PR TB 079 Das System Der Traumsänger
durch.
Wenige Minuten später spannte sich die gekrümmte
Oberfläche von Seven über die ganze untere Hälfte des
Frontschirms. Ein heller Schein zwischen der Wolkendecke und der
Schwärze des Weltraums deutete die Atmosphäre an. Darüber
hing wie das Auge eines Dämons die grünlich strahlende
Sichel der Sonne Greenish.
Die FRATERNITY schwenkte in einen Orbit ein und ortete. Gespannt
warteten die Menschen, der Androide und der Maahk auf die Ergebnisse.
Und darauf, ob der Traum plötzlich abriß und sie sich
an einer anderen Stelle von ANDRO-Beta wiederfanden...
*
Eine Viertelstunde später entdeckten sie die Stadt.
Sie lag an einer Schleife eines breiten Stromes, eingebettet
zwischen grünen Hügeln, auf einem Kontinent in der Nähe
des Äquators von Seven.
Die Sektorvergrößerung zeigte niedrige Bauten, die sich
entlang von schnurgeraden Straßen gruppierten und um einen
großen Platz im Zentrum angeordnet waren. Alle Straßen
begannen an diesem Platz und endeten etwa fünfhundert Meter
außerhalb des Stadtrandes an einer ringförmigen Straße.
Dahinter begann die Hügellandschaft. An den Hängen waren
terrassenförmige Felder angelegt.
Aber weder auf den Straßen, noch auf dem Platz oder auf den
Feldern waren irgendwelche Lebewesen zu sehen. Die Stadt wirkte
steril und tot, zeigte jedoch keine Anzeichen von Verfall.
„Das ist ein Verstoß gegen unsere Verträge“,
erklärte Bruno und tastete erneut nach seiner Strahlwaffe. „Nur
auf dem Planeten Gleam war vorübergehend ein terranischer
Stützpunkt zugelassen.“
„Maa Duun...“, murmelte Kendall tonlos. „Die
Stadt des Lun-Klans.“
„Was heißt das?“ fragte Bruno erregt.
Franklin Kendall sprach weiter, als hätte er die Frage des
Maahks nicht gehört. Seine Stimme klang monoton, als spräche
er unter hypnotischem Zwang.
„Vor mehr als fünfzigtausend Jahren floh eine Gruppe
von Männern, Frauen und Kindern zum Erdmond. Sie hatten —
nach dem Krieg gegen die Haluter und der Verwüstung der Erde
— auf Luna einen Stützpunkt errichtet und konstruierten
eine Zeitmaschine.
Die Meister der Insel waren damals schon in Andromeda, hatten die
Völker der Maahks besiegt und vertrieben. Sie wollten aber auch
ihre ehemalige Heimatgalaxis beherrschen. Deshalb beunruhigten die
Forschungen des Lun-Klans sie. Sie deportierten die kleine
Menschengruppe nach ANDRO-Beta und setzten sie auf diesem Planeten
aus.
Seven besaß damals schon eine Sauerstoffatmosphäre.
Nach Überwindung der ersten großen Schwierigkeiten bauten
die Angehörigen des Lun-Klans eine neue Zivilisation auf. Sie
errichteten mehrere Städte. Maa Duun war die Hauptstadt des
Planeten.
Dann fanden sie die sogenannten Illusionskristalle, grünlich
schimmernde Kristalle mit seltsamer Wirkung. Es wurde nie ganz
geklärt, ob die Illusionskristalle den Angehörigen des
Lun-Klans nur als Spielzeug dienten oder später zu einer Waffe
entwickelt wurden. Jedenfalls erfuhren die Meister der Insel davon.
Sie wandelten die Atmosphäre von Seven atomar um, so daß
der Planet für humanoide Sauerstoffatmer unbewohnbar wurde.
Damals ist wahrscheinlich ein großer Teil des Lun-Klans
umgekommen. Der Rest wurde von den Mdl nach Gleam deportiert, einer
Sumpfwelt mit sehr ungünstigen Bedingungen für Menschen.
Die meisten Deportierten mutierten im Laufe der Zeit und
degenerierten zu halben Tieren.
Einige Hunderte oder Tausende Männer und Frauen aber zeigten
positive Mutationen. Sie wurden abermals deportiert und auf dem
Planeten Modul von den Mdl mißbraucht.
Meines Wissens lebt von allen diesen Menschen nur noch der Modul
Baar Lun — wenn er
noch lebt. Von ihm kennen wir die Geschichte seines Klans und des
Planeten Seven.“
Er blickte den Maahk abwartend an.
Bruno war offensichtlich beeindruckt von der Erzählung
Kendalls, Aber er blieb mißtrauisch, und angesichts der
Tatsachen hatte er objektiv Grund dazu. Er deutete auf die
Sektorvergrößerung, die die Stadt zeigte. „Wenn das
Maa Duun sein soll, dann müßten bestenfalls noch Ruinen zu
sehen sein, Kendall. Wie kommt es, daß eine Stadt viele
Jahrzehntausende ohne Bewohner und in einer
Wasserstoff-Ammoniak-Atmosphäre überdauert, ohne daß
die geringste Spur von Verfall zu sehen ist?“
Franklin zuckte die Schultern. Er kannte die Antwort darauf
ebenfalls nicht.
„Es gibt nur eine Erklärung“, warf Noowee Logan
ein. „Maa Duun existiert nur in einem Traum. Sie ist nicht
wirklich. Wir sollten zurückflie...“
Er stockte und
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