PR TB 085 Satans Universum
war dies eine optische Täuschung, zurückzuführen
auf die starke Krümmung der Oberfläche an dieser Stelle.
„Das ist der Diplomatenpalast“, erklärte Chapman
so leise, daß es die anderen Passanten nicht hören
konnten. „Hier findet man Vergnügungenjeder Art, aber
auchjederzeit ein ungestörtes Plätzchen, wo man
Besprechungen abhalten kann.“
„Und wie wollen Sie Arthur Sillo finden?“ wollte der
Siganese wissen.
„Ich habe so meine Methoden“, wich Chapman aus. „Und
seien Sie bitte wieder das possierliche Schoßtierchen, wenn wir
den Diplomatenpalast betreten. Sonst sind wir geliefert.“
„Ich frage mich, warum mich nicht schon der Cyborg an Bord
des Zubringers entlarvt hat“, meinte Raul Samson.
„Darauf gibt es eine einfache Antwort. Er hat Ihre
Gehirnwellen überprüft und festgestellt, daß Ihre
Intelligenz ungefähr der eines Haustiers entspricht.“
Als Chapman durch das Hauptportal die Halle der dreihundert Meter
durchmessenden Glaskuppel betrat, stellte er sofort fest, daß
seit seinem letzten Besuch einige Änderungen vorgenommen worden
waren. Es schien sich nur um notwendige Renovierungen zu handeln,
aber Chapman gemahnte sich dennoch zu doppelter Vorsicht. Charlotte
hatte bei dieser Gelegenheit sicherlich einige Warn- und
Beobachtungssysteme erneuern lassen.
In der Halle herrschte eine vornehme Stille, wie man sie in
Bibliotheken antraf. Nur wenige Menschen hielten sich hier auf, die
sich leise unterhielten. Der tiefe Kunstgrasboden schluckte jeden
Schritt, die Dämmplatten der Wände und der Deckejeden Laut.
Chapman ging zum Informationsschalter, der von einem Cyborg mit
Armprothesen besetzt war.
Als Chapman vor dem Schalter stand, baute sich um ihn ein
Schutzschirm aus flimmernden Partikeln auf, der keinen Laut nach
draußen ließ.
Der Cyborg wandte sich ihm zu.
„Bitte schön, Sir?“
„Ich hatte mit einem Geschäftsfreund eine Verabredung,
doch habe ich leider den Zeitpunkt verpaßt“, erklärte
Chapman. „Könnten Sie mir helfen, ihn zu finden?“
„Gerne, wenn Sie mir eine Personenbeschreibung mit
Berücksichtigung besonderer Merkmale geben, werden wir den
Aufenthalt Ihres Geschäftsfreundes ausfindig machen.“
Es war bezeichnend für die Gepflogenheiten auf dem
Asteroiden, daß der Angestellte sich nicht nach Namen
erkundigte. Namen hatten hier keine Bedeutung, man konnte sich einen
falschen zulegen, oder erst gar keinen nennen. Aber Chapman besaß
leider nichts anderes als den Namen seines „Geschäftsfreundes“.
Er setzte ein bedauerndes Lächeln auf.
„Sein Name ist Zerczan“, sagte er dann, „er ist
einer aus dem Volke der Blues. Leider kann ich keine besonderen
Merkmale von ihm nennen, denn für mich sieht ein Blue wie der
andere aus.“
„Zerczan“, murmelte der Cyborg und beschäftigte
sich mit dem Eingabeelement seines Computers. „Das sind
herzlich wenig Angaben, Sir. Wir haben zwar nicht viele Blues zu
Gast, aber ... mal sehen, was sich machen läßt. Blues:
blaue Hautfarbe, linsenförmiger Kopf, vier gleichmäßig
verteilte Katzenaugen, Kehlkopfmund, sechsfingerige Hände ...“
„Ach,ja-er ist Gataser“, fügte Chapman schnell
hinzu. Chapman wußte vom Hörensagen, daß Zerczan dem
größten der Blues-Völker angehörte.
„Gataser“, murmelte der Cyborg, als der Bildschirm des
Computers bereits aufleuchtete.
Der Cyborg wandte sich wieder Chapman zu. „Ich glaube, Sie
haben Glück. Es befindet sich
tatsächlich ein Blue bei uns, der sich Zerczan nennt. Welche
Vereinbarung sollen wir für Sie mit ihm treffen?“
Chapman hatte einen Blick auf den Bildschirm werfen können,
bevor der Cyborg die Transferierung in den Speicher vornahm. Er hatte
darauf einen Blue gesehen, der in einer abgeschlossenen Kabine
3-D-Billard spielte. Sein Partner war niemand anderer als Arthur
Sillo. Chapman wußte, wo die Billardsäle lagen, deshalb
winkte er ab und sagte:
„Ich werde selbst zu Zerczan gehen. Ich kenne den Weg. Haben
Sie vielen Dank für Ihre Bemühungen.“
Chapman ging zum nächsten Antigravlift und ließ sich
zur zehnten Etage hinaufbringen.
Oben angekommen, suchte er die Bar auf und nahm auf einem Hocker
Platz, von dem er die beiden Zugänge zu den Billardsälen im
Auge behalten konnte. Der Barkeeper stand bereits seit über zehn
Jahren in Lady Ames' Diensten und hatte Chapman noch gut in
Erinnerung. Er war ein Cyborg, wie fast alle von Charlottes
Bediensteten. Aber man sah es ihm keineswegs an, denn was synthetisch
in ihm war,
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