PR TB 082 Söldner Fur Die Dunkelwolke
Gefahr nur
synthetisch geschaffen wurde, daß sie
keinesfalls existenzbedrohend war, dann würde das Volk sagen:
>Wozu die Anstrengungen?« und würde die
Aufrechterhaltung des bisherigen Status verlangen. Die Öffentlichkeit
darf die Wahrheit nie erfahren. Sie muß glauben, daß
jeden Augenblick wieder eine Bedrohung von außen in die
Dunkelwolke eindringen kann. Nur dann wird ihr Geist rege bleiben,
werden sie wachsam sein.«
»Und deshalb sind wir Gefangene«, meinte Michael.
»Gefangene der Glückseligkeit«, sagte Sija und
zeigte Michael, was sie darunter verstand.
Michael durchlebte tatsächlich eine schöne Zeit. Diese
Insel auf Telon 1 war ein Paradies, und die Menschen, die darauf
lebten, bildeten eine harmonische Einheit. Selbst Dyronius Klein
paßte hinein.
Michael hatte an ihm einige verblüffende Veränderungen
festgestellt. Dyro war nicht mehr der verzogene Junge. Er eiferte
Michael nicht mehr nach, versuchte nicht, ihn zu kopieren, sondern
hatte seine eigene Persönlichkeit entwickelt. Sie sagte: »Der
Krieg hat einen Mann aus ihm gemacht.«
Michael wollte sich damit nicht abfinden und fand bald die wahre
Ursache für Dyros Wandlung heraus. Sie hieß Dilia und war
die ehemalige Soldatenbraut der Blauen Armee. Wahrscheinlich hatten
der Krieg und Dilia zusammen aus Dyro einen Mann gemacht.
Aber auch die erfreuliche Wandlung Dyros konnte Michael nicht
vergessen machen, daß es noch Probleme gab. Eines davon war
persönlicher Natur. Sija hatte gleich zu Beginn ihres
Zusammenseins gesagt:
»Oh, Liebling, ich wußte, daß du uns helfen
würdest. Ich wußte es von dem Augenblick an, als ich von
Perry Rhodans heroischen Taten erfuhr. Sein Sohn mußte ganz
einfach...«
Michael unterbrach sie. »Ich habe überhaupt nichts zur
Beendigung des Krieges beigetragen«, sagte er.
Und dies war die bittere Wahrheit. Er hatte nicht mehr als jeder
andere Söldner geleistet. Nur seinem berühmten Vater war es
zu verdanken gewesen, daß er zu den »Eingeweihten«
gehörte.
»Danke, Dad«, murmelte er vor sich hin, als er allein
war. »Ob es mir jemals gelingt, deinen Schatten zu überwinden
und es aus eigener Kraft zu etwas zu bringen? Vielleicht werde ich
deinen Namen ablegen und ganz von vorne anfangen müssen.«
Das war das persönliche Problem, das allerdings nicht hier in
der Dunkelwolke entstanden war, sondern beinahe so alt wie Michael
selbst war.
Das andere Problem war schwerwiegender. Es betraf die Telonier.
Sie hatten sich aus der Stagnation befreit. Die Weisen hatten
erkannt, daß der Weg in die Zukunft beständig bergab
führte und schließlich in einen Abgrund münden würde.
Sie hatten noch rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergriffen. Doch der
Schuß konnte auch nach hinten losgehen.
Es war die Methode, die die Telonier gewählt hatten, um ihr
Volk vor dem Untergang zu bewahren, die noch verhängnisvolle
Auswirkungen nach sich ziehen konnte. Die Telonier hatten Krieg
gespielt und damit Erfolg erzielt.
Einen Erfolg freilich, der nicht von Dauer sein konnte. Das mußten
sich auch die Weisen des Ersten Telon sagen. Also mußten dem
Volk weiterhin lebensspendende Impulse gegeben werden. Und was lag
näher, als den einmal beschrittenen Weg weiterhin zu
beschreiten.
Und an diesem Punkt wurde die Angelegenheit zu einem Problem, das
in weiterer Konsequenz nicht nur die Telonier betraf, sondern auch
die ganze Galaxis. Der Erste Telon konnte nicht auf die Dauer
Telonier und terranische Söldner, bunt gemischt, gegeneinander
kämpfen lassen. Es war ein Scheinkampf, denn die Opfer wurden
immer wieder neu zum Leben erweckt. Abgesehen davon, daB die Soldaten
spätestens nach der fünften Wiedererweckung nicht mehr an
die Version von »Verwundung mit anschließender Genesung«
glauben würden. Es bestand die Gefahr, daß dieser
künstlich hervorgerufene Existenzkampf zu einer ständigen
Einrichtung wurde, dessen Sinn und Zweck verlorenging. Es gäbe
dann zwei Möglichkeiten für die Telonier:
1. Sie nehmen den »Existenzkampf«
als notwendiges Übel auf und verfallen in den Lebenstrott von
früher, der sie dem Abgrund zutreibt. Nur daß es dann eben
als ständige Einrichtung das saft- und kraftlose Kräftemessen
gibt.
2. Die Telonier finden Gefallen am Kampf - ihr
schlummernder Aggressionstrieb wird geweckt -, und sie tragen den
Krieg in die ganze Milchstraße.
Beide Entwicklungen wären nicht wünschenswert. Und weil
sich Michael darüber Gedanken machte und nach einer Lösung
suchte, wachte er an diesem Morgen
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