PR TB 110 Formel Des Todes
warf er
einen kummervollen Blick zur Küste und murmelte etwas von
„verdammten Barbaren“ und sagte endlich widerwillig:
„Meist im Umkreis der Stadt Traspe“
Maras rechnete aus, wieviel Zeit ihnen noch blieb, dann erwiderte
er nachdenklich: „Steuert so weiter, als gäbe es keine
Räuber.
Und weckt mich, wenn sie in unserer Nähe sind. Aber nicht so
spät!“
„Wir alle werden dir danken!“ rief der Kapitän
und rannte quer über Deck auf einen Matrosen zu, der
offensichtlich wieder einen Fehler gemacht hatte. Maras sah nach dem
Stand der Sonne, zog die kostbaren Stiefel an und legte sich in den
Schatten des Segels, um zu schlafen.
Diese Nacht war nicht besonders klar. Es herrschte das beste
Wetter für einen Überfall. Wie ein weißer Schatten
glitt der Segler durch den Wirrwarr der Inseln und Riffe. Es gab hier
keine Untiefen, keine versteckten Klippen; sämtliche Hindernisse
waren sichtbar und ragten wie die Zähne eines Riesen aus dem
Wasser. Sie verdeckten den Blick zur Küste. Immer wieder gab es
leise, scharfe Kommandos. Dann schwang das Ruder herum. Taue ächzten,
und Blöcke knirschten quietschend.
Langsam schlug das Dreieckssegel herum, das Boot legte sich auf
die andere Seite, und der Mast gab ein unheilvolles Knarren und
Knistern von sich. Der Segler steuerte auf einen schmalen Durchlass
zwischen zwei Felsen zu, deren Fuß von den weißen
Schaumkronen umspült wurde.
Erst als ein Seil riß und Maras am Schienbein traf, wurde er
ruckartig wach. Noch vor sieben Tagen hatte er es nicht
fertiggebracht, aufzuwachen und sofort im vollen Besitz seines
Verstandes zu sein - heute konnte er es.
„Rackhel!“ rief er leise.
Der Kapitän kam vom Achterdeck, versetzte einem Matrosen
einen Tritt und blieb neben Lombardi stehen.
„Hier werdet ihr überfallen?“
„Hier oder an einer anderen Stelle. Ich bin noch nie in
diesem Tor dort überfallen und beraubt worden!“ sagte
Rackhel. „Wer hat dich geweckt?“
„Ein Tau war es, eines deiner unzerreißbaren, guten
Taue aus den Fingern des berühmten Seilschlägers!“
spottete Maras und zog langsam die Waffe heraus. Er dachte an das
Schaukeln des Schiffes und an plötzliche Stöße und
befestigte die Sicherungsschnur an seinem rechten Handgelenk. Dann
stellte er den Hebel auf Punktfeuer und kugelförmige Entladung,
setzte sich auf eine Rolle Tauwerk und wartete voller Spannung. Eine
Stunde verstrich.
Der Segler schnitt durch den leichten, kaum wahrnehmbaren Nebel,
der vom Mondlicht durchglüht wurde. Der Kapitän war einmal
vorn, dann wieder beim Steuermann, pausenlos jagten sich die
Kommandos. In einem alptraumhaften Zickzackkurs manövrierte die
Barke durch die Felsen, fuhr haarscharf an manchen vorbei, kurvte
nach Backbord und nach einer kleinen Halse wieder zurück nach
Steuerbord. Schließlich war das Fahrwasser wieder freier, die
Felsen wurden niedriger, nur noch ein paar kleine bewachsene Inseln
hoben sich undeutlich in Sichtweite ab.
Maras gähnte. Als er die Augen öffnete, sah er den
Schatten hinter einer Insel hervorschießen. Noch hingen die
dunklen
Segel regungslos im Windschatten, dann hörte er das Knirschen
von langen Riemen.
„Sie sind da!“ sagte Maras zu Rackhel, der wie ein
Gespenst lautlos neben ihm aufgetaucht war, einen kleinen Beutel mit
Ducrotschuppen am Gürtel und eine Enteraxt in der Hand.
„Ich habe sie eher geahnt als gehört und eher gehört
als gesehen!“ rief der Kapitän. „Wir werden ihnen
zeigen, uns anzugreifen!“
Er tanzte aufgeregt auf dem Vorschiff und schüttelte ständig
die linke Faust in die Richtung des Gegners.
Ein lautloses Duell begann. Die zwei Schiffe strebten gemeinsam
einem unsichtbaren Punkt zu. Die Linien ihrer Richtungen schnitten
sich irgendwo dort vorn in der nebligen Dunkelheit. Angespannt
warteten der Kapitän und Maras. Immer wieder warf Rackhel einen
misstrauischen Blick auf die kleine Waffe in Maras' Hand.
„Damit willst du sie umbringen?“ fragte er.
„Nein, nur erschrecken!“ meinte Lombardi.
Die Ruder waren eingezogen, als das fremde Schiff, ein schneller
Segler mit hohen Aufbauten und mit schwach schimmernden
Metallbeschlägen, in den Wind kam. Die Segel füllten sich,
die Fahrt nahm zu. Der Küstensegler befand sich etwa in gleicher
Höhe mit dem Fremden, als eine gewaltige Stimme von Backbord
schrie:
„Nehmt herunter die Segel! Haltet an! Wir verlangen unsere
Maut!“
Rackhel holte tief Luft und kreischte zurück: „Bei
Dherra! Ihr werdet blutige Nasen
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