PR TB 107 Planet Der Gefangenen Seelen
die untereinander kaum
Kontakt hatten, obwohl sie Wand an Wand lebten. Wenn sie größere
Entfernungen zurückzulegen hatten und dabei nicht mit Gruppen
anderer Konfessionen in Berührung kommen wollten, so benützten
sie eine Art Transmitter.
Allerdings handelte es sich dabei nicht um technische Geräte,
sondern um Anlagen, die auf parapsychischer Ebene arbeiteten. Man
brauchte nur einen aus Steinen gebildeten Kreis zu überschreiten
und wurde an den gewünschten Ort teleportiert.
Die Freifahrer erfuhren nicht, ob das Teleporterfeld von Mutanten
aufgebaut wurde, die irgendwo in verborgenen Räumen saßen,
oder auf welche Art die parapsychischen Transmitter sonst
funktionierten. Jedenfalls waren nirgends technische Geräte
festzustellen.
Und dieses Transportmittel funktionierte einwandfrei.
Lovely Boscyk und seine sechs Begleiter wurden nach Inoia
teleportiert.
Burg Inoia, der Sitz der Inois, lag inmitten des Labyrinths von
Wegoy und war in Form eines Schneckenganges angelegt. Die Spiralen,
die sich von außen nach innen wanden, besaßen eine
Gesamtlänge von 10 Kilometern.
Die sieben Freifahrer wurden bereits von einem Dutzend Wegoyi
erwartet, von denen jeder an die zwei Meter groß war. Sie
sanken in die Knie und hielten die Köpfe gesenkt. In dem
quadratischen Raum, dessen Seitenlänge zehn Meter maß,
herrschte ein feierliches Schweigen.
Lovely Boscyk war etwas ratlos und wartete auf eine Reaktion der
Wegoyi. Doch sie lagen bewegungslos mit angewinkelten Knien auf dem
Boden und gaben keinen Laut von sich. Nur ihre regelmäßigen,
rasselnden Atemzüge waren zu hören.
Lovely fing einen fragenden Blick von Priär Hewitt auf und
zuckte die Achseln. Als das Schweigen unerträglich wurde,
räusperte er sich und sagte über den Translator:
»Ich wurde von Payo Coq'Inoi geschickt. Er versprach, daß
mich seine Familie bis zu seinem Eintreffen bei sich aufnehmen
würde.«
Er hatte kaum ausgesprochen, da erhoben sich die Wegoyi wie auf
Kommando. Ihre Facettenaugen waren auf ihn gerichtet. Ihre rubinroten
Hautkristalle schienen zu pulsieren. Einer von ihnen trat einen
Schritt nach vorn und verbeugte sich vor Lovely. Dabei sagte er mit
seiner melodischen Stimme, die der Translator nur unzulänglich
nachahmte:
»Wir werden dir alle zustehenden Ehren erweisen, Bote des
Payocoq. Und wir freuen uns, daß du uns die Rückkehr
unseres Vaters ankündigst, auf den wir schon so viele Jahre
warten.«
Lovely erkannte immer mehr, daß Coq bei seinem Volk eine
bedeutende Persönlichkeit sein mußte. Schon der Wegoya,
der sie auf Garwankel empfangen hatte, sprach ehrfurchtsvoll, wenn
auch etwas skeptisch Coqs Namen aus. Hier nun stellte Lovely fest,
daß Coq verehrt wurde wie ein Held, ein Idol. Sie nannten ihn
»Vater« und meinten damit wohl, daß er das geistige
Oberhaupt ihrer Gemeinschaft war.
Dies verwirrte Lovely. Er hatte zwar Coqs Worten geglaubt, hier
freundliche Aufnahme zu finden, aber keineswegs damit gerechnet, daß
Coq bei seinem Volk so bekannt war und offensichtlich eine bedeutende
Rolle spielte. Er versuchte nun, sein Verhalten den Umständen
anzupassen.
»Payo Coq versicherte, daß er mir bald nach Garwankel
folgen würde«, sagte Lovely.
»Er kommt also bald aus der Tiefe zurück«, sagte
der We-goya, was den Umstehenden ein verzücktes Raunen
entlockte. Er wandte den Kopf ab und fragte zögernd: »Als
dir Payocoq erschien, hast du ihn da mit eigenen Augen gesehen, oder
hat sich seine Erscheinung nur in deinem Geist widerspiegelt?
Hast du mit ihm Worte gewechselt, oder hat er nur im Traum zu dir
gesprochen?«
»Ich habe ihn vor mir gesehen, ich habe ihn berührt«,
antwortete Lovely. »In meinen Träumen ist er mir nie
erschienen, aber er versprach, mir den Weg zum Ursprung meiner Träume
zu zeigen.«
»Du hast ihn berührt!« rief der Wegoya verzückt.
Die Umstehenden gaben unverständliche Laute von sich, die sich
wie ein elegischer Gesang anhörten.
»Du hast ihn gesehen, du hast mit ihm gesprochen, du hast
ihn berührt!« rief der Wegoya wieder, wobei er den Kopf
gesenkt hielt. »Er hat dir gesagt, seine Rückkehr ins
Land der gefangenen Seelen würde bald stattfinden. Und er hat
dich geschickt - dich, unseren Retter!« Jetzt hob er den Kopf
und blickte mt seinen unergründlichen Facettenaugen in Lovelys
Richtung. »Wenn du wahr sprichst, dann mußt du Payocoqs
Bote sein. Ich bezweifle deine Worte nicht, aber — hat dir
Payocoq kein Eikennungszeichen mit auf den Weg gegeben?«
»Doch«,
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