PR TB 096 Das Mädchen Aus Dem Nirgendwo
gewesen.
Als sie schließlich aus dem Hypnoseschlaf erwachte, kam sie
sich vor wie ein wandelnder Computer. Aber dieser Zustand hielt nicht
lange an. Ihr Vater gab ihr eine Spritze und sagte: »Jetzt
wirst du alles vergessen. Dein Gehirn wird so leer sein, wie das
eines Neugeborenen. Aber dein Wissen wird etappenweise zurückkommen,
damit du Schritt für Schritt auf dein Ziel losgehen kannst. Leb
wohl, Virna.«
Erst in diesem Moment war ihr bewusst geworden, dass es ein
Abschied für immer war. Sie würde nie mehr in ihre Zeit
zurückkehren können. Aber der Schmerz darüber ging in
einem alles umfassenden Vergessen unter. Als nächstes erinnerte
sie sich daran, wie Männer in Raumanzügen sie von dem
Meteoriten fortbrachten . . .
»Du kannst nicht geahnt haben, was mich in dieser Zeit
erwartet, Vater«, murmelte sie wieder vor sich hin.
Dann sah sie plötzlich Jefferson — Burkin Jefferson,
den Mann, der all das Leid über sie gebracht hatte —,
diesen Mann sah sie plötzlich so klar und deutlich vor sich, als
betrachte sie ihn mit ganz anderen, mit fremden Augen. Sie erblickte
auch Mike und Professor Farkas und den Freihändler, der aufUmtar
in ihr Krankenzimmer gestürmt war . .. Doch diese Männer
sah sie nur unterbewusst. Sie hatte nur Augen für Burkin
Jefferson.
Ihr entging auch nicht die Bewegung, die er zu seinem Gürtel
machte. Sicher hatte er den Hass in ihren Augen entdeckt und richtig
gedeutet. Er wollte sich gegen das Urteil wehren, das sie —
VirnaToscana — über ihn gefällt hatte. Er wollte . .
. hatte aber keine Chance. Virna drückte den Abzug ihrer Waffe
lange durch. Als sie absetzte, war von Burkin Jefferson nichts mehr
zu sehen.
»Wenn ihr nicht wollt, dass es euch ebenso ergeht, dann
rührt euch nicht vom Fleck«, drohte Virna den Soldaten,
die schreckensbleich geworden waren. Diese Männer dachten nicht
an Widerstand, das war ihr augenblicklich klar. Das stärkte ihre
Selbstsicherheit.
»Freihändler«, sagte sie zu Cryjonon. »Entwaffnen
Sie diese Männer. Wenn das geschehen ist, ziehen wir uns
zurück.«
Virna begegnete dem Blick Professor Farkas’ und lächelte
ihm zu. Sie hatte erstjetzt erkannt, dass er der einzige Mensch war,
der sich wirklich für sie aufgeopfert hatte. Sie hoffte, er
verzieh ihr, dass sie ihn verkannt hatte.
Sie kreuzte auch den Blick mit Michael Rhodan. Er war immer nett
zu ihr gewesen. Aber ihm würde sie sich nicht anvertrauen
können. Er lebte sein eigenes Leben, und sie wollte es nicht
stören.
»Nehmt euch die Waffen«, sagte sie zu Mike, den beiden
Freihändlern und dem Ezialisten, von dem sich Burkes die
Unsterblichkeit erhofft hatte. »Nehmt euch die Waffen und
erkämpft euch die Freiheit. Aber wagt nicht, mir zu folgen.«
»Lorelei. ..!« Professor Farkas machte einen zögernden
Schritt auf sie zu. Da wusste sie, dass er immer noch bereit war, ihr
zu helfen.
Sie war gerührt. »Kommen Sie mit mir, Professor.
Bitte!«
Virna Toscana und Professor Farkas verschwanden spurlos. Spätere
Nachforschungen ergaben, dass sie in dem allgemeinen Chaos, das durch
die Invasion der Freihändler entstand, mit einem Gleiter
flüchteten. Es konnte auch als ziemlich sicher angenommen
werden, dass sie Ternillon nicht verließen, sondern sich
irgendwo in den Wäldern verbargen.
Drei Tage nach der Raumschlacht hatten die Freihändler die
Ordnung aufTernillon wiederhergestellt. Die Verhandlungen mit den
Eingeborenenführern des Dikza-Kultes um Vergabe der
Handelsrechte waren in vollem Gange.
Die Schiffe der Solaren Flotte hatten sich aus diesem Raumsektor
wieder zurückgezogen. Doch Perry Rhodan versäumte es nicht,
den Freifahrern offiziell den Dank des Solaren Imperiums für
ihre Hilfe im Kampf gegen die Springer auszusprechen.
Michael blieb noch aufTernillon. Er begründete seinen
Aufenthalt damit, dass er an Slims Seite bleiben wolle. Da Slim keine
Anstalten traf, nach Umtar zurückzufliegen, hatte Michael einen
guten Vorwand, seine Abreise ebenfalls hinauszuzögern. Er
machtejedoch kein Hehl daraus, dass hauptsächlich Virna Toscana
ihn aufTernillon zurückhielt. Er wollte es nicht wahrhaben, dass
sie einfach verschwunden war, ohne ihr Geheimnis preisgegeben zu
haben. Slim hatte den Schock über das Versagen seines
Cyto-Exkret-Katalysators schon ganz gut überwunden. Er schien
daraus sogar recht nützliche Lehren gezogen zu haben, sicher war
jedoch, dass er seinem Leben eine andere Wendung geben wollte.
»Ich werde den Ezialismus aufgeben«, eröffnete
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