PR TB 105 Signale Auf Kanal Acht
und
ich verstehe dein eigenes System besser als selbst der klügste
deiner Techniker."
Die Augen des Vorsitzenden verengten sich.
„Du schneidest da ein gefährliches Thema an, Fremder.
Du bist Terraner, nicht wahr?"
„Ich bin auf der Erde geboren, ebenso wie meine beiden
Freunde, die deine Polizisten umzingelt haben. Unsere politische
Affilation geht niemand etwas an. Wir sind hier, weil wir von der Not
der Sucher des rechten Pfades hörten."
Die Lüge ging ihm glatt über die Lippen. Es war einer
seiner Grundsätze, niemals ohne Not von der Wahrheit
abzuweichen. Aber selbst in der Not gab es ihm innerlich einen Stich,
die Unwahrheit sagen zu müssen.
„Dir Regierung von Xanthin hat vor einiger Zeit eine
absolute Einreisepserre für alle Nicht-Xanther verhängt",
fuhr der Vorsitzende fort. „Du hast gegen dieses Gebot
verstoßen und wirst als Spion behandelt werden."
„Nicht, wenn dir deine Haut lieb ist", spottete Orin.
„Ich werde dir beweisen, wie sehr ich mich vor dir fürchte",
ereiferte sich der Vorsitzende, der allmählich seine überlegene
Ruhe verlor. „Warpotik, du befiehlst deinen Leuten, den
Unterschlupf der Fremden in Grund und Boden zu schießen,
zusammen mit den beiden Spionen, die sich darin befinden. Danach
nimmst du diesen Mann und erschießt ihn, wie ich dir
aufgetragen habe."
Er stand auf und gab zu erkennen, daß er die Verhandlung für
beendet halte. Orin durchschaute sein Spiel. Wenn er, Orin, nicht
nur geblufft hatte, dann mußte er jetzt den Beweis seiner Macht
antreten. Anhand dieses Beweises würde der Vorsitzende seine
weiteren Entscheidungen treffen. Wurde der Beweis nicht geführt,
dann waren die drei Terraner verloren -und mit ihnen die Sucher des
rechten Pfades.
Orin hob die Hand.
„Einen Augenblick", rief er so selbstbewußt, daß
Warpotik ein zweites Mal mitten in der Bewegung erstarrte.
Er zog den Radiokom aus der Tasche. Ein Knopfdruck, und Pollack
meldete sich.
„Kraftwerkverteiler", sagte Orin. Nur das eine Wort
-halblaut, so daß außer Pollack ihn niemand versteher
konnte.
Der Thronraum des Vorsitzenden hatte keine Fenster. Als die
Beleuchtung plötzlich erlosch, war es stockfinster, da die Tür
zur Empfangshalle längst geschlossen worden war. Die Klimaanlage
gab ein stöhnendes Geräusch von sich und verstummte.
Hunderte elektronischer Geräte, die den Thronraum zur
Kommandozentrale des Vorsitzenden gemacht hatten, klickten ein
letztes Mal und schwiegen dann. In die DunkelheiA gellte Orins
Stimme:
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..Es bleibti ein jeder, wo er ist! Die Vorführung dauert nur
wenige Minuten. Um mich macht euch keine Sorgen. Ich kann euch nicht
entkommen; die Tür läßt sich nicht öffnen!"
Das Schweigen hielt an, auch als die Xanther sich längst vom
Schock der ersten Überraschung erholt hatten. Was mochte in
diesen Augenblicken dem Vorsitzenden durch den Kopf gehen? Von seinen
Gedanken hing das Schicksal des Unternehmens ab, Leben oder Tod
derjenigen, die sich unterfangen hatten, Xanthin sein sorgfältigst
gehütetes Gehimnis zu entreißen, Wohl oder Wehe der
Soldaten, die den ersten Ansturm der Blues aufzuhalten hatten, wenn
der Ho-walgonium-Handel nicht unterbunden werden konnte. Seit Tagen
und Wochen hatte der Kurs der Ereignisse auf diesen einzigen
Augenblick zugesteuert, an dem sich erweisen mußte, ob Orin
Ellsmere, Major der USO und Stratege aus Verlegenheit, das Verhalten
des Gegners richtig eingeschätzt hatte.
Die Lichter flammten wieder auf. Gemächlich, um seine
Ungeduld nicht zu verraten, drehte sich Orin um, bis er den
Vorsitzenden vor sich hatte. Da sah er, daß er gewonnen hatte.
Dem Mann stand das
Grauen vor der geheimen Macht, die soeben die Energieversorgung
seines gesamten Staatswesens lahmgelegt hatte, im Gesicht
geschrieben.
Alarmgeräte summten auf. Von draußen wurde gegen die
Tür gepoltert. Mit einer Stimme, die nichts mehr von der
früheren Überheblichkeit besaß, wies der Xanther
seinen Polizisten und Mitglieder des Ministerrates an, die Leute zu
beruhigen und ihnen klarzumachen, daß die Regierung die Lage
voll und ganz unter Kontrolle habe. Dann erst wandte er sich an Orin.
„Kommen wir nun zu deinem Anliegen ...", begann er
matt.
Orins Sieg war nahezu vollkommen. Die xanthische Regierung
erklärte sich bereit, den ausreisewilligen Mitgliedern des
Bundes der Sucher ein langstreckentüchtiges Raumschiff mit
Mannschaft zur Verfügung zu stellen. Die Abreise sollte in vier
Tagen, genau am Mittag, erfolgen. Eine allgemeine
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