PR TB 058 Das Verbotene Sonnensystem
Polders - was Neues?"
"Nichts, Sir. Im Moment läuft alles reibungslos.
Vielleicht hat es sich nur um eine vorübergehende Störung
gehandelt, der wir allerdings auf die Spur kommen sollten. Solange
wir die Ursache nicht festgestellt haben, kann sich ein solcher
Vorgang jederzeit wiederholen. In entsprechender Situation wäre
das sehr unangenehm. Wir müssen den Fehler finden - oder
umkehren."
"Und selbst die Umkehr ist in Frage gestellt - nicht wahr?"
Kurze Pause.
"Allerdings, Sir. Wenn der Linearantrieb völlig
ausfällt, können wir nur hoffen, daß die USO
Suchkommandos ausschickt. Haben Sie noch keine Funkverbindung
erhalten können?"
"Leider nicht. Auch da ist etwas faul. Sind mir ein wenig
zuviel Zufälle auf einmal, Doktor."
Dr. Polders reckte seinen massigen Körper.
"Wenn es Zufälle sind, Sir", sagte er ruhig.
Das Innere der gewaltigen Raumkugel war in viele Abteilungen
untergliedert. Jede einzelne hatte ihre bestimmten Aufgaben und
arbeitete mit den anderen Sektionen zusammen. Alle standen durch
Interkom miteinander in Verbindung. Bei einer Besatzung von
fünfhundert Männern und einigen Frauen gab es genug
Offiziere und Wissenschaftler, die sich nicht einmal dem Namen nach
kannten. Wieder andere hatten sich nur auf den Bildschirmen der
InterkomGeräte gesehen und kannten sich beim Namen. Persönlich
waren sie sich vielleicht noch nie begegnet.
Die TAIGA war eine Welt für sich.
Von ihrer lebensfeindlichen Umgebung unabhängig, durchquerte
sie die unermeßlichen Weiten des Universums. Mit der Heimat
verband sie nur der Hyperfunk - wenn er funktionierte. Die
Lebensmittelvorräte reichten für viele Jahre. Atemluft und
Trinkwasser wurden von komplexen Anlagen ständig regeneriert.
In der Antriebszentrale trat Chef ingenieur Dr. Polders vom
Bildschirm des Interkoms zurück. Er drückte auf einen Knopf
und schaltete das Gerät ab. Er ging quer durch den Raum und ließ
seine massige Gestalt in einen Kontursessel fallen. Der Physiker
mochte etwa fünfzig Jahre alt
sein, hatte eine Glatze und lebhafte, intelligente Augen. Er war
mindestens zwei Meter groß.
Er blieb fast fünf Minuten in dem Sessel sitzen, dann stand
er auf und ging kurzentschlossen wieder zum Interkom. Er drückte
auf den Knopf, der die Verbindung zur Astronomischen Abteilung
herstellte. Auf dem Bildschirm erschien das Gesicht eines
dunkelhaarigen, schlanken Mädchens. Sie mochte etwa
sechsundzwanzig Jahre alt sein und war sehr hübsch.
"Doktor Stonehill", sagte Polders und strich sich nervös
über die Glatze_Ich habe auf dem Bildschirm feststellen können,
daß wir uns einem Stern nähern. Können Sie mir
Näheres darüber mitteilen?"
Die Astronomin schien über die Frage erstaunt zu sein und
meinte:
"Noch nicht. Die Entfernung beträgt immerhin noch einige
Lichttage. Warum interessieren Sie sich dafür?"
"Es ist nur eine Art Vermutung", antwortete Polders
zögernd. "Wir haben Sorgen mit dem Antrieb. Ich dachte, es
könne vielleicht mit dem Stern zusammenhängen. Fragen Sie
mich nur nicht, wie ich darauf komme. Ich weiß es selbst nicht.
Ich sagte ja schon - eine Vermutung, mehr nicht."
"Soll ich eine Spezialuntersuchung anordnen?" fragte Dr.
Stonehill. Wie Sie ja wissen, ist das normalerweise nicht üblich.
Bei näherem Passieren stellen wir lediglich den Spektraltyp der
Sonne fest und vermerken ihn in den Karten. Spezialuntersuchungen
finden nur auf besondere Anweisung statt. Sie sind berechtigt, eine
solche Anweisung zu geben."
"Das weiß ich selbst", sagte Polders nicht gerade
freundlich. "Teilen Sie mir das Ergebnis sofort mit, wenn Sie
fertig sind. Und beeilen Sie sich."
Sie zog erstaunt die Augenbrauen hoch.
"Freundlichkeit ist nicht gerade Ihre Stärke, Doktor."
Polders begann wieder seine Glatze zu bearbeiten.
"War nicht so gemeint, Doktor Stonehill. Aber ich habe
Sorgen, ernsthafte Sorgen. In unserer nahezu perfekten Zivilisation
kommt es selten vor, daß ein Teilchen versagt. Das scheint
diesmal der Fall zu sein. Der Kalupkonverter streikt."
Über das Gesicht der Astronomin huschte Erschrecken. Dann
nickte sie.
"Ich werde mich sofort mit der Spezialanalyse des Sterns bef
assen. Ich gebe Ihnen Nachricht, sobald ich nähere Einzelheiten
weiß. Bis dann..."
Der Bildschirm wurde dunkel.
Polders schaltete das Gerät ab und setzte sich wieder. Er
wußte, daß er sich auf die Astronomische Abteilung
verlassen konnte. Man konnte sich auf jede Abteilung des Schiffes
verlassen. Alle waren mit ausgesuchten Leuten
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