PR TB 113 Die Söhne Sols
lächelte nachsichtig. Wenn Robardon von einem
Fehlschlag der Behörde sprach, meinte er einen Fehlschlag für
Kross Robardon. Der Vorsitzende der Kolonisationsbehörde wollte
eine einflußreiche Position in der Administration - aber die
würde er nur bekommen, wenn er Erfolge nachwies.
Burke nahm die Akte wieder in die Hände.
„Ich bin der Ansicht, daß dieser Fall viel zu schnell
abgeschlossen wurde. Nachdem die FAMILY als vermißt galt, flog
ein in der Eastside operierendes Kurierschiff Arsuk an und nahm ein
paar Ortungen vor. Die FAMILY wurde nicht entdeckt, auch nicht die
Aussiedler. Daraufhin wurde das Schiff für verschollen erklärt."
„Na und?" fragte Robardon. „Das ist schließlich
der normale Vorgang. Inzwischen sind fast sieben Jahre vergangen.
Glauben Sie, daß die FAMILY plötzlich wiederauftauchen
würde, nur weil wir uns dafür noch einmal interessieren?"
„Ich bin der Ansicht, daß die Besatzung dieses
Kurierschiffs nicht gründlich gearbeitet hat." Er
unterbrach sich und deutete auf ein dreidimensionales Farbbild Perry
Rhodans an der Wand hinter Robardons Schreibtisch. „Sagen Sie,
Kross - müssen Sie dieses Bild hier aufhängen? Es macht
mich nervös! Außerdem wird es Ihnen bei Ihrem geplanten
Sprung in die Administration auch nicht helfen."
Robardon lief rot an.
„Sie strapazieren meine Geduld."
„Was Ihnen helfen könnte, wäre die Entdeckung
eines Schiffes wie der FAMILY."
„Ein Schiff, das längst explodiert oder in eine Sonne
gestürzt ist", konterte der Vorsitzende. „Tun Sie mir
den Gefallen, Grinnel: Nehmen Sie die Akte und verschwinden Sie."
„Nein", sagte Burke hartnäckig.
Ihre Blicke trafen sich. Robardon seufzte. Er wußte, daß
er verpflichtet war, dieser Sache nachzugehen, wenn einer seiner
Mitarbeiter es für angebracht hielt.
Robardon versah die Akte mit einer persönlichen Notiz und gab
sie an die Raumfahrtbehörde weiter. Drei Wochen lang hörte
er nichts mehr von dieser Sache. Er hatte die FAMILY längst
wieder vergessen, als er eine von Staatsmarschall Reginald Bull
unterzeichnete Nachricht erhielt, die besagte, daß die USO mit
der Untersuchung des Falles beauftragt worden war.
Er rief Grinnel Burke zu sich und übergab ihm schweigend die
Nachricht.
Burke las und lächelte zufrieden.
„Ausgezeichnet! Wir haben mehr erreicht, als ich zu hoffen
gewagt hatte."
Robardon starrte ihn an.
„Die USO!" sagte er unglücklich. „Sie wissen
ja nicht, was das bedeutet. Wenn Sie wieder eine Niete gezogen haben,
wird die gesamte Administration über uns lachen."
„Über Sie!" verbesserte Burke. „Ich glaube
nicht, daß irgend jemand in der Administration Grinnel Burke
kennt."
*
Die Erfahrungen, die er während seiner Besuche an der
Absturzstelle gesammelt hatte, halfen Purpose DeStaglaav, die
Informationen der Positronik besser zu verstehen. Der
Informationsaustausch dauerte oft Stunden und war so interessant, daß
Purpose oft Essen und Schlafen vergaß.
Er verließ die Kuppel immer seltener. Er hockte auf dem
Boden vor der Positronik und hatte das Koppelungsteil zwischen den
Beinen liegen. Innerhalb weniger Wochen wurde er zu einer Art
Bestandteil der Positronik. Immer stärker begeisterte er sich
für die komplizierte Beschaffenheit der Anlage. Er konnte sie
genau verstehen. Die erbarmungslose Logik des Computers begeisterte
ihn. Gab es überhaupt etwas Schöneres als diese Positronik?
Das Kind begann zu bedauern, daß es mit seinem logischen
Denkvermögen nicht an die Perfektion dieser Maschine
heranreichte. Es stellte immer wieder Vergleiche an. Sein größter
Fehler waren emotionelle Schwankungen. Die Positronik kannte weder
Furcht, Freude noch Bedauern. Gefühle waren ihr fremd. Purpose
wußte, daß nur emotionsloses Denken völlige Logik
erlaubte.
Er eiferte der Positronik nach.
Sie wies ihn auf die Fehler hin, die er immer wieder beging.
Die Nahrungsaufnahme fiel dem Jungen immer schwerer. Er sah darin
etwas Erniedrigendes. Sein Körper beschmutzte seinen Verstand.
Sein Körper machte seinen Verstand zum Sklaven.
Purpose überlegte, wie er seinen Verstand vom Körper
unabhängig machen konnte. Er spürte nicht, daß sein
Geist sich immer weiter von der Realität entfernte.
Im Alter von sieben Jahren war Purpose DeStaglaav im Begriff, den
Verstand zu verlieren.
*
„Massetaster spricht an!" rief Gebal Kiorpelidis nach
der vierten Umkreisung des Planeten. „Schwache Reaktion."
Der Ertruser im Pilotensitz der Space-Jet drehte sich zu ihm
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