PR TB 107 Planet Der Gefangenen Seelen
Gegenleistung
verlangte es von uns, daß wir ihm für die Dauer unseres
Aufenthaltes die Laderäume unseres Schiffes für die Jagd
zur Verfügung stellten. Offensichtlich ernährte es sich von
Schädlingen aller Art.
Ich hätte Ayga lieber mit einigen Banknoten entlohnt, aber
davon hielt er nichts. Er deutete an, daß Geld auf Garwankel
keinen Wert besäße und nicht einmal eine harte Währung
wie der Solar gefragt sei. Auf Garwankel florierte der Tauschhandel,
für geleistete Dienste beanspruchte man ebenfalls
Dienstleistungen.
Wir waren bereits über eine Norm-Stunde in Nomwada unterwegs,
ohne daß uns Ayga sagen konnte, wann wir unser Ziel erreichen
würden; er schien keinen Zeitbegriff zu haben.
»Ich traue dieser Schlange nicht«, erklärte Oro
Masut, mein ertrusischer Leibwächter, und behielt die Hand am
Pa-ralysator, der im Gürtel unter seinem Umhang steckte.
»Kommen, kommen«, zischte Ayga und vollführte mit
seilten kurzen, knochenlosen Armen Schlangenbewegungen.
Wir hatten gleich nach dem Verlassen des Raumhafens entdeckt, daß
wir verfolgt wurden. Es handelte sich um einen Humanoiden mit
grünlicher Haut, der einem Siganesen ähn
lich sah, doch fünfzehnmal so groß war.
»Er folgt uns noch immer«, stellte Oro Masut mit einem
Blick auf das Ortungsgerät an seinem Handgelenk fest, als wir
die belebteren Bezirke hinter uns ließen und in eine finstere,
winkelige Gasse kamen. Sie war von Metallträgern und
Plastikkuppeln überdeckt, in denen vereinzelt fremdartige,
unheimliche Wesen kauerten.
»Mäßige deine Stimme, Oro«, ermahnte ich
ihn. »Sonst weiß bald ganz Nomwada, daß uns jemand
auf den Fersen ist.«
»Jemand, pah! Sie sagen das, als sprächen Sie von einem
Lebewesen, Sir. Dabei handelt es sich um einen Roboter mit einer
synthetischen Bioverkleidung.« Oro war sichtlich bemüht,
seine Stimme zu dämpfen. Aber wer das Stimmvolu-men eines
Ertrusers kannte, wußte, wie kläglich Oros Versuch, leise
zu sprechen, mißlingen mußte.
»Sie hätten meinen Rat befolgen und mehr Leute
mitnehmen sollen, Sir«, sagte Tusin Randta, der auf der FRANCIS
DRAKE als mein Dritter kosmonauti scher Offizier füngierte. »Zu
dritt können wir nichts ausrichten, wenn es hart auf hart geht.«
»Angst?« sagte ich nur.
Randta wußte selbst, warum ich die anderen Männer auf
dem 6o-Meter-Beiboot zurückgelassen hatte. Anfir Cryjonon und
Jank Grimson, die schon vor zehn Tagen auf Garwankel gelandet waren,
hatten mir über Funk geraten, nicht mehr als zwei
Begleitpersonen zu diesem Treffen mitzunehmen. Es schien, als hätten
sie eine Spur von Lovely Boscyk oder Payo Coq'Inoi gefunden. Sie
würden schon wissen, warum sie diese Bedingung stellten.
Ich befand mich noch nicht ganz vierundzwanzig NormStunden auf
Garwankel, hatte mir aber bereits ein ungefähres
Bild von dieser Stadt gemacht. Es war ein Tummelplatz für
alle nur erdenklichen Fremdrassen, ein Dorado der Halb- und
Unterwelt. Die Situation war ähnlich wie auf Lepso oder auf
Cryxtant, es herrschte uneingeschränkte Anarchie, es gab keine
Gesetze, keine Behörde, die für Recht und Ordnung sorgte,
dennoch triumphierte die Gesetzlosigkeit nicht. Trotz der Ähnlichkeit
mit Orbana, der Hauptstadt von Lepso, konnte man sie nicht mit
Nomwada vergleichen - denn Nomwada war einmalig.
Hier sah man Vertreter aller bekannten Fremdrassen - und
Angehörige von Völkern, die in der Galaxis unbekannt waren.
Man fand hier alle Wunder der Galaxis - und konnte viele unbekannte
Wunder entdecken.
Es mußte für Payo Coq'Inoi leicht gewesen se;n, in
dieser Millionenstadt unterzutauchen und seinen Verfolgern zu
entwischen. Ja, wenn ich ihm nicht die LAOKOON nachgeschickt hätte,
würden wir nicht einmal wissen, daß er nach Garwankel
geflogen war. Denn die Männer der Space-Jet, die ihn hergebracht
hatten, konnten mir bei ihrer Rückkehr nach Olymp keinerlei
Auskünfte geben. Es war so gekommen, wie ich es von Anfang an
vermutete - Payo Coq'Inoi hatte ihnen mit seinen hypnotischen Kräften
die Erinnerung an diesen Flug genommen.
Daraufhin befahl ich Anfir Cryjonon und Jank Grimson, mit der
LAOKOON auf Garwankel zu bleiben und in Nomwada Nachforschungen zu
betreiben. Ich würde das Ergebnis ihrer Bemühungen bald
erfahren.
»Wann kommen wir endlich zur Roten Rotunde, Ayga?«
erkundigte ich mich.
»Kommen, kommen«, zischte das Schlangenwesen und
tänzelte die ansteigende Straße hinauf.
Plötzlich sprang ein Schatten aus einem Hauseingang und
versperrte uns den
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