PR TB 117 Unser Mann Im All
Kuppel.
„Ich habe keine lange Zeit für Erklärungen“,
sagte Perry Rhodan halblaut. „Diese Anlage, hauptsächlich
der große Rechner, hat fünfzigtausend Jahre lang nichts
anderes zu tun gehabt, als sich mit sich selbst zu beschäftigen.
Sie wissen, daß der Rechner selbstgenügsam ist. Er
befehligt sein eigenes Kraftwerk, führt selbständig
Reparaturen an sich selbst durch, und so weiter. Im Laufe der
Jahrtausende ist aus der intelligenten Maschine eine maschinelle
Intelligenz geworden. Die Substanz dieser Intelligenz ist nicht mehr
an den Maschinenkörper gebunden. Sie existiert als eine Art
Kraftfeld und ist in Grenzen frei beweglich. Da der Rechner alle
denkbaren Daten über das Volk seiner Erbauer besaß,
beherrscht er die lemurische Sprache und weiß auch, wie ein
Lemurer aussieht. Als solcher gibt sich die Intelligenzsubstanz uns
nun zu erkennen.“ Er deutete zu dem nebelhaften Bild des Kopfes
hinauf. „So menschlich sich die Maschinenintelligenz jedoch auf
den ersten Blick ausnimmt, so ist sie trotzdem in einer Hinsicht noch
immer voll und ganz Maschine: Sie kennt keine Moralbegriffe. Sie hält
es für ihre Aufgabe, diese Anlage zu schützen, und wird uns
hier bedenkenlos verhungern lassen, weil sie in uns eine Gefahr
sieht. Wenn Ihnen die ganze Angelegenheit verschwommen oder
unglaublich erscheint, erinnern Sie sich an die Fälle „Kalif
im Schrotschuß-System“ und „Quentins Stern“,
sechshundert Jahre zurück, bei denen ähnliche Wesen, die
ebenfalls aus einer Maschine hervorgegangen waren, eine Rolle
spielten. Ich bin sicher, daß Sie während Ihrer Schulung
davon gehört haben.“
Ich hatte, und ich erinnerte mich gut. Der gesamte Problemkreis
der maschinellen, jedoch körperlosen Intelligenz hatte mich
schon immer fasziniert. Maschinen, deren Denk- und Handlungsfähigkeit
sich von dem Maschinenkörper löste und zum eigenständigen
Geistwesen wurde, waren der Menschheit bisher nur wenige Male
untergekommen. Ich war glücklich, an einer weiteren Begegnung
mit dieser überaus seltenen Daseinsform unmittelbar beteiligt zu
sein.
Rhodan wandte sich an mich. „Wir haben nur eine einzige
Chance,
Medwed. Die Intelligenzsubstanz existiert unabhängig vom
Maschinenkörper. Aber da das Kraftfeld, das sie darstellt, durch
Streustrahlung ständig Energie verliert, ist sie darauf
angewiesen, aus den Generatoren, die diese Anlage speisen, neue
Energie aufzunehmen. Wir müssen diese Energiezufuhr unterbinden.
Nur wenn uns das gelingt, haben wir eine Aussicht, von hier zu
entkommen.“
Ich glaubte zu verstehen, was er meinte. Aber ich wußte
nicht, was er von mir wollte. Er schien mir die Ratlosigkeit vom
Gesicht ablesen zu können.
„Die Bodenplatten sind beweglich“, fuhr er fort.
„Heben Sie sie eine nach der anderen auf und suchen Sie nach
der Hauptzuleitung zum Rechner. Ich würde längs der Wand
anfangen zu suchen. Wenn Sie die Leitung finden, durchtrennen Sie
sie.“
Mir standen plötzlich die Haare zu Berge. Ich deutete zu dem
Kopf des alten Mannes hinauf.
„Und er?“ fragte ich. „Er bringt mich um, bevor
ich noch die erste Platte aufgehoben habe!“
Rhodan schüttelte den Kopf. „Ich lenke ihn ab. Ich
behaupte, Sie suchen nach Nahrung. Vergessen Sie eines nicht: Der
Geist der Maschine hält sich für allmächtig, aber er
ist es nicht!“
„Wie meinen Sie das, Sir?“
„Sie hörten, wie ich dem Geist vorschlug, die Ertruser
von uns fernzuhalten, so daß wir ohne Gegenwehr entkommen
könnten?“
Ich hatte es gehört.
„Er lehnte den Vorschlag rundweg und ohne Begründung
ab. Das kann nur eines bedeuten: Er ist nicht in der Lage, meinen
Wunsch zu erfüllen. Mit seiner Allgegenwart ist es nicht
besonders weit her. Auch sein Wissen ist beschränkt. Natürlich
kennt er die Maschinerie, aus der er hervorgegangen ist. Aber sobald
es über die Grenzen des Rechners und seiner Peripherie
hinausgeht, rechne ich von seiner Seite mit nicht sonderlich viel
Weisheit. Bedenken Sie: Der Geist hatte nie einen echten Anreiz zum
Lernen. Er wurde nie mit der Außenwelt konfrontiert. Es ist
denkbar, daß er nicht einmal weiß, daß sein
Generator von einer Hauptgeneratorenleitung abhängt. “
Ich wußte nicht, ob er mich beruhigen wollte oder ob er
wirklich selbst an das glaubte, was er mir vortrug. Letzten Endes war
es auch
gleichgültig. Er hatte einen Befehl gegeben. Ob ich ihn mit
oder ohne Furcht ausführte, spielte keine Rolle. Ich bat Shella,
mir zu helfen. In der Nähe der
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