PR TB 116 Söldner Fur Rom
Seil. Ein Netz, zwischen zwei mittelhohen Bäumen gespannt,
fiel waagrecht herunter und fesselte mindestens acht Angreifer, die
sich durch den schmalen Durchgang drängten. Augenblicklich
reckten sich, schwielige Fäuste aus den Fenstern, die Griffe der
Bögen umklammernd. Ein Pfeilhagel spickte die Gefesselten, die
wütend mit den Schwertern um sich schlugen und versuchten, die
Seile des Netzes zu durchschneiden. In der Küche nahm ein
anderer Sklave kochendes Öl aus dem Kessel, füllte es in
Tonkrüge und reichte sie einem anderen Legionär, der sie
durch das offene Fenster schleuderte. Die Krüge zerplatzten, das
kochende Öl ergoß sich auf die Angreifer. Zwei Sklaven
banden den unruhigen Stier los, öffneten die Stalltür und
stachen das Tier mit einem glühend gemachten Messer. Der Stier,
eine schwarze, gewaltige Masse Tier, schoß wie ein Felsbrocken
aus der Stalltür und raste auf die Angreifer los. Eine Walze aus
Sehnen, Knochen und Fell, mit zugefeilten Hörnern, brach sich
eine breite Gasse durch zwanzig oder mehr Männer, von denen
einige mit gebrochenen Knochen liegen blieben.
„In die Häuser! Ihr Feiglinge! Geht vor!" schrie
ein Mann.
Aber es war nicht die Stimme des Vinicius ... Ich zielte sorgsam
und feuerte ruhig einen Pfeil nach dem anderen ab. Ich erschoß
einen Angreifer, der mit geschwungenem Schwert eben die Tür der
Küche erreichte. Er brach auf der Schwelle tot zusammen. Ein
paar glühende Scheite wurden aus der Tür und dem großen
Fenster der Küche geschleudert, beschrieben flache Bahnen in der
Dunkelheit und landeten aufbrechend in den Pfützen des Öles,
das augenblicklich zu brennen begann. Wieder schrien die Angreifer
auf und brachten sich in Sicherheit. Die kleine Tür der Scheune
wurde aufgetreten, und wie die Rasenden stürzten sich zehn
meiner Männer auf die Angreifer. Lanzen zischten quer durch das
Gewimmel und durchbohrten die gegnerischen Rüstungen. Aus vielen
Fenstern und Türen, aus Luken und Öffnungen zischten mit
einer bösartigen Regelmäßigkeit die tödlichen
Pfeile der besten Schützen.
Dort! Er flieht!
Ich fuhr herum, verfolgte mit den Augen einen flüchtenden
Mann, der wie ein Besessener über den Hof rannte, mitten durch
ein Bächlein brennenden Olivenöls. Dann löste sich der
Schuß und traf den Mann unterhalb des Helmrandes in den Nacken.
Der Angreifer stürzte krachend hin und fiel mit dem Gesicht in
brennendes Öl. Die Szene war jetzt hell erleuchtet.
Die Gruppe der anderen Angreifer hatte nun das Netz zerschnitten,
ließ die Toten und Verletzten liegen und rannte auf den
Kampfplatz zu. Hier waren eine Serie von
Einzelkämpfen entbrannt. Immer mehr Fackeln brannten. Ein
Sklave rammte einem Angreifer die Fackel ins Gesicht und tötete
den Schreienden mit dem Dolch.
Ich erschoß erbarmungslos jeden, der sich einer der vielen
Türen näherte. Aus der sicheren Deckung zischte Pfeil um
Pfeil. Ktesios, mit einer numidischen Doppelaxt bewaffnet, schnitt
sich einen Weg durch eine Gruppe. Er schleuderte das Beil einem
flüchtigen Angreifer nach und spaltete ihm von hinten Helm und
Schädel.
„Askhan!" schrie er und sah sich um. Jemand rannte an
ihm vorbei und drückte ihm zwei Speere in die Hand. „Sie
wollen fliehen, die Feiglinge! Komm her!"
Jetzt sprangen die Bogenschützen aus den Fenstern und Türen.
„Hierher!"
Eine andere Gruppe meiner Leute, acht oder zehn, die sich bisher
im Stall verborgen hatten, verließ den Schutz. Sie umkreiste
rennend die Angreifer auf der anderen Seite des Hofes und verwickelte
sie in Einzelkämpfe. Sklaven warfen brennendes Heu auf das Holz
und gossen Öl darüber aus. Binnen kurzer Zeit umgab ein
Kreis von mächtig lodernden Feuern das Kampffeld. Schwerter
schlugen gegen Schilde. Während ich schonungslos feuerte, wohin
ich sah, rannten die Sklaven davon und zogen die Netze hoch, die
unseren Hof umgaben. Die Falle war verschlossen und verriegelt. Ich
schoß meinen vorletzten Pfeil ab und rettete Flavius das Leben,
auf den drei Männer eindrangen. Überall sah ich die
goldenen Helme meiner Männer und die bluttriefenden Schwerter
aus Arkonstahl. Ich unterschied die Waffen am Klang; das römische
Eisen klang dumpf, wie Bronze, und der Arkonstahl erzeugte einen
schmetternden, knirschenden Laut.
Der letzte Pfeil!
Ich sah mich um. Unter mir lag hell ausgeleuchtet eine Arena des
Todes. Etwa vierzig Männer standen noch auf den Beinen. Sie
kämpften erbittert miteinander. Ich sah zu, wie Ktesios einem
Angreifer einen Speer
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