PR TB 107 Planet Der Gefangenen Seelen
verblüffend, weil die zur
Seite gleitenden Quader sich einfach über die angrenzenden
stülpten.
Heraus trat ein beinahe zwei Meter großer Wegoya. Außer
durch seine Größe unterschied er sich in nichts von Payo
Coq'-Inoi. Er hatte große, quergestellte ovale Facettenaugen,
die von einem dunklen Braun waren und in denen sich kein Lichtstrahl
brach. Ebenso waren die rubinroten Kristalle sei
nes Körpers ohne jedes Feuer und wirkten eher wie
rauhflächige Schuppen als wie kristalline Gebilde.
Daran glaubte Lovely zu erkennen, daß dieser Wegoya, im
Gegensalz zu Payo Coq'Inoi, keine parapsychischen Anlagen besaß.
Später stellte er dann fest, daß alle Wegoyi von
Gar-wankel diese dumpfe, rubinrote Kristallhaut besaßen und
durchschnittlich zwei Meter groß waren. Ihm wurde nach und nach
bewußt, daß Payo Coq'Inoi ein außergewöhnliches
Exemplar seiner Spezies sein mußte.
Lovely schaltete den Translator ein, den er wie einen Helm auf dem
Kopf trug, und sagte:
»Mein Name ist Lovely Boscyk. Payo Coq'Inoi aus dem großen
Geschlecht der Inois hat mich geschickt. Er sagte, die Wegoyi würden
mir Gastfreundschaft anbieten und mir den Weg zur Burg Inoia weisen.«
Der Wegoya antwortete etwas in einer fremden Sprache, das der
Translator nicht übersetzte. Da Lovely wußte, daß
der Translator die fremde Sprache erst analysieren und ins Interkosmo
übertragen konnte, wenn ihm zumindest einige Fragmente bekannt
waren, versuchte er, das Gespräch in Gang zu halten. Er redete
in Interkosmo, und der Wegoya antwortete in seiner Muttersprache.
Nach fünf Minuten konnte der Translator die erste
verständliche Obersetzung bieten.
Der Wegoya stand immer noch wie versteinert da, während er
sprach. Der Translator übertrug es simultan ins Interkos-mo:
»Seid ihr wirklich Jünger Payocoqs? Wenn ihr das
behauptet, dann müßt ihr den Beweis erbringen.«
»Ich kann nicht behaupten, ein Jünger Payocoqs zu
sein«, entgegnete Lovely etwas irritiert und vernahm
gleichzeitig, wie sein Translator die Worte in die fremde Sprache
über
setzte. »Ich möchte auch nichts beweisen müssen,
sondern die Wegoyi lediglich bitten, mich nach Inoia zu führen.«
»Aber du hast den Namen PayocoqTnoi genannt.«
»Zu Recht. Denn es war Payo Coq'Inoi, der mir sagte, ich
solle mich nach Inoia begeben und um die Gastfreundschaft seiner
Familie bitten.«
Der Wegoya starrte Lovely eine Weile an, dann sagte er:
»Aus der Tiefe sind schon viele gekommen, die ähnlich
sprachen wie du. Aber sie alle waren Heuchler, die mit Lügen
ihre räuberischen Absichten zu verbergen versuchten. Ich selbst
bin nicht gläubig, aber ich achte den Glauben der anderen, und
ich rate dir, kehre sofort um, wenn du einer der heuchlerischen Diebe
bist. Gehe dorthin zurück, woher du gekommen, ehe es zu spät
ist.«
»Ich möchte nach Inoia und bitte dich, mich
hinzuführen«, sagte Lovely fest. Zu diesem Zeitpunkt wußte
er noch nicht recht, was er von den Warnungen des Wegoya halten
sollte.
»Und du bleibst dabei, daß Payocoq zu dir gesprochen
hat?«
erkundigte sich der Wegoya abschließend.
»Er ist mir in Fleisch und Blut gegenübergestanden!«
Der Wegoya trat zurück und gab den Weg für die sieben
Freifahrer frei.
Nun erkannten sie, daß sich das Leben der Wegoyi nicht . auf
den Irrwegen zwischen den Mauern abspielte, sondern innerhalb der
langgestreckten, sich winkelig dahinziehenden Bauwerke, die sie
irrtümlich für Begrenzungsmauern gehalten hatten.
Die Freifahrer bekamen nicht viel von der Kultur und Zivilisation
der Wegoyi zu sehen, bekamen keinen Einblick in deren Intimsphäre.
Denn ihr Führer gestattete es ihnen nicht, die Wohnbereiche
seines Volkes aufzusuchen und führte sie
durch hohe, schmale Korridore und durch verlassene Räume. Sie
begegneten nur selten einem Wegoya. Aber Lovely glaubte erkannt zu
haben, daß dieses Volk in einer Art Sozialkollektiv lebte, in
dem die Güter gleichmäßig verteilt waren und alle die
gleichen Rechte und Pflichten besaßen. Das schloß er
daraus, daß die Wegoyi auf engstem Raum innerhalb der schmalen
Bauwerke zusammenlebten; wenn sie eine größere Strecke
zurücklegten, so kamen sie zwangsläufig in die
Intimbereiche ihrer Artgenossen. Die Möglichkeit, daß sich
hier Individualisten, oder gar Exzentriker entwickelten, war dadurch
praktisch ausgeschlossen.
Doch Lovely mußte bald feststellen, daß er einem
Trugschluß zum Opfer gefallen war. Die Wegoyi waren nämlich
in unzählige Gruppen aufgesplittert,
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