PR TB 109 Das Unsichtbare Netz
vorbeizurasen.
Schließlich fiel sie abrupt in den Normalraum zurück,
drei Millionen Kilometer über der Bahnebene der Planeten und
anderthalb Millionen Kilometer von Kasuir entfernt.
Guy Nelson schaltete alle entbehrlichen Systeme ab, wie es vorher
ausgemacht worden war. Relativ zum Rückkehrpunkt hatten sie
keine Fahrt, doch das galt nicht im Hinblick auf die Sonne Makolith,
ihre achtundzwanzig Planeten und deren zahlreiche Satelliten.
Die Menschen an Bord des Schiffes blickten beeindruckt auf den
blaustrahlenden Sternenriesen, gegen den Sol wie ein Tropfen
flüssiges Gold gewirkt hätte.
»Was für eine Sonne!« sagte Mabel.
Perry Rhodan beobachtete die Leuchttafel, auf der die von den
Meßinstrumenten ermittelten Feinwerte erschienen.
»Sehr jung, sehr groß und sehr kurzlebig«,
stellte er fest. »Makolith ist höchstens hundert Millionen
Jahre alt und dürfte nach Ablauf weiterer hundert Millionen
Jahre zehn Prozent seines ursprünglichen Wasserstoffs verbrannt
haben. Dann wird die Gravitation ihn zusammenziehen, wodurch
Temperaturen entstehen, die erneut zur Zündung führen.«
»Nur wird dann der >Brennstoff< nicht mehr
Wasserstoff, sondern Helium sein«, warf Nakuru ein.
»Dann dürfte es auf Kasuir sehr heiß zugehen«,
bemerkte Guy Nelson.
»Bis dahin muß die Bevölkerung evakuiert sein«,
erklärte der
Großadministrator. »Aber inzwischen ist noch viel
Zeit. Die Untersuchung anderer Sonnensysteme dieses Kugelhaufens und
die Kolonisierung anderer Planeten wird ein kontinuierlicher Prozeß
sein, an dessen Ende niemand auf Kasuir zurückbleibt als die
Toten.«
Er stand auf.
»Aber es sieht gar nicht so aus, als hätten die
Menschen auf Kasuir diesen Weg eingeschlagen. Ohne Raumfahrt kann man
auf die Dauer nicht überleben.«
Er wandte sich an den Raumkapitän.
»Bitte, fliegen Sie jetzt den elften Planeten an!«
Guy Nelson nickte und schaltete die desaktivierten Bordsysteme
wieder ein. Die H.B.M. II beschleunigte und nahm Kurs auf den
Planeten Kasuir.
Sie war noch siebenhundertfünfzigtausend Kilometer von ihrem
Ziel entfernt, als der Hyperkommelder summte.
Nelson schaltete das Gerät ein.
Auf dem Bildschirm erschien der Oberkörper eines
braunhäutigen Mannes mit hoher Stirn, ebenmäßigen
Zügen und kurzem schwarzen Kraushaar.
»Raumkontrolle Kasuir, Bereich Novalistown,
Überwachungstechniker Radacik. Ich rufe das Schiff, das sich im
Anflug auf Kasuir befindet und bitte um Identifikation. Ende.«
Nelson schob die Mütze ins Genick, grinste und sagte:
»Hier spricht Guy Nelson, Kapitän der HER BRITANNIC
MAJESTY II und Nachfahre des berühmten und gefürchteten
Raumadmirals Viscount Horatio Nelson, der bei Abukir und Trafalgar
gegnerische Flotten besiegte.«
»Das ist interessant, Mister Nelson«, sagte
Überwachungstechniker Radacik gleichgültig. »Wünschen
Sie, auf Kasuir zu landen?«
»Erraten!« rief Nelson fröhlich. »Geben Sie
mir einen Peilstrahl?«
»Das ist nicht sicher genug«, erklärte Radacik.
»Wir werden Ihr Schiff in Fernsteuerung übernehmen und auf
ENICA Spaceport bei Novalistown absetzen.«
»Von mir aus«, erwiderte Guy mürrisch, »aber
was man Ihnen auch über mein letztes Schiff erzählt haben
sollte, es trifft auf dieses Schiff nicht zu.«
»Danke, Ende!« sagte der Überwachungstechniker
lakonisch und unterbrach die Verbindung.
Gleich darauf zeigten die Ortungsgeräte die auftreffenden
Fernsteuerungsimpulse an. Die HER BRITANNIC MAJESTY II wurde wie von
Geisterhand auf einen neuen Kurs gedreht und flog den Planeten Kasuir
so behutsam an, als wäre er ein rohes Ei.
Guys Gesicht hatte sich gerötet.
»Man hat mich verleumdet!« stieß er hervor.
»Dieser Stygram Velie muß mich bei den Kasuiranern
schlechtgemacht haben!«
»Das kann ich mir nicht vorstellen«, meinte Perry.
»Warum sollte er sich abfällig über den Zustand Ihres
Schiffes geäußert haben!«
»Keine Ahnung, Sir, aber wie wollen Sie die übertriebene
Vorsicht der Raumkontrolle sonst erklären?«
Der Großadministrator zuckte die Schultern, sagte jedoch
nichts mehr zu diesem Thema. Allerdings schob er es nicht beiseite,
sondern suchte in Gedanken nach Gründen für das
übervorsichtige Verhalten der Raumkontrolle von Kasuir.
Angst vor einer Invasion?
Kaum. Dann hätte man die H.B.M. schon früher angerufen
und nicht erst, nachdem sie sich dem Planeten bis auf 750.000
Kilometer genähert hatte.
Fürchtete man die Ungeschicklichkeit des Kapitäns?
Das war möglich, denn bei einem
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