PR TB 082 Söldner Fur Die Dunkelwolke

mit
zwanzig Seelen. Man könnte annehmen, daß dieser
Super-Computer die Vorzüge einer Positronik mit denen
vernunftbegabter und zu Gefühlen fähiger Lebewesen gerade
ideal vereinigte. Aber das stimmte nicht. Denn gerade die zwanzig
Gehirne der Telonier, die dem Super-Computer eine »Seele«
gaben, verhinderten die Ausschöpfung aller Möglichkeiten.
Ihr Denken und Fühlen verlief in jenen ausgefahrenen Gleisen,
die die Telonier an den Rand des Untergangs geführt hatten. Die
zwanzig vergeistigten Wesen waren mit ihrem Hang zur Tradition die
Hemmung des Ersten Telon.
    Und sie waren es auch, die den absoluten Krieg als einzigen Ausweg
aus
    dem Dilemma sahen. Sie wollten den schlummernden Aggressionstrieb
ihres Volkes wecken, die Gewalt kultivieren, um die Kultur zu retten.
Sie ließen dabei außer acht, daß die Züchtung
der Gewalt ohne biologischen Sinn war. Ein Beispiel: Wenn ein Löwe
tötet, dann aus Hunger, nicht aus Mordlust. Seine Neigung zur
Gewalt hat also einen biologischen Sinn. Ein Löwe ohne
Aggressionstrieb wäre zum Tode verurteilt. Das mochten die
vergeistigten Wesen des Ersten Telon auf ihr Volk bezogen haben. Wenn
der Telonier nicht zu kämpfen lernt, dann wird er untergehen.
Die menschlichen Symbionten hatten nur eines nicht beachtet - sie
waren keine Tiere, sondern Intelligenzwesen. Auch Intelligenzwesen
brauchen ihren Existenzkampf, aber dieser sollte sich nicht im Töten
zeigen. Intelligenzwesen sollten kämpfen, ohne zu töten.
Ihre Waffe ist ihr Geist, sie können diese Waffe auf vielen
Gebieten einsetzen - zum Beispiel im Einklang mit ihrem Forscherdrang
zu forschen, das ist eine Möglichkeit, den Aggressionstrieb
abzureagieren.
    Freilich könnte der Erste Telon dem entgegenhalten, daß
die terranische Menschheit ebenfalls weit davon entfernt war, ihren
Aggressionstrieb auf dem Gebiet der friedlichen Forschung
abzureagieren. Darauf wäre zu antworten, daß der Kampf der
Terraner beinahe schon einen biologischen Sinn besaß. Denn die
Terraner hatten natürliche Feinde, sie wurden von allen Seiten
bedrängt. Die Telonier hatten es in dieser Beziehung besser,
denn sie waren unbelastet.
    Natürlich wären sie, die Inkarnation der
Friedfertigkeit, im Dschungel der Galaxis bald verloren, wenn sie
sich nicht zu wehren wüßten. Aber eines ist gewiß:
Die Natur läßt ihre Kinder nicht im Stich. In der Stunde
der Bewährung würde sich bei den Teloniern der
Selbsterhaltungstrieb melden. Das Synthetische und Widernatürliche
jedoch geht im Kosmos unter. Die Geschichte der Erde kennt viele
Beispiele. Wer kann behaupten, daß es einst jene monströsen
Gestalten aus der griechischen Mythologie nicht tatsächlich
gegeben hat? Vielleicht waren die Zentauren und Zyklopen
Fehlentwicklungen und mußten daher von der Existenzebene
verschwinden...
    Michael schweifte sehr weit aus, als er Orar, dem 3. Telon, anhand
von Beispielen den verhängnisvollen Irrtum der Telonier vor
Augen führen wollte. Aber er hoffte, daß er mit diesen
Ausführungen wenigstens einen Teilerfolg erzielen konnte.
    Und das schien ihm schließlich auch gelungen zu sein. Denn
Orar gab zu, daß viele der Entscheidungen des Ersten Telon auch
ihm selbst recht zweifelhaft erschienen. Und so war es den anderen
ergangen.
    »Warum widersetzt ihr euch dem Ersten Telon dann nicht?«
fragte Michael.
    »Weil wir ihm bisher blind vertrauten«, gab Orar zur
Antwort.
    Damit war es für Michael klar, daß nicht die Telonier,
sondern der Erste Telon zur Einsicht gebracht werden mußte.
    Wenn dies nicht möglich war, ja, dann mußte der Erste
Telon mit seinen eigenen Waffen geschlagen werden.
    »Kann ich auf Ihre Hilfe rechnen?« erkundigte sich
Michael bei Orar.
    »Es geht um den Fortbestand meines Volkes - Sie haben
natürlich meine
    volle Unterstützung«, erklärte Orar feierlich.
    »Dann bringen Sie das telonische Flaggschiff in den
Eastside-Sektor der Galaxis. In das Reich der kriegerischen
Blues-Völker.«
    Das war die Situation, als Michael Rhodan mit Ras Tschubai zurück
auf das Flaggschiff der Telonier teleportierte.
    ***
    Nachdem Ras Tschubai wieder entmaterialisiert war, sagte Michael
Rhodan zu den Teloniern: »Der Großadministrator des
Solaren Imperiums weigerte sich, die Kriegserklärung
anzunehmen.«
    Die mehr als hundert Telonier, die sich im Audienzsaal des
Flaggschiffes versammelt hatten, bestanden aus Mitgliedern aller
dreizehn Führungsränge. Die meisten von ihnen nahmen
Michaels Nachricht unbeeindruckt auf. Sie wußten, daß,
wenn