PR TB 100 Der Kontinent Des Krieges
die
Cembalostücke von John Bull, wusste, welches Pulver und welche
Kugeln man verwendete... ich war bereit. Cis, der Falke, und Hound,
der große Wolf, waren einsatzbereit. Mein Gepäck umfasste
nur das Wichtigste. Das meiste davon konnte ich in den Satteltaschen
mitnehmen. Alles schien klar. Rico brachte mich zur Schleuse.
„Du beobachtest weiterhin den Luftraum und den Weltraum um
den Planeten“, sagte ich. ,Bei jeder wichtigen Veränderung
rufst du mich über Funk an. Ich werde dir dann die nötigen
Befehle geben, falls du nicht vollständig allein handeln kannst,
Klar?“
Der Roboter funkelte mich aus seinen leblosen Augen an und
versicherte: Jch habe begriffen. Ich wünsche dir, Gebieter, viel
Glück.“
„Und ein Schiff nach Arkon!“ sagte ich grimmig.
Im spiegelnden Glas des Gleiters betrachtete ich mich, während
das Wasser unter hohem Druck in den Schleusenraum schoss. Ich sah aus
wie Adlan d’Arcogne, der französische Edelmann, dessen
Stärke in der Kriegstaktik und dem Bau von Fernwaffen lag. In
dieser Maske konnte ich mich fast überall frei bewegen, blieb
mein eigener Herr und wurde überall, von jeder kriegführenden
Gruppe, gern aufgenommen und geschützt. Auf diese Weise würde
ich auch Helfer finden, deren Geschäft der Krieg war. In solchen
Zeiten, hatte Rico gesagt, musste man mit den Wolfen heulen - oder
man starb.
Ich erreichte die Meeresoberfläche, kämpfte gegen die
Versuchung an, mich in den Sand des Mittelmeerstrandes zu legen, und
nahm Kurs auf Deutschland. Dort, wo der Schwede, verbündet mit
Frankreich, gegen Habsburg kämpfte, waren die Frem den
verschwunden. Ich suchte auf der Karte den Platz meines Verstecks,
fand ihn und schwebte in großer Höhe darauf zu.
Endlich landete der Gleiter, und ich stieg aus. Hier sah und hörte
man nichts vom Krieg. Es war Mittag. Die Sonne beschien ein wogendes
Meer aus Nebel, das tief unter mir lag. Ich lud sorgfältig ab,
was ich brauchte. Der Gleiter schob sich rückwärts in die
Höhle hinein, und ich errichtete aus Steinen eine Mauer. Ich
verschweißte die Steine miteinander und war sicher, dass, wenn
ich die versteckte Fernsteuerung betätigte, der Gleiter
freikommen würde. Der Falke schwang sich in die Luft und
verschwand: sein Auftrag war, einen Ort zu finden, wo ich Pferde
kaufen und einige Männer anwerben konnte. Der Wolf blieb bei
mir. Ich war allein und überlegte die nächsten Schritte.
„Zuerst muss ich den Ort der Landung erreichen, die Spur
finden und dieser Spur folgen“, sagte ich laut.
Als Antwort schrie irgendwo eine Krähe. Irgendwo nördlich
vor und unter mir lagen jene kleinen Städtchen und Siedlungen,
zwischen denen die Heere und die versprengten Gruppen umherzogen und
sich bekriegten. 1630 war Wallenstein entlassen worden, zwei Jahre
später, nachdem Schweden unter Gustav Adolf eingegriffen hatte,
holte ihn der Kaiser wieder zurück. In der Schlacht bei Lützen
fiel der Schwedenkönig, und zwei Jahre später, wiederum,
ermordeten kaisertreue Offiziere den Wallenstein. Brandenburg und
Sachsen machten mit dem Kaiser ihren Frieden - und der wohl letzte
Akt dieses Dramas war ein Machtkampf zwischen Habsburg und
Frankreich. Der letzte Akt deswegen, weil kaum eine der beteiligten
Nationen die Kraft hatte, weiter Krieg zu führen. Die Länder
waren ausgeraubt, die meisten Menschen tot, das Vieh geschlachtet,
die Häuser verbrannt. Schon heute wurde verhandelt, aber bisher
ohne Ergebnis. Ich wartete. Gegen Nachmittag kam der Falke zurück,
ich stieg in die Seilschlinge, und Hound bewachte die Ausrüstung.
„Nach Fünfstetten!“ krächzte Cis. „Dort
sind Pferde. Ein leerer Hof.“
„Bringe mich hin!“ sagte ich. Wir befanden uns auf
einem Bergrücken südlich des Flusses Donau. Ich hatte
zunächst vor, mich auszurüsten und dann loszureiten. Allein
kam ich nicht weiter; es war zu riskant.Außerdem hatte ich
keine andere Möglichkeit,
mich an die Verfolgergruppe oder an die beiden Verfolgten
heranzumachen. Ich musste in der Maske eines Offiziers reiten. Der
Flug dauerte nicht lange. Der Nebel machte uns unsichtbar; Nach einer
halben Stunde setzte mich Cis inmitten einer Ruine ab. Es war ein
Gutshof, über den der Krieg hinweggerollt war wie eine
Feuerwalze. Jetzt war die gesamte Anlage nur noch eine Ruine, in der
die Kadaver einiger Tiere lagen und, wie ich kurz darauf feststellte,
auch die Gerippe einiger Gehängter an geschwärzten Balken
baumelten. Alles war voller halbverhungerter Ratten. Ich suchte
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