, daß die Magnetfeldprojektoren plötzlich ganz
aussetzen könnten, wagte Hawk nicht erst zu denken.
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