PR TB 096 Das Mädchen Aus Dem Nirgendwo
er
Michael am vierten Tag nach der Raumschlacht.
»Wieso?« wunderte sich Michael. »Hast du deine
Ansichten über die Extra Zerebrale Integration so schlagartig
geändert, nur weil dir dieses Missgeschick widerfahren ist?«
»Nein«, sagte Slim. »Ich finde nach wie vor, dass
der Ezialismus eine nützliche,ja unentbehrliche Wissenschaft
ist. Nur ich bin nicht dafür geschaffen. Ich meine damit, dass
ich mich nicht zum Wissenschaftler eigne. Ich habe in den letzten
Tagen über mich nachgedacht und bin zu dem Ergebnis gekommen,
dass nur eines für mich in Frage kommt. Ich gehe zu den
Freihändlern.«
»Das meinst du nicht im Ernst, Slim!«
»Warum nicht? Die Freihändler sind eine Organisation,
die nach den Ereignissen auf Ternillon ihren festen Platz in der
Galaxis hat. Und über die Loyalität zum Solaren Imperium
dürfte es nun auch keine Diskussionen mehr geben. Was also
hast du dagegen einzuwenden, dass ich Freifahrer werde?«
Michael zuckte hilflos die Achseln. »Eigentlich nichts.
aber ... dein Entschluss kommt ein wenig überraschend für
mich.«
»Für mich ebenfalls«, meinte Slim lächelnd.
»Ich habe erstjetzt erkannt, dass mich ein Leben innerhalb der
vier Wände eines Laboratoriums nicht ausfüllen könnte.
Ich würde mir vorkommen wie ein gefangener Tiger. Erinnerst du
dich an die Zeit, die wir als Kinder gemeinsam auf den Molukken
verlebt haben? Daran denke ich immerzu. Ich brauche die Freiheit. Ich
möchte forschen, aber nicht in der Abgeschiedenheit eines
Laboratoriums, sondern in der Unendlichkeit des Alls. Ich möchte
die Wunder des Kosmos schauen, Abenteuer erleben — deshalb
werde ich Freifahrer.« »Hast du darüber schon mit
Cryjonon gesprochen?« »Ich habe auf der RENAISSANCE
bereits meinen Platz.«
*
Der Abschied von Slim war kurz und keineswegs schwermütig. Es
fielen nur wenige Worte, ein kräftiger Händedruck, dann
verschwand Slim im Einstiegsschacht des zweihundert Meter
durchmessenden Kugelraumers.
Obwohl Slim noch aufTernillon blieb, denn die RENAISSANCE sollte
erst in einer Woche starten, hatte Michael keinen Kontakt mehr zu
ihm. Slim ging kein einzigesmal mehr von Bord; er bereitete sich
intensiv auf sein neues Leben und seine neuen Aufgaben vor.
»Er hat das Zeug zu einem guten Freifahrer in sich«,
erfuhr Michael von Cryjonon.
Cryjonon hatte eine Suchaktion nach Virna und Professor Farkas
eingeleitet, an der sich Michael beteiligte. Obwohl Cryjonon alle
verfügbaren Kräfte dazu einsetzte, fand sich von den beiden
Verschwundenen erst zwei Tage vor dem Start der RENAISSANCE eine
Spur. Von den Dulgas erfuhr Cryjonon, dass unweit eines ihrer Dörfer
ein Mann und eine Frau gesehen worden waren. Angeblich war der Mann,
auf den die Beschreibung Professor Farkas’ passte, damit
beschäftigt, für sie beide eine Unterkunft zu bauen.
Michael glaubte, dass es sich um eine Verwechslung handle — er
konnte sich ganz einfach nicht vorstellen, dass der schwächliche
Professor schwere Handwerksarbeit verrichtete. Aber als er dann mit
Cryjonon in einem Beiboot der RENAISSANCE an der bezeichneten Stelle
landete, sah er den Psychodynamiker tatsächlich mit dem Bau
eines Blockhauses beschäftigt.
Professor Farkas, der gerade mit dem Strahl seiner Energiewaffe
einen Baumriesen gefällt hatte, wandte sich den beiden Männern
in drohender Haltung zu, als sie das Beiboot verließen.
»Ihr könnt umkehren, wir kommen nicht mit«, rief
er ihnen zu.
»Wir kommen nicht, um Sie und Virna zu holen, Professor«,
sagte Cryjonon. »Wir waren nur in Sorge und wollten uns die
Gewissheit verschaffen, dass euch nichts zugestoßen ist.«
»Diese Gewissheit habt ihr nun«, sagte Farkas kühl
und senkte die Waffe um keinen Zentimeter, die er aufMichael und
Cryjonon gerichtet hatte.
»Da kann man nichts machen«, meinte Cryjonon mit einer
resignierenden Geste. Aber .Michael erkannte, dass sich der
Freifahrer keineswegs geschlagen geben wollte.
»Nicht, Anfir«, sagte Michael schnell, bevor der
Freihändler eine Unbesonnenheit begehen konnte. »Ich
glaube, ich verstehe den Professor. Ich kann ihn sogar sehr gut
verstehen. Er ist um Virnas Sicherheit besorgt, und es scheint, dass
diese nur in der Abgeschiedenheit dieser Wildnis gewährleistet
werden kann. Habe ich recht, Professor Farkas?«
»Virna hat es wie kein zweiter Mensch verdient, endlich in
Ruhe gelassen zu werden«, sagte der Psychodynamiker. »Ich
bin gewillt, den verdienten Frieden mit allen mir zur Verfügung
stehenden Mitteln zu
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