PR TB 105 Signale Auf Kanal Acht
zunächst
die Struktur der Kennworter und dann ihre Zusammensetzung zu
erforschen In diesem Sinne glich er dem Tresorrauber des Altertums,
der Tausende von Kombinationen eines Sicherheitsschlosses
ausprobierte, um endlich die richtige zu finden Nur handelte es sich
m King Pollacks Fall um mehrere Milliarden möglicher
Kombinationen Die Aufgabe wäre unlösbar gewesen, hatte er
nicht die Hilfe des Gerätes gehabt, das sein eigentliches Opfer
war Er benutzte den Zentralrechner -so, wie er jedem xanthischen
Burger zur Losung seiner Rechenprobleme zur Verfugung stand-, urn die
Milliarden von Kombinationen nacheinander zu entwickeln und sie an
den Eingangen des geheimen Speicherbereichs auszuprobieren An Hand
der ersten Erfolge, die er nach Ablauf von etwa einer Stunde
erzielte, wurde ihm klar, daI3 das Kennwortsyslem eine hierarchische
Struktur besaß Die Auffindung eines richtigen Kennwortes
erlaubte ihm Zutritt zu einem beschrankten Speicherbereich, innerhalb
dessen es weitere Kennwortniveaus gab, deren unterste ihm schließlich
Zugang zu den eigentlichen Speicherdaten verschaffte. Anstatt also
sämtliche Milliarden von denkbaren Kennwortern ausprobieren zu
müssen, konnte er sich zunächst auf die Untersuchung
einiger Millionen beschranken, bis er den Speicherbereich, nach dem
er suchte, gefunden hatte Innerhalb dieses Bereiches waren es
wiederum nur Millionen von Kennwortern, die ihm die Auffindung des
nächst niederen Bereiches ermöglichten. Nachdem er
dieseStruktur einmal erkannt hatte, war es ihm möglich, die
Suchtaktik zu program
mieren, und von da an war die Suche völlig automatisch.
Es war Mittag, als auf einem der vielen Bildschirme, die Ellsmere
vor dem Eintreffen der Verstärkung installiert hatte, endlich
die gewünschte Information aufleuchtete:
JUSTIZWESEN UND GEFÄNGNISVERWALTUNG.
Von da an war die Suche wieder manuell. Aber da Speichersysteme
gewöhnlich so angelegt sind, daß der vorhandene
Speicherraum optimal genutzt wird, und da es nur eine beschränkte
Anzahl von Möglichkeiten gibt, dieses Ziel zu verwirklichen,
fand King Pollack sich schneller zurecht, als er gehofft hatte. Um
dreizehn Uhr rief er Loo von ihrem Auslug herein und trug ihr auf, in
die Stadt zu fahren. „Ellsmere kennt deinen Wagen, auch
Hollingsworth. Wie steht's mit Niwan?" erkundigteer sich.
„Niwan kennt ihn gut - ebenso jeder seiner Begleiter",
antwortete sie.
Pollack blickte auf die Uhr.
„Sieh zu, daß du dich zwischen vierzehn und
vierzeh-neinhalb Uhr in der Straße vor dem
Untersuchungsgefängnis befindest. Laß dich von nichts
beeindrucken -es könnte nämlich ein Durcheinander
entstehen. Wenn ich Glück habe, werden unsere Leute irgendwann
während dieser Zeitspanne aus dem Gefängnis kommen, und ich
wette hundert zu eins, daß sie es ziemlich eilig haben."
Dem xanthischen Justizwesen waren Mehrfachzellen offenbar
unbekannt. Der Raum, in dem Orin Ellsmere untergebacht wurde, nachdem
man ihn durchsucht und ihm alles verdächtig Erscheinende
abgenommen hatte, maß dreimal sechs Meter und war
vergleichsweise behaglich eingerichtet. Orin dagegen wäre es
lieber gewesen, wenn er sich eine weniger luxuriöse Umgebung mit
einem Zellengenossen hätte teilen können. Seine Uhr war ihm
mit mehreren anderen Gegenständen - darunter dem Schocker und
dem Blaster -abgenommen worden. Da die Zelle weder über ein
Fenster, noch über eine Uhr verfügte, ging ihm der Sinn
für Zeit recht schnell verloren. Er nahm an, daß es
Frühstückszeit war, als plötzlich eine in der Wand
eingebaute Servierautomatik surrend in Tätigkeit trat und ihm
eine Schüssel Getreidebrei und ein großes Glas Fruchtsaft
hereinreichte. Er hatte mehrmals versucht, sich wenigstens mit den
für die Beaufsichtigung der Gefangenen verantwortlichen Leuten
in Verbindung zu setzen, indem er einfach an die Wände sprach
-in der Hoffnung, daß sich dort irgendein Aufnahmegerät
befände und daß man ihn hören werde. Es mag sein, daß
man ihn gehört hatte; aber offenbar war niemand gewillt zu
antworten.
Er versuchte, sich auszumalen, wie die Dinge sich weiter
entwickeln würden. Zuerst kam die Untersuchung. Es war möglich,
daß er den Behörden glaubhaft machen konnte, er sei ein
Anhänger des Bundes der Sucher. In diesem Fall erwartete ihn
dasselbe Schicksal wie Niwan und seine Genossen. Viel hing jedoch
davon ab, was Örek tat. Wenn er Malam freiließ, würden
die Behörden bald erkennen, daß zwei der sieben Gefangenen
weitaus mehr waren als
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