PR TB 079 Das System Der Traumsänger
Raumschiffes. Die Bildschirme der Panoramagalerie waren
schwarz, und auch sonst leuchteten nur wenige Kontrollen. Das Schiff
schien ohne Besatzung antriebslos durch den Raum zu fallen.
„Dieser Symbolismus ist für mich schwer durchschaubar“,
erklärte Homunk.
Franklin hatte gar nicht mehr an die Anwesenheit des Androiden
gedacht und sprang erschrocken zur Seite. Dann lachte er.
„Ich dachte schon, jemand von der Besatzung wäre
zurückgekommen.“ Homunk lachte höflich.
„Terraner haben eine komplizierte Phantasie, Franklin. Sie
finden sich schnell in der Unwirklichkeit zurecht, scheinen sie aber
leicht mit der Realität gleichzusetzen.“ „Das eine
bedingt das andere.“
Kendall setzte sich in den Sessel vor dem unverkennbar geformten
und bestückten Kommandopult. Der Sessel paßte ihm, und
wieder einmal mußte er sich dazu zwingen, imaginären
Dingen keine Bedeutung zu unterstellen.
„Wohin möchten Sie fliegen, Franklin?“ fragte
Homunk. Als Kendall ihn fassungslos anstarrte, lachte er und sagte:
„Es sollte selbstverständlich nur ein Scherz sein, aber
offenbar liegt mein Humor nicht ganz auf der terranischen
Wellenlänge.“
Franklin Kendall lachte ebenfalls.
„Sie irren sich, Homunk. Dieser Scherz hätte
beispielsweise von Eddie Burke stammen können. Es handelt sich
um den sogenannten makabren Humor.— Aber ich schlage vor, wir
starten. Wenn ich die Symbole richtig deute, bewegen wir uns damit
parallel zu unserer Wirklichkeitsebene.“
Homunk sah ihn forschend an. Wahrscheinlich überlegte er, ob
der Terraner scherzte, doch dann sah er offenbar ein, daß
Kendall seinen Vorschlag ernst gemeint hatte. Er nickte und nahm im
Sessel des Navigators Platz.
„Bitte, aktivieren Sie die Orientierungssysteme, Franklin“,
bat er. „Ich möchte unseren Standort bestimmen.“
Diesmal zögerte Kendall, aber nicht lange. Er beugte sich vor
und drückte einige Schaltplatten nieder.
Die Schirme der Panoramagalerie wurden hell und zeigten das
Sternenmeer von ANDRO-Beta.
Und eine metallisch klingende Stimme sagte: „Hier spricht
die Biopositronik. Kurs liegt an auf System Greenish. Klar zum
Linearmanöver.“
Franklin zuckte heftig zusammen und rührte sich einige bange
Sekunden lang nicht.
Danach wandte er langsam den Kopf und erkannte, daß er sich
in der Kommandozentrale der FRATERNITY befand — und daß
niemand fehlte.
Die Gesichter der Freunde waren bleich, aber ihre Augen verrieten,
daß keiner von ihnen im Banne eines Traumes war.
Doch vergebens suchte Franklin nach Anhaltspunkten, die ihm
verraten hätten, ob er diesmal die Realität erlebte oder
wieder nur träumte...
„Was ist mit dir los, Frankie?“ fragte Burke. „Du
bist ganz grün im Gesicht.“
Franklin Kendall sah von Eddie zu dem Maahk hinüber. Bruno
starrte zurück, sagte aber nichts.
„Was ist das hier?“ fragte er tonlos. „Traum
oder Realität?“
Eddie Burke wölbte die Brauen.
„Die Wirklichkeit, natürlich.“
„Kannst du mir das beweisen, Eddie?“
„Was... ? Wie denn?“
„Hau’ mir eine ‘runter, Eddie!“
Burke blickte hilfesuchend zu Homunk, dann fragte er die anderen
Söhne des Lichts: „Was sagt ihr dazu? Noowee, was meinst
du?“
Noowee Logan strich sich über sein schwarzes glänzendes
Haar und antwortete leise: „Es muß die Wirklichkeit sein,
sonst könnte die Biopositronik...“
Kendall stöhnte unterdrückt.
„Es ist zum Verrücktwerden! Ihr wirkt echt, aber
ebensogut könnte es sein, daß ich euch, Bruno und die
Biopositronik nur träume. In dem Fall...“
Er zuckte resigniert die Schultern.
„Die Schmerzprobe...“, warf Homunk gelassen ein, „...
ist kein sicheres Mittel. Man kann Schmerz ebensogut träumen.
Aber bleiben wir bei der Symboltheorie, Franklin. Wenn die FRATERNITY
wirklich existiert...“
Er unterbrach sich.
„Es ist schwierig, die treffenden Ausdrücke für
die Trennung von Traum und Wirklichkeit zu finden. Franklin, entweder
träumen Sie jetzt nicht, dann benutzen Sie das Schiff, um nach
Seven zu fliegen, oder Sie träumen, dann benutzen Sie das Symbol
>FRATERNITY<.“
„Ich verstehe Ihre sogenannte Symboltheorie nicht, Homunk“,
sagte Bruno. „Wie soll ich Ihren Vorschlag, ein bloßes
Symbol zu benutzen, verstehen?“
„Wir gehen davon aus“, erklärte der Androide,
„daß die uns aufgezwungenen Träume und die
Wirklichkeit in einer funktionellen wechselseitigen Beziehung stehen.
Traumhandlungen rufen Veränderungen der Wirklichkeit hervor,
wenn
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