PR TB 045 Die Letzte Waffe Der Meister
es verstand nicht einmal den Zeitbegriff, auch wenn
es den Ablauf der Zeit ex
akt registrierte - gemessen an natürlichen physikalischen
Vergleichsabläufen.
Vielleicht suchte NK-Zeta noch in tausend Jahren.
Omar wußte, daß er machtlos war, daß er keinen
Einfluß auf die programmierten Handlungsschemata einer Maschine
nehmen konnte - und daß er entweder von der Exekutionsschaltung
oder vom Wassermangel getötet werden würde, wenn der
Wächter nicht bald eine Bestätigung für den Tod aller
Meister der Insel erhielt.
Was hatte der Wächter gesagt?
Lawepon ist für die intelligenten Rassen des Universums die
Faust, die das Tor zur Zukunft für immer zustoßen kann.
Omar Hawk hatte das Gefühl, eine Hand aus Eis krampfe sich um
sein Herz.
Die ganze teuflische Philosophie der Meister der Insel enthüllte
sich ihm plötzlich.
Der Planet Lawepon - das Konditionierungszentrum für die
Unheimlichen, die kein anderes Ziel kannten, als alle anderen
intelligenten Lebewesen des Universums auszulöschen - das war
die letzte Waffe der MdI!
Alle Renegaten aller Rassen hatten seit jeher dafür gesorgt,
daß so viele andere Wesen wie nur möglich in den Strudel
ihres eigenen Untergangs mitgerissen wurden, daß die
Erschütterungswelle sich so weit wie möglich fortpflanzte,
wenn sie bei ihrem Abtritt von der Bühne der Geschichte die Tür
hinter sich zuschlugen.
Und die Tlunx würden dafür sorgen, daß der letzte
Wille der Meister geschah - wenn sie auf Lawepon konditioniert
wurden.
Doch gerade das würde wohl kaum geschehen.
Der Oxtorner ahnte, daß die Meister der Insel in ihrem
übersteigerten Sicherheitsbedürfnis und zugleich in ihrer
unglaublichen Selbstüberschätzung einen gewaltigen Fehler
begangen hatten: Aus Furcht davor, ihre letzte Waffe könnte
durch einen Zufall voreilig und unnötigerweise »gezündet«
werden und zugleich in dem Wahn, sie würden im Falle einer
Niederlage auf jeden Fall mit dem Leben davonkommen, bau
ten sie in ihren perfekten Todesplan eine ebenso perfekte
Sicherung ein.
Die Sicherung bestand aus der Abhängigkeit der Tlunx von dem
Konditionierungszentrum Lawepon, das nur von einem
MdI - und zwar von Faktor I - aktiviert werden konnte.
Faktor I war gestorben, bevor er die entfesselte Flut der
Unheimlichen konditionieren konnte — und damit war seine letzte
Waffe stumpf geworden.
Omar Hawk vermutete, daß die Konditionierung etwas mit den
multipara-normalen Fähigkeiten der Tlunx zu tun hatte.
Vielleicht mußten sie auf Lawepon verstärkt oder
»aufgeladen« werden, vielleicht erloschen sie ohne die
Konditionierung sogar völlig.
Andererseits erschien es dem Oxtorner absolut unklar, inwiefern
die Fähigkeiten der Tlunx überhaupt von einer
Konditionierung durch die MdI abhängen sollten. Diese seltsamen
Kreaturen hatten ihre Fähigkeiten schließlich im Verlauf
einer wahrscheinlich Millionen Jahre umfassenden Evolution erhalten.
Aber die Tatsache bestand nun einmal. Ansonsten wären die
Zwerge überhaupt nicht nach Lawepon gekommen.
Er seufzte.
Sofort erhob sich Sherlock aus seiner Ecke, in der er bisher die
meiste Zeit über geruht hatte. Das Tier stieß ein rauhes
Husten aus, eine Art explosives, tief aus der Kehle kommendes Bellen.
Es war ratlos.
»Nur ruhig Blut, alter Junge!« flüsterte Omar.
»Wir werden auch diese Lage meistern; in der Vergangenheit sah
es schließlich oft genug aussichtslos aus!«
Der Okrill bewegte ruckartig den Kopf auf und ab, als wollte er
die Worte seines Herrn durch heftiges Nicken bekräftigen. Seine
Krallen rissen tiefe Furchen in den Metallplastikbelag des Bodens.
Anschließend lehnte Sherlock sich gegen die Lautsprecherwand
und scheuerte seinen Rücken an den Gitteröffnungen.
»Nein!« schrie Omar, der voraussah, was nun geschehen
mußte.
Sein Warnruf kam zu spät.
Anscheinend hatte der Wächter - oder derjenige, der ihn
konstruierte - niemals mit dem aktiven Widerstand eines Gefangenen
gerechnet; und das war nicht einmal falsch gewesen, denn Gefangene
wurden von Fesselfeldern festgehalten. Da der Okrill nur als dummes
Tier eingeschätzt worden war, hatte niemand angenommen, er
könnte Schaden anrichten.
Die Lautsprecherwand erwies sich als millimeterdünne
Stahlblende.
Als Sherlock merkte, wie die Wand unter seinem Druck nachgab,
sprang er erschrocken zurück.
Aber der Schaden war bereits angerichtet.
Hinter den Dehnungsrissen der eingedrückten Wand kam ein
Gewirr von schlangengleich gewundenen, strahlenden Feldleitern
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