PR TB 117 Unser Mann Im All
die grüne Schlange
in irgendeiner Weise manipulieren, Der Umstand, daß die Bestie
offensichtlich in den letzten Zügen lag, mußte sie
verwirren. Ich hätte nicht wissen mögen, in welchen Nöten
Sarsu Nabucho sich in diesem Augenblick befand, dem die Verantwortung
zufiel, unseren nächsten Zug vorherzusehen und sich rechtzeitig
eine wirksame Abwehr auszudenken, so daß die Erlaubnis zum Bau
der Basis letzten Endes doch noch der ZGU zuteil wurde.
Am nächsten Morgen machte ich mich zeitig auf den Weg. Ich
holte die Schlange, die wir zwei Tage zuvor auf einer namenlosen
Insel gefangen hatten, aus dem biologischen Labor und packte sie in
einen Behälter, dessen Wände, wie ich hoffte, stark genug
waren, um der ungeheuren Muskelkraft der grünen Bestie
standzuhalten. Dann fuhr ich querfeldein zur Stadt zurück, bog
jedoch, bevor ich Zumaba erreichte, nach Westen hin ab und landete in
der Nähe eines Gehölzes, das sich wenige hundert Meter
nördlich des Tempels erhob. Inzwischen war es hell geworden. Ich
konnte die Mauer, die den Schlangenzwinger umgab, deutlich erkennen.
Plötzlich drang vom Tempel her schauriges Geheul durch die
klare, kühle Morgenluft. Die Priester hatten den Tod der grünen
Schlange bemerkt. Ich konnte mir ihre Aufregung vorstellen. In zwei
Stunden sollte eine Befragung des Götzen stattfinden, und nun
war der Götze tot. Ich
bugsierte den Behälter mit meiner Schlange an den Rand eines
kleinen Rinnsals, das aus dem Gehölz hervorkam und in Richtung
des Tempels verlief. Dann entfernte ich mich etwa zehn Schritte,
bevor ich es wagte, auf den Auslöser des Steuergerätes zu
drücken, das den Verschluß der Kiste aus der Ferne
öffnete. Eine Seitenwand klappte um. Die Schlange, zunächst
verdutzt, kroch zögernd heraus, fand das klare Wasser sehr zu
ihrem Behagen und schlängelte sich in Richtung des Tempels
davon. Jetzt war der entscheidende Augenblick gekommen. Ich mußte
die Aufmerksamkeit der Priester erwecken.
Das Gerät, das ich zu diesem Zweck mitgebracht hatte, wirkte
höchst unscheinbar. Und dennoch brachte es, wenn man es
einschaltete, einen Posaunenton hervor, der mir um ein Haar das
Trommelfell zum Platzen brachte und noch weit in die Stadt hinein zu
hören sein mußte. Als der Ton verklang, war es auch im
Tempel still geworden. Ich sah das rückwärtige Tor sich
öffnen und eine Schar jüngerer Priester hervorkommen. Sie
sahen sich unschlüssig um. Ich ließ die Posaune ein
zweites Mal erschallen, da eilten sie auf das Gehölz zu. Dabei
liefen sie am Ufer des kleinen Baches entlang. Sie hatten noch nicht
die Hälfte der Distanz zurückgelegt, da blieben sie
plötzlich stehen und deuteten heftig . gestikulierend und
aufgeregt schnatternd in das Rinnsal hinab. Sie hatten die Schlange
entdeckt. Zwei Priester liefen zum Tempel zurück, während
die anderen der Schlange, die sich offenbar immer noch bachabwärts
wand, langsam folgten. Eine Schar von Flötenspielern kam aus dem
Tempel zum Vorschein. Sie postierten sich am Bachrand und begannen zu
spielen.
Damit war meine Aufgabe erledigt. Die Priester hatten ihren
Hauptgötzen verloren und gleich darauf einen neuen gefunden. Der
Geist der grünen Schlange ist tot - es lebe der Geist der grünen
Schlange!
*
Es war alles so wie gestern, nur Opaluch grinste nicht mehr so
impertinent. Sarsu Nabucho allerdings konnte das Sticheln immer noch
nicht lassen. In einem unbeachteten Augenblick beugte er sich über
den Rand des Brunnens und flüsterte Rhodan zu:
„Mir scheint, Sie haben die Dosis etwas zu kräftig
gewählt. Das Biest ist tot!“
Rhodan zuckte nur mit den Schultern. Gleich darauf begann die
Flötenmusik, und als das Wasser hereinrauschte, trug es mit sich
eine zehn Meter lange grüne Schlange, bei deren offensichtlicher
Quicklebendigkeit Sarsu Nabucho vor Schreck fast die Augen aus den
Höhlen fielen. Gankari-Sumo machte heute einen zerfahrenen,
nervösen Eindruck. Er hatte ohne Zweifel über die Vorgänge
des vergangenen Tages nachgedacht und wußte nun nicht mehr,
woran er war. Da nur er selbst wußte, daß sein erlauchter
Vetter in Wirklichkeit eine Erfindung war, konnte auch nur er selbst
auf den Gedanken kommen, daß er gestern auf schändliche
Art und Weise hereingelegt und übers Ohr gehauen worden sei.
Oder war er etwa naiv genug, an die Existenz eines göttlichen
Vetters, den er sich bislang nur gedacht hatte, nun allen Ernstes zu
glauben?
Der Priester begann mit seiner Befragung. Die Schlange, wie ihr
Vorgänger,
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