PR TB 100 Der Kontinent Des Krieges
Musketen wurden auf die Steine gelegt, und dann schrie
jemand mit kommandogewohnter Stimme:
„Wer seid Ihr?“
Ich gab zurück, während ich näher ritt:
,Adlan d’Arcogne! Ihr sucht einen Fremden, der sich verbirgt
und euch ausweicht! Ist das richtig?“
Hinter der Mauer sprang ein hochgewachsener Mann in schwarzer
Halbrüstung auf. Er trug einen schweren, flatternden weißen
Mantel. Er richtete seine Muskete auf mich, und ich ahnte, dass
dieses Instrument eine ähnliche Tarnung war wie meine Waffe. Der
Mann rief: ,Nicht feuern! Warten!“
Ohne anzuhalten, ritt ich weiter, bis ich dicht neben ihm stand.
Dann schwang ich mich aus dem Sattel. Auch dieser Fremde trug ein
körpernahes Abwehrfeld; deutlich konnte ich das leichte Flimmern
erkennen. Ich lächelte, streckte die Hand aus und ging auf ihn
zu.
Jhr sucht Vaskane?“ fragte ich ruhig.
Dieser Name bewirkte ein kleines Wunder. Der Reiter, der mich
hatte aufhalten wollen, galoppierte heran und bedrohte mich mit
seiner Waffe. Aus allen Teilen des Hofes, der mit Trümmern und
Sitzgelegenheiten übersät war, strömten Menschen
zusammen. Ich sah, wie sich der Falke von einem verkohlten Ende des
Firstbalkens in die Luft schwang und Kreise zu ziehen begann. Etwa
zwanzig Männer bildeten einen Kreis um mich und den Anführer.
Jch bin Usinas“, sa gte er leise. .Sagtet Ihr: ,Vaskane’?“
Ja.“
Wir starrten uns an. Ich nahm meinen Hut herunter, steckte die
Waffe ein und deutete dann auf die Brust des Mannes vor mir. Leise
sagte ich: .Raumfahrer! Du kannst dein Abwehrfeld ausschalten. Ich
schalte meines ebenfalls ab.“
Wir benutzten die Sprache, die man hier redete. Ich stellte fest,
dass Usinas sie fast ebenso gut zu beherrschen schien wie ich.
Verwunderte Blicke trafen mich. Eine Art gespannter Erstarrung war
eingetreten. Unruhig bewegten sich die Hände und die
Füße der Männer. Langsam sah ich von einem zum
anderen und erkannte die fünfzehn Männer. Ihre Haltung und
vor allem die dunkle Kleidung, die zu neu, zu wenig zerrissen aussah:
untrügliche Merkmale.
,Abwehrfeld.. . Vaskane. . . was weißt du?“
Ich sagte: Jch weiß ziemlich alles. Das Mädchen
Radogyne ist bei mir. Vaskane ist vor meinen Augen gestorben, kurz
nachdem ich eine Kanone auf euch abgefeuert hatte. Ich wusste damals
noch nicht, wer ihr wirklich seid. Ich bin nichts anderes als ein
gestrandeter Raumfahrer, der euch um eine Passage bittet.“
Halt! Nicht mehr! Sie müssen nicht alles wissen. Sie sind zu
tiefst misstrauisch! wisperte der Extrasinn.
,Radogyne, das Mädchen. Was weiß sie?“ fragte
Usinas.
,So gut wie nichts. Sie kennt die Koordinaten des Planeten nicht,
den ihr sucht und den Vaskane anfliegen wollte.“
Jemand flüsterte sehnsuchtsvoll: ,Algot Creosa!“
Jetzt wusste ich auch den Namen dieser Welt, er sagte mir gar
nichts. Usinas fasste mich am Arm und zog mich in den Hof hinein. Wir
setzten uns in einem großen Kreis zusammen, und dann meinte der
Anführer: „Wir sind also die letzten drei Monate im Kreis
herumgeritten und haben versucht, ein Gerücht zu fangen. Woher
wusstest du, dass wir hier sind? Nein, zuerst etwas anderes: Wir
brauchen diesen Planeten Creosa, weil unsere Welt stirbt. Es gab
mehrere Planeten als Alternativen zur Aussiedlung. Creosa war die
beste aller möglichen Welten. Vaskane und Radogyne beschlossen,
als Testkommando loszufliegen. Bis zu diesem Datum kannten die
weniger privilegierten Menschen unserer Welt Creosa nicht. Wir
verfolgten das Schiff, weil wir dadurch die Koordinaten herausfinden
konnten. Vaskane merkte, dass er verfolgt wurde und lan dete auf
diesem Grad-III-Planeten, der zwei metabolische Ebenen tiefer liegt
als die Normen unserer Heimatwelt. Er schickte den Piloten mit dem
Schiff zurück und wollte vermutlich irgendwann einen Funkruf
ausstrahlen, der seine Rückkehr ermöglichen sollte. Du hast
ihn sterben sehen?“
Ich nickte schweigend. Die Konturen und Farben des Bildes, das ich
mir gemacht hatte, waren schärfer und leuchtender geworden. Es
ging für diese Männer um einen gewaltig hohen Einsatz.
„Hast du einen Gegenstand gesehen, der etwa so groß
war... “
Usinas schilderte die Kapsel, die ich, zum Teil zerfetzt, in der
offenen Bauchwunde des Toten gesehen hatte.
Ich erwiderte: „Als ich das Funkgerät berührte,
verbrannte es zu Asche.“
Usinas beherrschte sich mustergültig. Schweigend steckte er
diesen Schlag ein. Er musste jetzt erkennen, dass sein Einsatz
umsonst gewesen war. Er besaß weder V
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