PR TB 113 Die Söhne Sols
um.
Sein verknittert aussehendes Gesicht drückte Skepsis aus. Yankto
Plyson ließ sich niemals vom ersten Eindruck beeinflussen. Er
war gewohnt, alle Informationen gründlich abzuwägen, bevor
er einen Entschluß traf. Das hatte ihm den Ruf eingebracht, ein
zwar langsamer, aber sehr gründlicher USO-Spezialist zu sein.
„Kannst du die Stelle anpeilen?" fragte er Kiorpelidis.
Der vornehm gekleidete Neu-Arkonide nickte. Kiorpelidis trug
selten die übliche Kombination oder eine Uniform. Hier draußen
beim Einsatz im Weltraum verübelte ihm das niemand. Kiorpelidis
war einer von insgesamt zwölf Arkoniden, die für die USO
arbeiteten. Er hatte große Besitztümer auf Korgut und
Allbalbach, besaß eine eigene Raumjacht und galt als einer der
besten Kenner von Edelsteinen. Kiorpelidis war schlank und
feingliedrig, ohne ausgesprochen asketisch zu wirken, wie es oft bei
anderen Arkoniden der Fall war. Sein Gesicht mit der flachen Stirn,
dem breiten Mund der der flachen Nase sah ein bißchen
zusammengeschoben aus.
Plyson hatte schon oft mit Kiorpelidis zusammengearbeitet und
verstand sich gut mit ihm. Auch bei diesen beiden Männern
bewährte sich das von Atlan bei der USO eingeführte System,
in den meisten Fällen Teams in den Einsatz zu schicken.
„Da ist es wieder!" rief Kiorpelidis. „Ich werde
die Stelle lokalisieren, dann können wir die Fernortung
einschalten."
„Glaubst du, daß es die FAMILY ist?" fragte
Plyson.
„Bestimmt nicht!" Kiorpelidis schüttelte den Kopf.
„Dazu sind die Impulse zu schwach. Aber es könnte ein
Beiboot sein, oder irgendwelche Überreste."
Die letzten Worte sprach er mit besonderer Betonung aus, als
wollte er Plyson auf den eventuellen Anblick einer Katastrophe
vorbereiten.
Die Fernortung wurde eingeschaltet und erfaßte ein unebenes
Gelände auf der Planetenoberfläche.
„Hm!" machte Kiorpelidis. „Da ist ein Krater. Wir
müssen tiefer gehen."
Plyson tat ihm den Gefallen.
Kiorpelidis nahm Ausschnittsvergrößerungen vor und gab
die Daten in die kleine Bordpositronik.
„Wrackteile!" rief er triumphierend. „Wir haben
die FAMILY gefunden."
Er verbesserte sich.
„Die Überreste der FAMILY!"
Der Ertruser schaltete das Funkgerät ein und sendete das
Erkennungssignal der Solaren Flotte.
„Glaubst du, daß es Überlebende gibt?"
fragte Gebal Kiorpelidis, während sie auf Antwort warteten.
Der Ertruser verneinte.
„So, wie es dort unten aussieht, hat niemand den Absturz
überstanden. Trotzdem wollen wir die gesamte Umgebung absuchen.
Vielleicht finden wir etwas."
Die Space-Jet flog jetzt so langsam, daß eine
Positionsveränderung kaum festzustellen war.
Plyson schaltete das Funkgerät ab.
„Ich glaube, das können wir uns ersparen."
„Es hat nicht unbedingt etwas zu bedeuten", meinte
Kiorpelidis.
Plyson lächelte schwach.
„Willst du dich an ein Phantom klammern?"
Auf dem Bildschirm wechselten die Bilder.
„Eine Kuppel!" rief Kiorpelidis. „Sie muß
nach dem Absturz errichtet worden sein."
*
Die Space-Jet landete in der Nähe der Kuppel. Ihre vier
Landestützen sanken tief in den
weichen Boden ein. Plyson öffnete die Schleuse. Die beiden
Männer legten ihre Kombinationen an und verließen das
Diskusschiff.
„Es ist niemand zu unserer Begrüßung gekommen",
stellte Plyson bedauernd fest. „Ich sehe auch nirgends Spuren
menschlicher Tätigkeit. Vielleicht sind jene, die die Kuppel
errichtet haben, längst gestorben. Es können ein paar
Verletzte gewesen sein, die es gerade noch geschafft haben, diesen
Platz auszusuchen."
Kiorpelidis schoß eine Signalrakete ab, die den Himmel über
dem Tal dunkelrot färbte.
Er lächelte verlegen.
„Vielleicht sind die Bewohner der Kuppel auf der Jagd."
Ohne sich abzusprechen, wie sie weiter vorgehen wollten, bewegten
sie sich gemeinsam auf die Kuppel zu.
Sie entdeckten die Vorräte, die unter einem Windschutz
gestapelt waren.
„Da hat jemand vorausgeplant", sagte Plyson. Obwohl er
sich dagegen wehrte, begann auch er zu hoffen, daß sie ein paar
Überlebende finden würden.
Wie lange hatten diese Menschen schon vergeblich auf ihre Rettung
gewartet?
Die beiden USO-Spezialisten erreichten die Kuppel.
„Alles still!" stellte Kiorpelidis fest.
Plyson trat an den Eingang und bewegte die Tür. Er mußte
sich bücken, um ins Innere der Kuppel zu gelangen. Kiorpelidis
folgte ihm.
Im Innern der Kuppel stand eine Bordpositronik. Davor saß
ein etwa siebenjähriger magerer Junge am Boden und hielt
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