PR TB 074 Strafkolonie Erde
werde ich auch in Troja sein, Atlan.
Ich habe viel, sehr viel von dir gehört. Das Meer ist voll von
den Schiffen der Griechen. "
Wir setzten uns.
„Das Schloß, für das du den Schlüssel
gesucht und gefunden hast, ist vernichtet, nicht wahr?" fragte
der weißhaarige Mann. Seine Stimme hatte sich nicht verändert,
und noch immer stand ich unter dem Bann der ruhigen Autorität,
mit der Kolchis mit mir sprach. Was wußte er? Oder besser: Was
wußte er nicht?
„Ja. Meine Hoffnungen und meine Arbeit - alles war
vergeblich."
„Nein", erwiderte er mit Bestimmtheit.
„Wie meinst du das?" fragte ich, leicht unruhig
geworden.
„Du bist, Atlan Toxarchos, kein Grieche, sondern mehr und
anders als die Griechen oder Trojaner. In dieser Welt wartet eine
riesige, schwere Arbeit auf dich. Du wirst viel leiden und viel
sehen, viel erleben; Schönes und Häßliches. Du wirst
töten und verletzt werden. Aber die Menschen, mit denen du
zusammenwarst, werden sich an dich erinnern, weil du ihnen hilfst. Du
wirst dich -und das haben mir die Götter in ihrem wunderbaren
Ratschluß gesagt - dieser Aufgabe nicht entziehen; das ist der
Sinn deines Hierseins. "
Ich preßte meinen Rücken gegen den Stein und sagte
gepreßt:
„Kolchis! Woher weißt du dies alles? Woher hast du
diese Sicherheit?"
Er atmete schwer und murmelte, dann aber wurde seine Stimme klar.
Kolchis sagte langsam:
„Reden strengt mich an, aber ich muß jetzt zu dir
reden.
Die Menschen werden dir von allen Seiten hilfesuchend die Hände
entgegenstrecken, denn in dir werden sie die Hoffnung sehen und eine
besondere Art von Liebe. Sie werden dich anflehen, du mögest
ihnen aus dieser Wirrnis heraushelfen, du mögest den
umherirrenden Geistern das klare Licht der Wahrheit zeigen.
Hohe Gesinnung, wie ich sie an dir kenne und sie dir in reichem
Maß wünsche, zeigt sich erst, wenn du schlechte
Erfahrungen machen wirst und dennoch im Geben fortfahren wirst. Und
das wirst du tun, viele Geschlechter lang."
Er machte eine Pause, dann sah er mir in die Augen und streckte
mir die Hand entgegen.
„Ich bin müde", sagte er. „Verlasse mich
bitte; vielleicht ist es mir noch gegönnt, nach Troja
zurückzukehren und ihnen zu helfen, die Stadt aufzubauen. Du
aber solltest schlafen - schnell und lange; der Schlaf heilt die
Wunden des Geistes. "
Wir schüttelten uns die Hände, dann stand Kolchis auf
und umarmte mich kurz mit seinen kraftlosen Armen. Er sah mir
lächelnd nach, die Hand über den Augen, als ich zurück
zum Gleiter ging. Ohne daß ich wußte, woher ich diese
Einsicht hatte, dachte ich an die Mesarier.
Xeagros als ihr Aufseher während der Verbannung mußte
erkannt haben, daß die zehn Planetenumläufe die Männer
verroht hatten, daß sie sich nicht gebessert hatten, sondern
restlos verkommen waren. In den zehn Jahren vor Troja und in Kreta
waren sie von Raumfahrern zu Abschaum geworden - also beschloß
Xeagros, als die Zeit abgelaufen war und jemand den Planeten der
Verbannung anflog, um nachzusehen, sich allein abholen zu lassen und
das Schiff zu zerstören. Rücksichtslos. Auch ein einzelner
Arkonide war ihm gleichgültig - in einigen Jahren, dachte er,
war alles vorbei, für mich wie für die anderen. An eine
Möglichkeit, daß ich überleben würde, hatte er
nicht gedacht... ich versuchte mir die Enttäuschung und die
besinnungslose Wut der wenigen Überle
benden vorzustellen, wenn sie das geschmolzene Schiff sahen.
Schlaf heilt die Wunden des Geistes, dachte ich bitter.
Ich kletterte in den Gleiter und betrachtete die Sammlung von
Kunstgegenständen, die ich eingetauscht hatte, in Kampfspielen
gewonnen oder als Geschenk erhalten. Dann drehte ich die scharfe
Schnauze der weißen Schale nach Westen und startete. Langsam
flog ich zurück.
Zwölf Stunden später, bei Sonnenaufgang, versank ich
neben der kleinen Insel im Wasser.
„Gebieter", sagte Rico, als ich aus der Schleuse kam,
„ein Schiff ist gelandet und wieder gestartet, aber du hast
meine Signale nicht beantwortet. "
Ich lächelte resigniert.
„Ich war damit beschäftgt, eine Stadt niederzubrennen",
sagte ich bitter. „Ich will jetzt nur eines: Schlaf. "
„Wie lange, Gebieter?"
Ich sah mich in der sauberen, sterilen, leblosen, kalten Umgebung
um, und plötzlich fröstelte es mich in der Tiefseekuppel.
Ich wußte: Jahre, Jahrzehnte und Jahrhunderte würden
vergehen, bis ich wieder aufwachte. Ich hörte mich reden, sah
mich wie in einem blinden Spiegel, wie ich entkleidet und auf
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