PR TB 074 Strafkolonie Erde
hinten. Dort, wo die Mesarier sind!"
Wir bogen in einen Gang ein, der aus schwarzen Balken bestand, die
waagrecht auf eine durchbrochene Doppelmauer gelegt waren. Efeu
wucherte über allem. Der bittere Rauch brennender Fachwerkhäuser
zog vor unseren tränenden Augen vorbei. Dann wieder kreischende
Schreie und rohe, laute Kommandos. Einmal fuhr ein Pfeil eine
Handbreit vor meinem Gesicht vorbei und bohrte sich in die Mauer.
Odysseus stieß von der Seite auf uns. Der Helmbusch war
weggebrannt, das Gesicht und die Hände bis zu den Ellbogen
hinauf geschwärzt. Er hielt uns auf und fragte laut:
„Wohin?"
Ich knurrte:
„In die Schatzkammer, Freund. Dort muß... "
Er faßte mich kurz um die Schulter und beendete:
„... dort muß der Schlüssel zum Olymp sein. Die
Mesa-rier haben ihn auch schon gesucht. "
Überall lagen Bewußtlose, Verwundete und Sterbende,
Tote und Betäubte. Wir mußten förmlich, je näher
wir dem Zentrum der ausgedehnten Palastanlage kamen, über
Menschen steigen. Ein langgezogenes, qualvolles Stöhnen hing wie
schwerer Rauch zwischen den Mauern.
„Grauenhaft!" rief Odysseus. „Vermutlich ist
Menelaos jetzt glücklich, wenn er seine gealterte Helena wieder
in seine Arme schließen darf. Widerlich!"
„Überall ist Zerstörung!"
Wir gingen schnell weiter, und ich wandte meinen Paralysator so
oft an, wie ich konnte. Wir kamen nach hundert Metern, in denen wir
die Galerie verließen, drei kleine Plätze überquerten
und durch eine glimmende Fensteröffnung kletterten, an einen
runden Turm, der unversehrt war. Er sah aus wie ein Erdhügel,
riesige Quadern waren mit Efeu und anderen Kletterpflanzen bis zur
völligen Unkenntlichkeit überwuchert. Ich stolperte; vor
mir lag ein toter Mesarier. Ein zweiter lag quer vor ihm mit einem
abgebrochenen Speer im Zwerchfell, um dessen Schaft sich die Hände
des Mannes klammerten. Der Ithaker trat wütend nach einem Helm,
der scheppernd über den Boden kollerte.
„Hier. Die Schatzkammer. Auch Menelaos wird in Kürze
eintreffen, um sich zu holen, was ihm gehört. "
Die Tür bestand aus Bohlen, die dick waren wie ein
Männerschenkel. Sie waren mit breiten Eisenbändern
aneinander befestigt, aber vom Schloß lief eine starke, etwa
sechs Meter lange Kette weg. Sie endete in einem Ring, der in einen
Reifen von Handbreite geschmiedet war. Dieser Reifen lag um den
faltigen Hals eines alten Mannes mit weißem Haar, einem
verwilderten Bart und roten, triefenden Augen. Er stand vor der Tür,
wankte hin und her und sah uns an. Aus seinem Mund kamen lallende,
unmodulierte Laute.
„Man hat ihm die Zunge abgeschnitten", erklärte
Phi-loktetes.
Ich bückte mich, zog den Strahler aus dem Stiefel und
entsicherte den Abzug, dann fraß sich ein bleistiftdünner
Strahl durch die Kette in der Nähe des Halsringes.
„Du bist frei!" schrie Odysseus ungerührt und
drohte mit dem Schwert. „Renne, was du kannst! Schnell!"
Völlig verstört stolperte der Mann davon, mit beiden
Armen durch die Luft rudernd, als wolle er durch den dichten Rauch
davonfliegen. Ich verstellte den Winkel des Strahls, zielte lange und
schoß dreimal. Schloß, Kette und Widerlager barsten in
einem Feuerball.
„Atlan, der Blitzeschleuderer", sagte Philoktet voller
Bewunderung.
Hinter uns, aus einem Flügel des Palastes, drang eine Gruppe
von etwa einem Dutzend Männern hervor. Ich sah die Zeichen auf
ihren Schilden und wußte genau: Die letzten Mesarier.
Ich schob den ungesicherten Strahler in den Stiefel, holte aus und
trat die Tür ein. Dann, als sie sich gelockert hatte, riß
ich sie heraus und warf sie zur Seite; plötzlich schien ich
Riesenkräfte zu haben.
Du bist noch nicht am Ziel, sagte mein Extrahirn.
Hinter den Mesariern - ich traute meinen Augen nicht -rannten
Aieta Demeter und einige ihrer Amazonen. Die Mädchen waren bis
zur Unkenntlichkeit im Eisen schwerer Rüstungen versteckt, und
Demeter trug eine Lanze, die nicht viel kleiner war als die des Ajax.
Jetzt erreichten mich die Mesarier und bauten sich in einem Halbkreis
auf.
„Keine Eile", sagte ich und fügte m Interkosmo
hinzu: „Wir fliegen auf alle Fälle im gleichen Schiff. "
„Du fliegst sicher nicht!" sagte einer der Männer.
„Ich bin sicher, daß ich fliege", sagte ich und
hob mein Beil etwas an. „Ich will keinen Kampf mit euch, auf
keinen Fall! Aber ich kämpfe, wenn es sein muß!"
Einer der Männer holte aus und warf sein Kampfbeil, aber ich
wich nach links aus, riß meinen Strahler hervor und
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