PR TB 058 Das Verbotene Sonnensystem
zuverlässige und ausgesuchte
Leute. Nun muß ich feststellen, daß ich mich geirrt habe.
Und da fragen Sie, Kensington, was ich zu tun gedenke? Wie soll ich
den Gefahren dieser Welt begegnen, wenn mich meine Männer im
Stich lassen?" Er sah in Richtung der Leute, die noch immer bei
dem Stein standen, auf dem der umgewandelte Patterson gesessen hatte.
"Sehen Sie sich die Kerle doch an, Kensington. Sie können
es kaum noch abwarten, in irgend etwas verzaubert zu
werden. Sie haben bereits vergessen, daß sie Terraner sind."
"Seltsam, wirklich seltsam", erwiderte Kensington, ohne
dem Blick des Kommandanten zu folgen, "daß sich f ast alle
wünschen, fliegen zu können. Wir sind es gewohnt, mit
vieltausendfacher Lichtgeschwindigkeit von Stern zu Stern zu eilen,
und doch steckt in uns allen die heimliche Sehnsucht nach dem
geräuschlosen und schwerelosen Gleiten mit eigenen
Flügeln. Plötzlich sind wir mit der Möglichkeit
konfrontiert, daß dieser heimliche Wunsch erfüllt werden
kann. Verstehen Sie denn nicht, Oberst, daß es kaum einen
Menschen gibt, der dieser Versuchung widersteht - besonders dann,
wenn es keinen anderen Ausweg zu geben scheint?"
"Aber es gibt doch einen, Kensington! Wir können uns
wehren..."
"Die Mystaner haben unseren Antrieb blockiert, und
wahrscheinlich bringen wir kein einziges Geschütz der TAIGA mehr
dazu, auch nur einen Schuß abzugeben. Der Funkbetrieb ist schon
lange ausgefallen, bis auf kurzreichenden Telekombereich. Daß
noch eine gewisse Menge Energie zur Verfügung steht, haben wir
nur der Großzügigkeit unserer Gegner zu verdanken. Nein,
Oberst, ich glaube nicht, daß wir einen Angriff der Mystaner
wirksam abwehren können. Und aus dieser Situation heraus sollten
Sie die Lage beurteilen."
"Sind Sie der gleichen Ansicht?" fragte Geldern die
Astronomin. Geben auch Sie auf?"
Rena Stonehill nickte zögernd.
"Wenn Sie es so nennen wollen - ja."
Geldern wandte sich zum Gehen.
"Ich glaube, Leutnant Barnat vom Einsatzkornmando denkt
anders darüber. Und mit ihm noch ein paar andere Männer.
Wir werden sehen.
Kensington blickte hinter ihm her.
"Hoffentlich begeht er jetzt keinen Fehler", murmelte er
besorgt.
Am frühen Nachmittag desselben Tages verließ die
"Strafexpedition", wie Geldern das Unternehmen getauft
hatte, die Umzäunung. Es handelte sich um zwei Flugpanzer mit
schwerer Bewaffnung und drei offene Jeeps, in denen die Männer
des Einsatzkommandos saßen. Leutnant Barnat hatte sich mit
zwanzig Offizieren und Mannschaften dem Kommandanten zur Verfügung
gestellt und versichert, daß sie lieber sterben würden,
als sich der Willkür der Mystaner auszuliefern. Außerdem
hatte er darauf hingewiesen, daß es ihm schließlich schon
einmal gelungen war, einen Mystaner zu töten - jenen Vogel am
Meeresuf er, den er geschossen hatte.
Jetzt konnte er, seiner Meinung nach, wieder stolz darauf sein.
Die Zurückbleibenden sahen ihnen mit gemischten Gefühlen
nach.
Geldern saß in dem Jeep, der die Kolonne anführte. Mit
den Piloten der beiden Shifts stand er in Funkverbindung. Er
erinnerte sich seiner Begegnung mit dem Doppelgänger und befahl
den Kurs nach Süden. Das war außerdem bisher unbekanntes
Gelände, wenn man von der Luft her aus auch hatte beobachten
können, daß es dort Hügel und Wälder gab.
Leutnant Barnat saß neben Geldern. Er fuhr selbst. Auf den
hinteren Sitzen lagen die Waffen, entsichert und griff bereit.
"Sie dürfen den Wissenschaftlern ihre Haltung nicht
nachtragen", begann Leutnant Barnat ein Gespräch, als die
Fahrzeuge fast einen Kilometer gerollt waren. "Sie sind keine
Soldaten, und sie haben keine so harte Ausbildung mitgemacht wie die
Männer des Einsatzkommandos."
"Aber sie sind Terraner, Leutnant", wies Geldern ihn
zurecht.
Barnat wunderte sich selbst, daß er die Wissenschaftler so
verteidigte. Er wußte nicht, daß er vom Unterbewußtsein
dazu gedrängt wurde, denn indem er ihre Haltung zu beschönigen
versuchte, hob er sich und seine Zuverlässigkeit um so mehr
heraus.
"Auch die Besatzungen der beiden anderen Schiffe waren
Terraner, wenn sie auch den Fehler begingen, sich den Mystanern zu
unterwerfen. Diesen Fehler begehen wir nicht, Sir. Aber sehen Sie
sich doch diesen Romanovsky oder Kensington mal an! Keinen Mumm in
den Knochen, nur lauter Kompromißbereitschaft und Schwäche.
Von Miß Stonehill will ich erst gar nicht reden. Polders
scheint ja ziemlich neutral zu sein, aber für den Arzt würde
ich meine Hand nicht ins Feuer
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