PR TB 074 Strafkolonie Erde
nach oben drehende Flamme,
vermischt mit vielfarbigem Rauch, zum Himmel schlug. Das Wimmern und
das Schreien hatten aufgehört. Troj a schien bereits gestorben
zu sein.
Wir standen da, die Helme unter den angewinkelten Armen. Wir sahen
uns an; unsere Gesichter waren sehr ernst.
„Was ist jetzt zu tun?" fragte Philoktetes leise.
Ganz in der Nähe brannte prasselnd und funkensprühend
eine Palastmauer.
„Ich werde mir ein Pferd nehmen und zum Ufer reiten",
sagte ich.
„Nein", sagte Odysseus. „Warte bitte. In drei
Tagen gibt es hier keinen Trojaner mehr, es sei denn, er habe sich
versteckt oder er ist griechischer Gefangener. Und es gibt hier
keinen einzigen Griechen mehr. "
„Gut", sagte ich und steckte das Steuersegment in den
Gürtel. „Ich werde warten. Wo schlafen wir eigentlich?"
Philoktet grinste müde.
„In den Schiffen, Atlan Toxarchos."
Der nächste Morgen schien alle vorherigen Geschehnisse
schlagartig zurückgebracht zu haben: Das Lager der Griechen
bestand wieder. Allerdings in leicht veränderter Form. Etwa
eintausend Schiffe lagen in der Brandung. Eine ungeheure
Menschenmenge bewegte sich zwischen den Schiffen.
Die Beute aus Troja war gewaltig.
Gold und Menschen, Sklavinnen und Waffen, Männer und edle
Metalle... ein gewaltiger Zug nahte, von bewaffneten Griechen
bewacht.
„Die letzten Mesarier", sagte Odysseus, „haben
ihre Beute auf ein kleines Schiff verladen, darunter sechs junge
Sklavinnen aus Troja. Sie sind vor kurzer Zeit in See gegangen. Atlan
latros. "
Ich nickte und sah den langen Zug an. Frauen trugen ihre Kinder,
und Männer keuchten unter der Beute der Griechen zu den
Schiffen.
„Ich habe es gedacht", sagte ich.
„Mußt du sie nicht verfolgen?" fragte Odysseus.
Wir standen in der Nähe seiner Schiffe; es war geradezu
wohltuend, wie wenig sich Odysseus an der Plünderei und an der
Verteilung der Beute beteiligt hatte. Er nahm sich sogar liebevoll,
aber vermutlich zähneknirschend, der Hekabe an, der Gattin des
niedergemachten Priamos. Die Greisin schlief friedlich, von zwei
Männern beschützt, im Heck eines der Schiffe.
„Ich werde sie verfolgen" sagte ich. „Aber als
Halbgott bin ich ein gutes Maß schneller als ihr Schiff."
„Wo segeln sie hin?"
„Nach Kreta", sagte ich.
„Ist dort das Schloß, zu dem du den Schlüssel
hast?"
„Ja, dort ist es. "
Meine Hunde hatten, von mir herbeibefohlen, den schweren Schild
zum Gleiter geschleppt und dort deponiert. Das Versteck der Maschine
war nicht entdeckt worden, und ich wußte, daß nur noch
Stunden - höchstens ein Tag - vergehen würden, dann war das
Ufer wieder leer. Im Augenblick ging eine heftige Dünung, und
der Wind blieb ziemlich stark und blies landwärts, so daß
die Schiffe nicht auslaufen konnten. Überall wurden die Schiffe
beladen, überall zankte man sich um die Sklaven und das Gold.
„Eine Frage", sagte ich und lehnte mich gegen einen
Wagen, der gerade abgeladen wurde.
„Ja?"
„Was geschah mit Helena? Hat Menelaos sie niedergeschlagen?"
Odysseus grinste breit, aber hinter der Grimasse spürte ich
die bittere Verachtung des Mannes.
„Laß dir berichten", sagte er leise. „Sicher
kennst du die Griechen, aber das wird selbst dich in Erstaunen
versetzen: Nach dem Tod von Paris ging Helena mit atemberaubender
Geschwindigkeit in die zärtlichen Hände des Dei-phobos
über. Vor dessen Haus machte Menelaos den betrunkenen Deiphobos
nieder, und seine Wut war noch nicht vergangen, als er auf Helena,
die Herrliche, stieß. Er hat sich, vom Anblick und noch mehr
von den Erinnerungen übermannt, augenblicklich neu in sie
verliebt. Und dafür haben wir zehn Jahre Krieg geführt...
ist der Unsinn noch zu übertreffen?"
Ich schüttelte den Kopf; das überstieg meine
Erwartungen.
„Außerdem - ich habe sie im Sonnenlicht gesehen - ist
sie um etwa zwanzig Jahre gealtert. Noch nie sind wegen einer Greisin
so viele gute Männer gestorben", sagte Odysseus.
Ich drehte mich um und bemerkte, daß sich die Schiffe
füllten und die langen Reihen der Wartenden lichteten.
„Wann geht ihr in See?" fragte ich.
Odysseus spuckte aus und murmelte:
„Wir haben noch ein Opfer zu bringen; jede Reise hat
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