PR TB 116 Söldner Fur Rom
hast den beiden Männern den Kampf angesagt?"
fragte er leise, und seine Augen glitzerten.
„Ja. Ich kann ihn nur führen, wenn ich einen klugen und
verschlagenen Freund als Helfer habe."
„Was muß ich tun?" fragte er.
„Zuerst einmal mußt du die Geduld haben, dir eine fast
unglaubliche Geschichte anzuhören!" schlug ich vor.
Ich hatte keine andere Wahl. Ich mußte Ktesios dem Syrer
erzählen, wer ich war. Nicht alles natürlich; schließlich
lag kein Grund hierfür vor. Ich begann an einem fiktiven Punkt
und berichtete, ich sei Fürst in einem Land, das der römischen
Zivilisation maßlos überlegen sei. Ich demonstrierte meine
Waffen und sagte ihm, daß in geheimen Schmieden, sehr weit von
hier entfernt, Männer mit größerem Können für
mich arbeiteten. Ich zeigte ihm von meinem getarnten Arsenal, was er
begriff - und das war eine ganze Menge. Schließlich beendete
ich meine Ausführungen und sagte deutlich:
„Ich werde mich in die vorderste Linie des Kampfes stellen,
Freund Ktesios. Das kann ich aber nur tun, wenn ich weiß, daß
in meinem Rücken ständig jemand um meinen Schutz besorgt
ist. Und auch um Lalaga."
Er lehnte sich an die Mauer, die sich in den letzten Strahlen der
herbstlichen Sonne erwärmte und sagte nach einer Weile des
Nachdenkens:
„Ich habe begriffen. Ich glaube, du wirst Jahre dazu
brauchen. Denn wenn du aus dem Hinterhalt Nero umbringst, bist du ein
Mörder. Aber du willst nicht morden - also bleibt dir nur der
andere Weg. Dieser Weg aber ist lang und beschwerlich, auch für
einen klugen und starken Fürsten des Westens."
Ich nickte.
„Du wirst mir helfen?"
„Und wenn es drei Jahre dauert. Ich werde nicht an deiner
Seite kämpfen, sondern meine Fähigkeiten benutzen. Ich
kämpfe lautlos und in der Nacht. Ich sage heute etwas, und in
drei Tagen weiß es ganz Rom und flüstert darüber."
Ich hob die Hand und machte einen Einwand:
„Übrigens bist du noch immer mein Eigentum, mein
Sklave. Ist es besser, wenn ich die Freilassungsurkunde
unterzeichne?"
Er schüttelte den Kopf und entgegnete:
„Nein! Lassen wir es so, wie es ist. Ich bin beweglicher als
Sklave. Und da du eines Tages aus Rom abreisen wirst, kannst du mich
irgendwohin mitnehmen und dort absetzen, wo die Gesetze dieses
verdammten Landes nicht mehr gelten."
„Auch gut!" sagte ich. „Zuerst müssen wir
Marcus Vinicius herausfordern. Er soll eine weitere Unbesonnenheit
wagen - dann schlage ich zu. Er wird einem Kampf nicht ausweichen."
„Nicht, wenn er genügend oft gereizt wurde, Askhan!"
„Wir haben folgende Mittel dazu ..."
Wir diskutierten bis zum frühen Nachmittag. Ich rüstete
den Syrer mit einigen Waffen aus, die er sinnvoll anwenden konnte. Er
erhielt Geld und jede Form der Unterstützung. Unser Plan war,
die beiden Männer so lange herauszufordern, bis es mir mit
Ktesios' Unterstützung gelang, sie zu schlagen. Wir waren fest
entschlossen, diesen Kampf aufzunehmen.
Ktesios stand auf und hob den Weinbecher.
„Also halten wir es so! Zwei Männer und ein
Sklavenmädchen kämpfen gegen Rom, gegen den Wahnsinnigen.
Du bist der Mann des Schwertes, ich derjenige, der alle seine Listen
anwendet."
„Du wirst gestatten, daß ich hin und wieder auch einen
Gedanken zu unserem Vorhaben beisteuere, ja?"
„Wir sind sicher ein gutes Gespann. Tödlich für
Nero."
*
Der Gegner hatte den ersten Schachzug.
Eines Tages sprengte Ktesios in rasender Eile durch den Hof,
schwang sich neben der Haustür aus dem Sattel und kam in mein
Zimmer. Ich saß vor dem geöffneten Fenster; die milde Luft
der ersten Frühlingstage wehte herein. Ich hörte das
aufgeregte Klopfen, dann kam der Syrer herein.
„Wir haben lange gebraucht, aber jetzt hat es gewirkt. Heute
nacht wird Marcus das Haus überfallen. Ich habe, wie du weißt,
verbreiten lassen, du wolltest dich für den Giftmordversuch an
ihm rächen!"
Er grinste und setzte sich auf den Tisch, mitten zwischen die
Pergamente, auf denen ich meine Ideen über Landwirtschaft
niederschrieb.
„Das bedeutet, daß wir unsere Freunde zusammenrufen
müssen!" sagte ich.
Ktesios winkte müde ab.
„Ich denke an alles!" sagte er bescheiden und schlug
die Augen nieder.
„Sie kommen einzeln, sobald es dunkel wird. Um diese Zeit
wird es früh dunkel."
Ich nickte grimmig und wußte, daß Marcus entweder
entnervt vor Angst oder so wütend war, daß er unvorsichtig
wurde. Privatkriege dieser Art waren nicht gerade ungewöhnlich,
aber auf alle Fälle verboten. Und die
Weitere Kostenlose Bücher