PR TB 129 Die Invasion Findet Nicht Statt
Interne Abwehr dazu bewegen sollte, auch
weiterhin auf der falschen Spur zu bleiben, die sie mittlerweile
hoffentlich schon aufgenommen hatte. Um seiner Sache ganz sicher zu
sein, rief er über den Datenterminal in seinem Hotelzimmer den
Teil der dritten täglichen Nachrichtensendung, der „Lokales
-Meldungen aus der Gesellschaft“ betitelt war, noch einmal ab.
Das Bildgerät des Terminals verwandelte sich in einen
Fernsehempfänger. Ein Sprecher verkündete in hochtrabenden
Worten, was die oberen Zehntausend der Stadt Zebulon und Umgebung in
dieser Nacht zu tun gedächten. Besonders kam es Richter auf den
Teil an, in dem es hieß:
„Die Sterne der Finanzwelt geben sich um fünfundzwanzig
Uhr ein Stelldichein im großen Ballsaal des
Hotels Stern des Ostens. Wir dürfen sicher sein, daß es
sich dabei um das glanzvollste Ereignis des heutigen Tages handeln
wird. Alles, was in der Welt der Finanzen Rang und Namen hat, ist
geladen, und das Komitee zur Vorbereitung des Festes hat bislang
keine einzige Absage erhalten. Das Programm sieht vor, daß nach
einem vierzehngängigen Dinner der Vorsitzende des Finanzrats,
gleichzeitig Präsident der Bank der Westlichen Welten, Kalpar
Rhumin, einen Festvortrag zum Thema Finanzpolitik im Banne des
Wettstreits mit dem Solaren Imperium hält.“
An dieser Stelle schaltete Richter ab. Er wußte, was er
wissen wollte. Es hatte keine Änderung im Fahrplan gegeben.
Kalpar Rhumin würde sprechen. Sorgfältig stellte er seine
Ausrüstung zusammen. Er brauchte einen Impulsgeber. Ein Schocker
war niemals fehl am Platz. Außerdem war da das kleine
Speicherband, das er im Laufe der vergangenen Wochen mühselig
zusammengestellt hatte und das das Kernstück seines Unternehmens
bildete. Und schließlich brauchte er einen Blaster für
alle Fälle.
Er fuhr hinunter zur Garage. Vorsichtig lenkte er seinen Gleiter
in den Straßenverkehr, der selbst um diese Stunde noch
reichlich floß. Die Zeit des zweiten Abendessens war vorüber.
Es ging auf sechsundzwanzig Uhr. Im Stern des Ostens schritt man um
diese Zeit wahrscheinlich, zum zehnten Gang. Der dichte Verkehr
beschränkte sich auf die inneren Stadtbezirke. Draußen
wurde es lichter. Mark Richter nahm Kurs auf die westliche Vorstadt,
die vor zwei Tagen schon einmal sein Ziel gewesen war. Im Wohnviertel
der Vornehmen waren die Straßen hell erleuchtet, die Häuser,
soweit sie überhaupt aus dem Laubwerk hervorlugten, jedoch
zumeist dunkel. Richter kam an der Platane vorbei, unter der er vor
zwei Tagen gehalten und mit dem Jungen Jedu gesprochen hatte. Am
unteren Ende der Straße bog er scharf nach rechts ab und befand
sich kurze Zeit später an der Rückseite eines Grundstücks,
dessen Größe selbst für diese reiche Gegend
ungewöhnlich war. Er hielt an und vergewisserte sich, daß
er von niemand beobachtet wurde. Dann ließ er den Motor kurz
aufheulen und setzte mit einem gekonnten Sprung über die etwa
zwei Meter hohe Flecke hinweg, die das Anwesen gegen die Straße
hin abgrenzte. Jenseits der Hecke landete er sofort und schaltete das
Triebwerk ab. Er stieg aus und nahm sich abermals ein paar Minuten
Zeit, um zu horchen.
Ohne Schwierigkeiten gelangte er quer durch den riesigen Garten an
die Rückwand des Hauses. Das Gebäude zeigte sich nach außen
als eine verschachtelte Struktur mit teilweise flachen, teilweise
spitzgiebligen Dächern und viel Glassit an den Seitenflächen.
Richter fand eine Seitentür, die, wie er erwartet hatte,
elektronisch verriegelt war, Er ließ den Impulsgeber spielen,
und nach kurzer Zeit löste sich der Riegel. Die Tür glitt
auf. Richter betrat einen dunklen Gang, der schon nach wenigen Metern
vor einer Rolltreppe endete. Die Treppe setzte sich willig in
Bewegung, als er auf sie zutrat. Er gelangte in ein Zwischengeschoß,
untersuchte mit Hilfe seiner kleinen Stablampe einige Räume und
fand schließlich den, den er suchte: Das Arbeitszimmer des
Hausherrn.
Bisher war sein Plan von der Mutmaßung abhängig
gewesen, daß ein wichtiger Finanzier auch in seiner
Privatwohnung nicht ohne einen beträchtlichen Aufwand an
positronischem Rechengerät auskommen könne. Jetzt sah er
diese Vermutung bestätigt. Der Mann, in dessen Allerheiligstem
er sich befand, verfügte nicht nur über zwei
Datenterminals, sondern obendrein noch über eine ganze Batterie
von Zusatzgeräten wie Speichern, Druckern, akustischen Servos
und automatischen Zeichnern. Der Raum lag im Innern des Hauses und
hatte keine Fenster. Die Tür bestand
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