PR TB 129 Die Invasion Findet Nicht Statt
der auf dem Landefeld von V-Stentor abgestellten
Kriegsschiffe beobachtet. Die Leute würden sich ihren Reim
darauf machen - besonders jetzt, da sie die Vierzehn-Uhr-Nachrichten
gehört hatten. Sie würden sich durch einen Widerruf nicht
täuschen lassen.
Am frühen Nachmittag rief Mark Richter alias Gengnar Soik das
Staatsamt für Wirtschaft und Finanzen an. Richter verlangte die
Personalabteilung. Eine junge Dame von nicht unattraktivem Äußeren
blickte ihm entgegen.
„Ich habe mich bei Ihnen vor einigen Wochen um eine
Anstellung als Systemanalytiker beworben“‘ erklärte
Richter. „Mein Name ist Soik. Meine Bewerbung wird in Ihren
Akten unter der Ziffer“, er blickte auf ein Stück
Notizfolie und las die Nummern ab, „sieben-drei-C-acht geführt.
Ich sollte mich am siebzehnten November wieder...“
„Bitte einen Augenblick“, unterbrach ihn die junge
Dame.
Der Bildschirm wurde grau. Als die Bildfläche wieder Formen
zeigte, lächelte die junge Dame freundlich.
„Ich freue mich, Ihnen mitteilen zu können“,
sagte die junge Dame, „daß Ihre Bewerbung positiv
befürwortet worden ist. Sie werden gebeten, sich morgen früh,
um zehn Uhr, zu einem Einweisungskurs im Zentralgebäude des
Staatsamtes, Raum zwo-vier-sechs-neun, einzufinden.“
Mark Richter war so erleichtert, daß er vergaß, sich
zu bedanken. Mit diesem Schritt hatte er das Gelingen einer weiteren
Phase seines Unternehmens so gut wie sichergestellt. In seinem Gepäck
befanden sich mehrere Mikrobänder mit Programmen und Routinen,
die es ihm erlauben würden, wenn er erst einmal als regulärer
Angestellter hinter einer Rechnerkonsole des Staatsamtes für
Wirtschaft und Finanzen saß, einige Dinge zu manipulieren, an
der die sinfalische Wirtschaft schwer zu schlucken haben würde.
Die Grundlagen für Mark Richters erfolgreiche Bewerbung waren
ebenfalls schon vor seiner Abreise auf der Erde geschaffen worden.
Gengnar Soik war nicht irgendeine Gestalt, die gegen Ende des
Jahres 3451 plötzlich aus dem Nichts aufgetaucht war. Gengnar
Soik hatte eine nachprüfbare Vergangenheit - und zwar eine
solche, die nirgendwo mit den Sicherheitsbestimmungen des absoluten
Regimes der Zentral-Galaktischen Union in Konflikt geriet.
Später am Nachmittag unternahm Mark Richter einen Ausflug zum
Raumhafen. In einem Automatenrestaurant, das an die große
Empfangshalle angrenzte, nahm er eine kleine Mahlzeit zu sich und saß
dabei unmittelbar vor der riesigen Glassitscheibe, die die ganze
Vorderwand des Restaurants einnahm und einen freien Ausblick in die
Halle hinaus gestattete. Um diese Zeit gab es weitaus mehr Menschen,
als man sonst hier zu sehen bekam. Richter verfolgte aufmerksam die
Leuchtschriften auf der großen Anzeigetafel. In dreiunddreißig
Minuten sollte der Frachter BERIBOR LANSK nach Marsala starten.
Marsala war eine kleine, dünnbesiedelte Welt tief im Innern des
Machtbereiches der ZGU, mehr als zehntausend Lichtjahre von Sinfal
entfernt. Die BERIBOR LANSK hatte, wie die Tafel ebenso auswies, Raum
für achtundsiebzig Passagiere. Eine halbe Stunde vor Abfahrt
leuchtete das rote Zeichen auf, das anzeigte, daß alle
achtundsiebzig Plätze gebucht seien. Der Frachter stand auf dem
Landefeld F-l7. Richter sah Gruppen von Frauen und Kindern, manchmal
auch einen älteren Mann mit mehr als dem üblichen
Reisegepäck den Rolltunnel betreten, der zu den F-Feldern
hinausführte.
Die Beobachtung war typisch. Mark Richter verbrachte etwa eine
Stunde mit dem Verzehr seiner Mahlzeit und dem Konsum der
dazugehörigen Getränke. Innerhalb dieser Stunde starteten
oder wurden als startbereit angekündigt insgesamt achtzehn
Raumfahrzeuge, von denen dreizehn in die Innengebiete der ZGU flogen.
Auf diesen dreizehn Fahrzeugen waren alle Passageplätze
ausgebucht, und die Fahrgäste, die sich zu den betreffenden
Startplätzen begaben, waren zumeist Frauen und Kinder.
Die Flucht hatte eingesetzt. Die Leute glaubten, was ihnen der
Hohe Kalfaktor in der Vierzehn-Uhr-Nachrichtensendung erzählt
hatte, obwohl die Nachrichtenstationen seit einigen Stunden hektisch
Widerrufe ausstrahlten.
Er fragte sich, wie es weitergehen würde. Würden die
Sinfaler fortfahren, an den bevorstehenden Krieg zu glauben, oder war
es nur ein Strohfeuer, das nach wenigen Stunden wieder in sich
zusammensinken würde. Die Männer, die jetzt ihre Familien
in Sicherheit brachten - würden sie sich morgen an den Kopf
greifen und ihre Voreiligkeit bereuen, oder würden sie für
sich selbst eine
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