PR TB 082 Söldner Fur Die Dunkelwolke
habt mich getäuscht«, berichtigte Michael.
»Als du mir gesagt hast, das Ziel der Neuen Generation ist es,
den Krieg der Weißen Armee gegen die Blauen zu beenden, da
glaubte ich, ihr seid überhaupt gegen den Krieg. Aber später
stellte sich heraus, daß ihr nur gegen das Kriegsspiel seid.
Ihr saht keinen Sinn in den Manövern, denn ihr wolltet gleich
von Anbeginn an gegen einen echten, wehrhaften Gegner kämpfen.
Und das hat die Neue Generation erreicht, nachdem sie die Manöver
als Fehlmaßnahmen entlarvt hat. Nun sah sich der Erste Telon
gezwungen, dem Druck der Neuen Generation nachzugeben und einen
wirklichen Krieg vom Zaun zu brechen. Und mein Volk wurde zum Gegner
auserkoren! Abgesehen von meinen anderen grundsätzlichen
Erwägungen, konntest du doch schwerlich annehmen, daß ich
da noch mit der Neuen Generation Zusammenarbeiten würde.«
»Ja, du hast recht.« Sija seufzte. »Ich war eine
Närrin.«
Michael legte den Arm auf die Schulter. »Wir könnten
das Kriegsbeil zwischen uns begraben. Glaube mir, daß die
getroffene Entscheidung für euer Volk die beste Lösung
bringt.«
Sija schüttelte seine Hand ab.
»Das kann ich eben nicht glauben«, sagte sie. »An
meiner Meinung, daß wir Telonier kämpfen müssen, um
unseren Fortbestand zu sichern, hat sich nichts geändert. Es
wird sich auch in Zukunft nichts daran ändern, und ich werde
meine Ansichten durch Taten verfechten. Die Neue Generation wird
weiterhin für den totalen Existenzkampf eintreten.«
Sie blickte Michael an und sah schnell wieder weg.
»Es ist daher besser, wenn wir uns trennen, Mike. Das ist
nicht persönlich gemeint - aber zwischen uns liegen Welten, Lebe
wohl.«
Sie rannte davon, ehe Michael etwas sagen konnte. Er blickte ihr
kopfschüttelnd nach.
»Da bekommt dieses Volk die einmalige Chance, seine Zukunft
vollkommen
neu zu gestalten, und dann gibt es einige Extremisten, die wollen
diese Chance zunichte machen.«
»Vielleicht gehört das dazu«, sinnierte Dyro.
»Ein Volk kann nicht darauf hoff eh, daß seine
Entwicklung nur durch äußere Einflüsse bestimmt wird,
es muß auch seine innere Struktur ständig regenerieren.
Und zur inneren Strukturabwandlung können Extremisten wie Sija
beitragen. Egal ob sie recht handeln oder nicht, sie machen dem Volk
zumindest bewußt, daß es ständig wachsam sein muß.
Das hat den Teloniern bisher gefehlt.«
»Dyro, ich staune über dich«, stellte Michael
fest. »Brauche ich dir eigentlich zu sagen, wie sehr du dich zu
deinem Vorteil verändert hast.«
»Das brauchst du nicht, Mike, ich merke es selbst mehr als
jeder andere«, sagte Dyro. »Es ist, als stecke ich in
einer neuen Haut.«
»Das stimmt zum Teil. Du hast abgenommen. War das Dilias
Verdienst?«
Sie lachten alle drei. Jedoch ihrer Fröhlichkeit haftete ein
Zwang an.
»Was bedrückt dich, Michael?« wollte Dyro wissen.
»Nichts. Was sollte mich auch bedrücken?«
Dilia erhob sich mit der Entschuldigung: »Ich will mal
sehen, ob es hier Beeren gibt.«
»Was ist es also«, schloß Dyro an seine Frage
an. »Jetzt kannst du sprechen.«
»Was hast du mit ihr vor, Dyro?«
»Mit Dilia?«
»Ja. Willst du sie mit ins Imperium nehmen?«
»Nein.«
»Aber du kannst sie nicht einfach sitzenlassen. Ich glaube,
sie liebt dich.«
»Ich weiß. Wir haben uns ausgesprochen.«
»Und?«
»Wir beide bleiben in der Dunkelwolke.«
»Ich freue mich, daß du dich so entschieden hast«,
sagte Michael. Und er meinte es so. Er wirkte nicht mehr bedrückt.
»Ich habe mich darum gesorgt, was aus Dilia wird.«
»Ich bleibe nicht nur wegen Dilia«, sagte Dyronius
Klein. »Eigentlich war etwas anderes für meinen Entschluß
ausschlaggebend. Die Telonier haben mir viel gegeben, und ich meine,
daß ich ihnen vielleicht einiges zurückzahlen kann...«
Dilia kam zurück. Ihre Taschen waren mit dunkelblauen Beeren
gefüllt. Sie breitete sie auf dem Boden aus. Dann aßen sie
alle drei. Und warfen Steine in den See, bis die Sonne von Telon 1
hinter den Baumriesen verschwand.
ENDE
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