PR TB 082 Söldner Fur Die Dunkelwolke
erschreckend
zugleich.
Es stellte sich nämlich heraus, daB alle Völker, die
eine progressive Entwicklung aufweisen, sich in einem ständigen
Existenzkampf befinden. Um dieses Phänomen auf einen Nenner zu
bringen, erstellten unsere Forscher eine Formel: Gefahr ist die
Quintessenz des Lebens. Die Lösung hieß: Durch Krieg zum
Fortschritt. Als die Verantwortlichen unseres Volkes das Ergebnis der
wissenschaftlichen Forschungsarbeit anerkannten, dauerte es nicht
mehr lange, bis der Plan zur Bekämpfung unserer geistigen
Stagnation verwirklicht wurde. Wie dieser Plan aussieht, kannst du
dir denken.
Ein Krieg wurde ins Leben gerufen, und Terraner, jene
kämpferischen Intelligenzwesen, die geradezu prädestiniert
für diese Aufgabe schienen, wurden als Söldner
verpflichtet.«
Michael versuchte, das Gehörte zu verdauen, aber es klang so
irreal, so wirklichkeitsfremd, daB es schwerfiel, sich damit
zurechtzufinden.
Ein hochentwickeltes Volk, das geistiges Ermüdungserscheinungen
zeigte, beschwor einen künstlichen Krieg herauf, um sich neue
Lebensimpulse zu geben! Es klang phantastisch. Aber immerhin, es
zeigte sich, daß die Telonier die Wurzel des Übels erkannt
hatten. Ein Volk, das nicht um seinen Fortbestand kämpfte, geht
dem Untergang entgegen. Die Erkenntnis der Telonier war also richtig,
aber ihre Maßnahmen gegen das übel waren dagegen unbedingt
falsch.
»Das ist also der Grund, warum Terraner als Söldner
verpflichtet wurden«, sagte Michael. »Abgesehen davon,
daß es noch andere, wirkungsvollere Formen des Kampfes um die
Existenz als den Krieg gibt, verstehe ich nicht, wie die Telonier
davon profitieren wollen, wenn andere für sie in den Krieg
ziehen.«
»Genau diese Ansicht vertreten wir von der Neuen
Generation«, pflichtete Sija ihm bei. »Die Jugend des
Telonischen Reiches hat erkannt, welchen grundlegenden Fehler der
Erste Telon begangen hat. Deshalb haben wir eine Widerstandsbewegung
ins Leben gerufen. Die Neue Generation wird es nicht zulassen, daß
die senilen Alten unsere Zukunft zerstören. Wir stellen uns
nicht gegen die Ansicht, daß Existenzkampf die Quintessenz des
Lebens ist, aber wir meinen, daß der Erste Telon den falschen
Weg eingeschlagen hat.«
Michael nickte. »Darin stimme ich vorbehaltlos mit euch
überein. Die Verantwortlichen eures Volkes verfolgen mit diesem
Krieg zweifellos einen guten Zweck, aber ebensogut könnten sie
damit auch das Verhängnis über euch bringen. Wie wollt ihr,
die Neue Generation, dieses Verhängnis abwenden?«
»Wir haben schon etwas unternommen, von dem wir uns viel
versprechen«, sagte Sija. »Wir haben dich geholt.«
***
»Das ist sehr schmeichelhaft. Aber was versprecht ihr euch
von meiner Hilfe. Und - was könnte ich tun?«
Sija senkte den Blick und sagte zögernd: »Du bist der
Sohn eines der mächtigsten und weisesten Herrscher in der
Galaxis. Außerdem bist du ein Vertreter der jüngeren
Generation. Du müßtest unsere Probleme am ehesten
verstehen können. Deine Jugend und deine Abstammung veranlaßten
uns, dich um Unterstützung zu bitten.«
Michael wagte nicht, die anderen anzusehen. Er wußte, daß
jetzt aller Blicke auf ihn gerichtet waren und daß sie eine
Stellungnahme von ihm erwarteten. Aber er konnte nichts sagen. Er
fürchtete, daß jede Äußerung von ihm
überheblich und abfällig, wenn nicht gar belustigt
geklungen hätte. Die Telonier hatten ihn zu sich geholt, weil er
der Sohn eines erfolgreichen und klugen Mannes war. Wie der Vater, so
der Sohn, das besagte schon ein altes Sprichwort. Jeder aufgeklärte
und halbwegs intelligente Mensch wußte, was von Sprichwörtern
dieser Art zu halten war. Und was tat die Neue Generation der
Telonier? Sie erhob dieses Sprichwort kurzerhand zum Lehrsatz - so
schien es zumindest.
Es war erschütternd, mit welcher Naivität die Telonier,
Establishment ebenso wie die Revolutionäre, ihr Schicksal
handhabten.
»Wirst du uns helfen, Mike?« erkundigte sich Sija
ängstlich.
Michael lächelte ihr zu. »Ich werde es versuchen,
Mädchen.«
»Danke«, sagte sie erleichtert, kam zu ihm und küßte
ihn.
»Es wird Zeit, daß er zurückkehrt«, rief
Deron gereizt.
Michael löste sich aus der Umarmung. »Du solltest
deinen Freund nicht mehr als nötig reizen.«
»Ich würde es ganz gerne tun«, sagte Sija mit
maliziösem Lächeln. »Aber er hat leider recht. Du
mußt zurück.«
»Mir brennen noch eine Menge Fragen auf der Zunge...«
Sija unterbrach ihn. »Die wirst du dir auf später
aufheben
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