PR TB 117 Unser Mann Im All
Im
Heiligtum befand sich ja das, was er wollte. Falls der Geist einen
abschlägigen Bescheid erteilte, konnte er ohne sonderliche Mühe
die bei der Zeremonie
anwesenden Majkurer über den Haufen schießen und die
Beute an sich bringen. Wir zogen also durch den Dschungel. Thorning,
Thyman und ein paar ältere Dorfbewohner begleiteten uns. Wir
kletterten hinauf in den Kommandostand. Poyngnak war noch nicht
anwesend, kam jedoch nach wenigen Minuten hereingetanzt, jetzt wieder
mit den Utensilien seiner Würde behangen. Nachdem er uns eine
Zeitlang mit einem in Fistelstimme vorgetragenen Singsang erfreut
hatte, erschienen vier junge Männer, die auf einer kräftigen
Bahre ein Ding trugen, das vorläufig noch unter einem Tuch
verborgen war. Die Bahre wurde abgestellt, und die vier jungen Männer
verschwanden wieder. Poyngnak erklärte nun würdevoll:
„Um mit dem allmächtigen Geist des Friedens in
Verbindung zu treten, bedürfen wir eines Mediums, dessen
Bewußtsein gleichzeitig auf dieser Welt und in der Sphäre
der Geister zu weilen vermag. Als Medium dient uns der Dämon des
Äthers, dessen unsichtbare körperliche Existenz sich zur
Zeit in diesem Behältnis befindet.“
Ich musterte die Springer. Quanahor hatte ein abfälliges,
höhnisches Lächeln aufgesetzt. Poyngnak trat an die Bahre
heran und erfaßte das Tuch. Er murmelte ein paar Sprüche,
dann zog er mit einem kräftigen Ruck die Hand zurück. Das
Tuch fiel. Im selben Augenblick ging mit Quanahors Gesicht eine
eigentümliche Wandlung vor sich. Das höhnische Lächeln
verschwand. Die Augen weiteten sich und wollten aus den Höhlen
hervortreten, um das Unglaubliche aus geringerer Entfernung zu
betrachten. Die Kinnlade des Patriarchen klappte haltlos nach unten.
Er wankte. Seine Miene wurde zu einer Maske des Entsetzens.
Ich konnte seinen Schreck verstehen. Das Ding unter dem Tuch
entpuppte sich als ein Kasten mit vielen blinkenden Lichtern auf der
Oberseite, ein arkonidischer Hypersender, der automatisch arbeitete
und hauptsächlich Funktionen erfüllte, im Gefahrenfall
energiereiche Notrufe abzustrahlen.
*
Für Quanahor bedeutete das die Gefahr der Entdeckung. Wenn
der Sender zu strahlen begann, würden die Arkonen die Notrufe
unweigerlich auffangen. Sie waren in der Nähe, in wenigen
Stunden konnten ihre ersten Raumschiffe Majkur erreichen. Und dann
würde es den Springern, die sich widerrechtlich in akonisches
Manövergebiet eingeschlichen hatten,
dreckig ergehen.
Poyngnak tanzte jetzt mit heiserem Singsang um den Kasten herum.
Von Zeit zu Zeit streckte er die Hand aus, als wolle er einen Hebel
auf der Oberseite des Kastens bewegen. Jedesmal, wenn das geschah,
stieß Quanahor neben mir einen grunzenden Entsetzenslaut aus.
Schließlich brach sein Widerstand zusammen.
„Halt...!“ schrie er mit dröhnender Stimme.
Poyngnak kam auf ihn zu. Mit drohender Miene verkündete er:
„Der allmächtige Geist zürnt, wenn man ihn stört!“
„Ich.... ich wollte ihn nicht stören“, ächzte
Quanahor, dem der Schweiß in dicken Tropfen auf der Stirn
stand. „Ich bitte den Geist um Entschuldigung. Ich... wir...“
Hilflos wandte er sich seinen Begleitern zu, die ebenso weiß
im Gesicht waren wie er selbst.
„Wir haben uns die Sache überlegt“, erklärte
er schließlich, als keiner ihm zu Hilfe kommen wollte. „Unsere
Forderung ist ungerechtfertigt. Wir bestehen nicht auf ihr. Am
besten, ihr bringt den Dämon wieder dorthin zurück, wo ihr
ihn hergeholt habt...“
Jetzt trat ich in Aktion.
„Davon kann keine Rede sein“, erklärte ich mit
Bestimmtheit. „Ihr habt den allmächtigen Geist des
Friedens beleidigt. Mit Worten allein läßt sich die
Beleidigung nicht abwaschen.“
Quanahor schluckte so hart, daß sein Adamsapfel auf- und
abtanzte.
„Was wollt ihr?“ fragte er heiser.
„Eure sämtlichen Fahrzeuge bis auf eines verlassen
sofort Majkur und überhaupt das Lakshmi-Atair-System“
Das hatte er ohnehin vorgehabt. Er wollte den teuflischen Sender
so rasch und so weit wie möglich hinter sich lassen, bevor es
Poyngnak einfiel, den Auslösehebel doch noch zu berühren.
„Warum soll eines bleiben?“ fragte er verdutzt.
„Ich habe eine Reise vor“, antwortete ich, „und
dazu brauche ich ein Raumschiff.“
Er wollte protestieren, aber ein Blick auf den Kasten belehrte ihn
rasch, daß er hier nicht viel zu bestellen hatte.
„Wieviel Leute hast du an Bord deines Fahrzeuges?“
wollte ich wissen.
„Etwa einhundertundzwanzig“,
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