PR TB 069 Menschen Aus Der Retorte
verriet, wie angestrengt er nachdachte, um hinter
den Sinn von Isikos Frage zu kommen. Schließlich zuckte er die
Schultern.
„Ich verstehe nicht ganz, was Sie meinen, Major. Diese
,Operation Cappin’ ist doch nur eine positronische Fiktion.“
Lordadmiral Atlan beugte sich unvermittelt vor. Seine Augen fingen
die von Martin Tomsic ein, und seine Stimme klang raun, als er
fragte:
„Professor Tomsic, wollen Sie etwa behaupten, Sie wären
nicht über die Aussagen des Neandertalers und die Ankunft von
achttausend Cappins im solaren Todessatelliten informiert?“
Tomsics Gesicht wurde plötzlich grau. Nach Atem ringend,
lehnte er sich zurück. Sein hochgezüchtetes Gehirn hatte
den Sinn von Atlans Frage und die Bedeutung der noch nicht
ausgesprochenen Antwort innerhalb eines Sekundenbruchteils intuitiv
erfaßt.
Kaitos Isikos sprang auf, lief zum Getränkeautomaten und kam
mit einem gefüllten Becher zurück. Er hielt ihn dem
Professor an die Lippen.
„Trinken Sie! Das ist Whisky!“
Martin Tomsic nahm einen kräftigen Schluck, dann verzog sich
sein Gesicht, und er schüttelte sich.
„Pfui Teufel! Das Zeug ist lauwarm!“
Isikos lachte.
„Immerhin hat es Ihre Lebensgeister wieder angeregt. Der
Whisky mußte ja warm sein. Erinnern Sie sich nicht mehr an die
,positronische Fiktion’ Vater Lashrons. Das Kühlsystem ist
ausgefallen.“
„Aber der Eiswürfelspender nicht!“ brüllte
Tomsic. Ein breites Grinsen zog sich über sein faltiges Gesicht.
„Sie A.“, sein Blick fiel auf Sita Ferrea, und er zuckte
zusammen, „. Sie ABC-Schütze, Sie!“
„Bringen Sie mir auch einen Whisky - mit viel Eis!“
sagte Sita Ferrea, als Isikos mit Tomsics Becher zum
Getränkeautomaten zurückging. Ihre Stimme vibrierte.
„Mir das gleiche, Major!“ befahl Atlan.
Der Arkonide wartete mit halbgesenkten Lidern, bis Kaitos Isikos
ihm seinen Whisky reichte. Ohne etwas zu sagen, schüttelte er
die Eiswürfel, bis sie glasig wurden. Dann trank er zwei
Schlucke und setzte den geleerten Becher ab.
„Es ist also tatsächlich wahr“, murmelte er. „In
einigen tausend Jahren wird die USO sich um ,Irreguläre’
kümmern
- und Vater Lashron würd indirekt durch mich erfahren, daß
es eine ,Operation Cappin’ gegeben hat.“
„Und wir werden mit Zeitstromregulatoren in die Zukunft
reisen können, Lordadmiral“, warf Sita Ferrea ein. Sie
runzelte die Stirn. „Wie ist es mit Vater Lashrons
,Zeitmaschine?’ Sie scheint mir noch größere
Möglichkeiten zu bieten.“
„Er verweigert die Auskunft, Mylady“, erklärte
Major Isikos.
Lordadmiral Atlan lächelte.
„Wahrscheinlich aus gutem Grund. Aber eines Tages werden wir
die Auskunft von ihm erhalten.“
Er schwang mit seinem Sessel herum, so daß er genau auf die
Kontrollwand von „Vater Lashron“ blickte.
„Schalten Sie die Kommunikationsgeräte ein, Major!“
Isikos gehorchte. Die Kontrollampen flammten auf, und eine müde
klingende Stimme sagte:
„Lordadmiral Atlan. Ich grüße Sie, Sir.“
„Ich erwidere den Gruß, Oberst Barghes. Wir sind zu
dem Schluß gekommen, daß Ihre Berichte auf Wahrheit
beruhen, so unglaublich sie klingen. Würden Sie mir bitte alles
noch einmal erzählen - von Anfang an. Ich möchte die
Gelegenheit haben, Zwischenfragen zu stellen.“
„Selbstverständlich, Sir. Aber es wird einige Zeit
dauern.“
Und Lashron Barghes alias Vater Lashron berichtete. Nach
vierzehneihhalb Stunden beendete Lashron Barghes seinen Bericht.
Atlan fühlte sich wie zerschlagen. Es war nicht die Müdigkeit
- davor bewahrte ihn sein ständig arbeitender Zelleaktivator -,
sondern die Fülle von Informationen und die Art dieser
Informationen, die einen Durchschnittsmenschen weit überfordert
hätte.
Der Arkonide trank seine Tasse leer und blickte zu Admiral Sita
Ferrea hinüber, die ihre Augen nur mühsam offenhielt.
„Ich denke, das war für heute genug. Vielen Dank,
Oberst Barghes. Haben Sie einen Wunsch?“
„Nur einen einzigen, Sir. Bereiten Sie meiner sinnlosen
positronischen Existenz ein Ende. Löschen Sie mich.“
Atlan stand langsam auf.
„Ich kann Sie verstehen. Aber sinnlos. Sinnlos ist Ihre
Existenz keineswegs, Vater Lashron. Warum, glauben Sie, hat Anderson
Sidni-Stem sich geopfert?“
„Er glaubte, damit das Zeitparadoxon rückgängig
machen zu können, Sir. Was, wie Sie sehen, nicht gelungen ist.“
„Das denken Sie, Vater Lashron“, sagte der Lordadmiral
leise. „Sie dürfen nicht erwarten, daß eine
Aufhebung des
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