PR TB 082 Söldner Fur Die Dunkelwolke
sich auf dem
schnellsten Wege auf ihre Stationen. Bevor sie jedoch noch auf ihren
Plätzen waren, erreichte sie der panische Ruf der diensthabenden
Mannschaft:
»Wir sind im Netz!«
Sie alle wußten inzwischen, was das zu bedeuten hatte. Der
Feind griff neuerlich an. Es würde hart auf hart gehen. Um Tod
oder Leben. Das tödliche Netz griff nach ihnen, hatte sie
bereits in seinen Klauen. Als Michael den Helm aufsetzte, vernahm er
aus den Kopfhörern das in Schall übertragene
Entsetzen der anderen. Die durch unkontrollierbare Emotionen
hervorgerufenen Potentialschwankungen der Gehirnschwingungen wurden
in einen Schrei der Verzweiflung umgewandelt. Nur einer bewahrte noch
Ruhe und Disziplin.
Michael Rhodan hämmerte auf die Tastatur seines tödlichen
Instruments. Panik überkam ihn erst, als er feststellte, daB die
Verteidigungsanlagen ohne Energie waren. Durch Whitackers Selbstmord
waren alle wichtigen Leitungen lahmgelegt worden. Sie konnten sich
gegen die Angriffe des Feindes nicht wehren.
Und die rötliche Pulsation ging in Weißglut über...
Die Soldatenbraut Haara plauderte weiterhin munter drauflos. Das
Schrillen der Warnanlage überschritt die Schmerzschwelle des
menschlichen Gehörs -und es mutete wie der verzweifelte
Todesschrei der gepeinigten Maschinerie an. Nur die Mannschaft von
Teiur 888 schrie nicht. Michael Rhodan und die anderen starben einen
schnellen, schmerzlosen Tod.
10.
Das »Todeserlebnis« war nachhaltig und sehr
schockierend.
Aber eines begriff Michael nicht.
Wie konnte er tot sein und dennoch einen Körper besitzen?
Um ihn war Dunkelheit - vielleicht das absolute Nichts, das
Jenseits. Aber als er an sich hinuntertastete, da spürte er die
Konturen seines Körpers.
Sein Körper war unbekleidet und kalt. Ihm war, als habe er
die gleiche Szene schon einmal erlebt. Wann war sein Körper
schon einmal so kalt gewesen, als sei er eben aus einem
Gefrierschrank gekommen?
War es damals aufTerra, als er mit Sija allein im Bungalow am
Goshun-See gewesen war? Sie hatte ihn gemalt. Als er dann sein
Bildnis betrachtet hatte, war er enttäuscht gewesen. Abstrakte
Malerei war ihm vertraut, aber was Sija damals »gemalt«
hatte, war eine Zumutung gewesen. Sie hatte ihm ein metallenes
Kärtchen hingehalten, in das Muster wie auf einer Lochkarte
gestanzt waren und hatte gesagt:
»Das bist du, Mike. Alles, was du fühlst und denkst,
liegt in diesem metaphysischen Porträt.«
Er hatte gelacht. Als er das »metaphysische Porträt«
berührte, war ihm kalt geworden. Ja, damals hatte er diese Kälte
gespürt. Und später dann wiederum. Das war bei seinem
Erwachen in dem riesigen Krankensaal gewesen. Die Krankenschwester,
die ihn dann behandelte, hatte auch angedeutet, daß er eben auf
einem Zustand erwacht war, der dem Kälteschlaf ähnelte.
Aber diesmal war er gestorben... ums Leben gekommen. Er war tot!
»Er ist wach«, sagte jemand.
»Soll ich Licht machen?« fragte eine andere Stimme.
Die erste Stimme - sie gehörte einem Mädchen - sagte:
»Ja, aber laß es
nur langsam hell werden, damit er sich an das Licht gewöhnen
kann.«
Michael merkte, wie sich die Dunkelheit aufzulösen begann.
Zuerst sah er Schemen und schwache Reflexionen eines Lichtscheins.
Seine Augen gewöhnten sich schnell an die neuen Umstände,
und er erkannte bald, daß er sich in einem Felsgewölbe
befand. Die Höhle war feucht, von der Decke tropfte unentwegt
Wasser.
Was er vorhin als Schatten gesehen hatte, waren Menschen. Fünf
Menschen insgesamt, von denen drei auf Felsbrocken saßen und
zwei vor ihm standen. Die Sitzenden waren Männer, die beiden
Stehenden waren Frauen.
»Sija«, sagte Michael, als er eines der beiden
weiblichen Wesen erkannte. Er war nicht sonderlich überrascht,
weil er plötzlich wußte, daß nichts zufällig
geschehen war.
Es war kein Zufall gewesen, daß er Sija auf Terra
kennenlernte. Es war kein Zufall, daß er sich in sie verliebte.
Es war kein Zufall, daß er ihr nach Thorum gefolgt war. Ergo:
Es war vorbestimmt gewesen, daß er als Söldner in die
Dunkelwolke kam.
Und es geschah bestimmt auch nicht zufällig, daß er das
Todeserlebnis hatte und nach seinem Wiedererwachen Sija
gegenüberstand. Er fand sich mit all dem ab, nur eines wollte er
wissen: Wozu geschah dies alles?
Vor ihm stand Sija und sah genauso aus, wie er sie in Erinnerung
hatte: Groß, schlank, das lange Haar im Nacken zu einem Knoten
geschlungen, die großen Augen ein wenig verträumt in
unbestimmbare Fernen
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