PR TB 117 Unser Mann Im All
eines
Sonnenanbeters, das ich irgendwo einmal gesehen hatte.
Was ging hier vor? Ich richtete mich vorsichtig auf. Was hatte
Rhodan im Sinn? Ich stieß Shella an. Er lag neben mir, hatte
die Augen geschlossen und war vor Erschöpfung eingeschlafen.
„Wa... was?!“ fuhr er auf. Ich legte den Finger auf die
Lippen und zeigte in Rhodans Richtung. Mit offenem Mund beobachtete
Shella die unwahrscheinliche Szene.
Auch die anderen, Keesom und Runtorf, waren aufmerksam geworden.
Ich versuchte, in Keesoms breitem Gesicht zu lesen. Es drückte
Unglauben aus und Furcht. Er schien an Rhodans Verstand zu zweifeln.
Plötzlich begann Rhodan zu sprechen. Er tat es mit tiefer,
ruhiger Stimme. Obwohl er sich nicht sonderlich anzustrengen schien,
drangen seine Worte bis in den hintersten Winkel der Halle. Die
Kuppel mußte etwas damit zu tun haben. Sie wirkte wie ein
akustischer Verstärker.
„Mächtiger!“ sprach Rhodan. „Wir grüßen
dich. Wir wußten nichts von deiner Anwesenheit. Nicht aus
frevelhafter Absicht, sondern aus Unwissenheit wollten wir uns an
deinen Geräten vergreifen. Wir erbitten deine Verzeihung. Laß
uns wissen, Mächtiger, daß du in Gnade auf uns blickst!“
Es dauerte lange, bis das letzte Wort verhallt war. Shella und ich
sahen einander an. In Shellas Augen spiegelten sich meine Gedanken.
Perry Rhodan hatte den Verstand verloren! Die Ereignisse der letzten
Stunden waren zuviel für ihn gewesen. Wahnsinn umhüllte das
Bewußtsein des größten Mannes, den die Erde je
hervorgebracht hat!
Als ob er unsere Schlußfolgerung bestätigen wollte,
fing Rhodan von neuem an zu sprechen. Ich horchte auf. Er
wiederholte, was er zuvor gesagt hatte; aber jetzt sprach er die
Sprache der alten Lemurer, die wir von zahllosen Aufzeichnungen her
kannten. Jeder, der an diesem Projekt mitarbeitete, beherrschte sie
ebenfalls. Rhodan sprach langsam und mit ruhiger Stimme wie zuvor.
Als er geendet hatte, ließ er langsam die Arme sinken. Er
wandte sich um und schien zu seinem früheren Platz zurückkehren
zu wollen. Da geschah etwas, das seinen Schritt hemmte und uns das
Blut in den Adern gerinnen ließ.
Aus der Höhe, aus der gewaltigen Wölbung der Kuppel,
sprach die Stimme des Unsichtbaren:
„Ich höre euch! Ich bin gleichzeitig der Extrakt und
die Verkörperung all dessen, was ihr um euch seht. Ich bin ewig,
und ich besitze alle Macht. Ihr seid in meine Hand gegeben. Verhaltet
euch ruhig, und es wird euch nichts widerfahren!“
Perry Rhodan hatte aufmerksam gelauscht. Jetzt erhob er abermals
die Arme.
„Ich höre dich, Mächtiger! Aber dem Auge des
Menschen fehlt die bildliche Bestätigung dessen, woran das
Bewußtsein glaubt. Zeige dich uns, Mächtiger!“
Zwei oder drei Sekunden vergingen. Plötzlich wurde das Licht,
das aus der Kuppel strömte, gedämpft. Gelblich-rotes
Halbdunkel erfüllte die riesige Halle. Runtorf stieß einen
halblauten Schrei aus. Entsetzt deutete er in die Höhe. Mein
Blick folgte seinem Wink. Dicht unter dem Zenit der Kuppel sah ich
Nebel wallen, der noch vor einem Atemzug nicht dort gewesen war. Es
war eine milchige, halb durchsichtige Masse, die von dem gedämpften
Licht der Kuppel gespenstisch beleuchtet wurde. Sie begann sich zu
formen. Atemlos sah ich den Kopf eines alten Mannes mit großen,
dunklen Augen und langem, wallendem Haar entstehen.
„Ich danke dir, Mächtiger!“ rief Rhodan. „Wir
sehen dich. Bleib bei uns und wache über uns in dieser, der
Stunde unseres Todes !“
*
„Todes...?“ echote es aus der Kuppel herab. Es war ein
unheimlicher Anblick. Die Lippen des alten Mannes bewegten sich
nicht, wenn er sprach.
„Ja, Todes“, antwortete Rhodan mit Nachdruck. „Wir
sind verloren, wenn du uns nicht gestattest, diese Welt zu verlassen
und an Bord unseres Fahrzeugs zurückzukehren.“
„Ich kann euch nicht gestatten, diesen Raum zu verlassen“,
antwortete der Kopf des alten Mannes. „Ihr und die anderen, ihr
seid Feinde. Wo ihr aufeinandertrefft, müßt ihr kämpfen.
Dabei wird meine Substanz beschädigt. Das darf ich nicht
dulden!“
„Du könntest die andern von uns fernhalten“,
argumentierte Rhodan.
„Dann brauchten wir nicht zu kämpfen, und deine
Substanz geriete nicht in Gefahr.“
„Nein“, antwortete die Stimme aus der Höhe. „Das
kann ich nicht.“
Dann schwieg sie. Rhodan drehte sich um und kehrte zu uns zurück.
Mit einem unauffälligen Wink rief er uns zusammen. Der Kopf
des alten Mannes schwebte nach wie vor unter dem Zenit der
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