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PR TB 100 Der Kontinent Des Krieges

PR TB 100 Der Kontinent Des Krieges

Titel: PR TB 100 Der Kontinent Des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perry Rhodan
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und
kalt. Er trank ein riesiges Glas Fruchtsaft leer, in den er Alkohol
gemischt hatte. Er war stark geschwächt, wie immer, wenn er
versuchen musste, den Schock dieses Erzählzwanges zu
verarbeiten. Er legte ein Band ein, pegelte die Lautstärke ein
und setzte sich in einen hochlehnigen Sessel. Die Klänge der
Musik vermischten sich mit den Rufen der Frösche. Atlan dachte
daran, dass schon Friedrich von Spee diecautio criminalis geschrieben
hatte, ein Buch, das 1631 anonym in Rinteln gedruckt wurde. Er hatte
dieses Buch irgendwo entdeckt und entziffert. Er dachte auch daran,
wie sich nach und nach die Gruppe aufgelöst hatte. Die Fremden
wurden sesshaft und versuchten in der Folgezeit, den Barbaren zu
helfen, wo immer es möglich war.
    Leise war Radogarth eingetreten. Sie näherte sich dem
Arkoniden von hinten, legte ihren Arm um seine Schultern und
flüsterte: ,Und das Mädchen? Was geschah mit Radogyne?“
    Wieder tauchten vor ihm die Katzenaugen mit den silbernen Strichen
in der Iris auf, der spöttische Mund und das kurze Haar. Er
sagte leise: .Sie starb.“
    .Wie?“
    .Sie vertrug auf die Dauer einen Planeten nicht, der zwei
metabolische Ebenen unter den gewohnten Umweltbedingungen lag. Sie
siechte zuletzt dahin, und auch der Zellaktivator konnte ihr nicht
helfen, obwohl ich nichts sehnlicher wünschte. Vermutlich
starben nach zwei Jahren auch die anderen Fremden, die Heloten, wie
Radogyne sie stets nannte. Sie vertrugen die Erde nicht.
    Das Mädchen ergänzte: .Das aber hast du natürlich
nicht feststellen können. Ich bin sicher, dass Radogyne und du
irgendwo hier am Mittelmeer gelebt habt.“
    ,So ist es, Radogarth!“ sagte Atlan.
    Langsam wichen der Nebel aus seinen Gedanken und die Schwäche
in seinen Muskeln und Gliedern. Er konnte sich wieder richtig bewegen
und frei denken. Irgendwann in der Morgendämmerung lösten
sich der Mann und das Mädchen aus ihrer Umarmung und gingen
hinaus auf den Kies des Uferstreifens. Sie wanderten langsam am Ufer
entlang. Die Vergangenheit mit allen ihren trüben Erinnerungen
wich von Atlan. Die Gegenwart schob sich wieder an ihren richtigen
Platz; die Bezugspunkte wurden deutlicher und schärfer. Der Lärm
der Frösche hatte aufgehört.
    .Beginnst du dich wohl zu fühlen?“ fragte Radogarth
leise. Ihre Hände verschränkten sich.
    Ja. Ich wünschte, ich wäre nicht immer so absolut
passiv, wenn mich die Erinnerung überfällt“, sagte
Atlan.
    Sogar zwischen diesen Anfällen, von Zeit zu Zeit und völlig
unvermittelt, tauchten die Landschaften der Vergangenheit vor seinem
inneren Auge auf.
    Die Szenen offenbarten sich; voller Formen und Farben, voller
Bewegungen und Worte. Die Erinnerungen und ihre liebenswürdigere
Schwester, die Hoffnung - diese Dinge vollbrachte es, den Arkoniden
ständig zwischen dem Heute und dem Gestern zu lassen. Dadurch
wurde er geprägt, mit dieser Belastung musste er leben. Ein
Leben, das mehr als zehn Jahrtausende währte und in einzelne
Abschnitte zerfiel, die durch blinde Flecke voneinander getrennt
waren. Irgendwann wieder, vielleicht Morgen, vielleicht in drei
Monaten, würde er sich wieder erinnern.
    Noch immer funkelten in der frühen Morgendämmerung
einige Sterne. Der breite Flusslauf lag unter dem grauen Schimmer aus
Osten. Hand in Hand gingen Atlan und Radogyne...nein: es war
Radogarth, korrigierte er sich, über den Kies. Sie atm eten die
kühle Luft ein, sahen einem Fischer zu, der neben seiner Angel
döste, und beobachteten einen Zug Vögel, der dicht über
der Wasseroberfläche dahinstrich, so nahe, dass sie glaubten,
die Flügelspitzen würden das Wasser berühren und
Spuren hineinritzen. Flüchtige Spuren wie jene, die Atlan bei
seiner Wanderung durch die Zeiten der menschlichen Kultur
hinterlassen hatte. Sie kehrten zurück in ihr Haus, schlossen
den Eingang, zogen die Jalousien vor die Fenster. Musik war zu hören:
Emilio de’ Cavalieris Rappresentatione di Anima et di Corpo.
    Atlan sagte mit einem verlorenen Lächeln: ,Um sechzehnhundert
in Florenz uraufgeführt - ich habe es mehr als fünfzig
Jahre später selbst gehört.“
    .Die Gegenwart, Atlan, wird deutlicher, wenn man sie mit Dingen
aus de r Vergangenheit dekoriert.“
    .Ja“, erwiderte er.
    Sie schliefen bis zum frühen Abend. An diesem Tag erhielten
sie von dem Thanatophoben Vaskene keinen Besuch. Sie waren sehr froh,
dass er nicht kam. Er hatte alles ausgelöst.

ENDE

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