PR TB 129 Die Invasion Findet Nicht Statt
nach
Bauxit-Lager zu gelangen. Sein nächtlicher Ausflug dagegen blieb
völlig verborgen.
Am Raumhafen bestieg er, nachdem er den Gleiter zurückgegeben
hatte, die Fähre nach Sinfal und landete kurz vor Sonnenaufgang
auf dem Raumhafen Zebulon. Er begab sich nicht unmittelbar in sein
Hotel zurück, sondern studierte in der Empfangshalle zunächst
die neuesten Nachrichten, aus denen zu entnehmen war, daß das
Verhör der zweiundzwanzig Verschwörer fortgesetzt werde.
Entweder hatte die Innere Abwehr noch nicht gemerkt, daß sie
einem falschen Hinweis auf gesessen war, oder sie schwieg sich den
Nachrichtenmedien gegenüber darüber aus, um die
Verunsicherung der Bevölkerung nicht noch weiter zu erhöhen.
Auf jeden Fall war es für den Mann von Terra an der Zeit, seinen
nächsten Schlag anzubringen.
Die Vorbereitungen dazu waren längst getroffen. Diesmal
handelte es sich nicht um ein kompliziertes Komplott wie bei den
bisherigen Anschlägen. In diesem Fall genügte ein einfacher
Knalleffekt, von den entsprechenden Worten begleitet, um an die
Öffentlichkeit zu bringen, was die Öffentlichkeit wissen
sollte. Richter betrat eine Bildsprechzelle und wählte ohne
Bildübertragung die Nummer einer Nachrichtenstation. Als die
Station sich meldete, hielt er ein kleines Bandgerät dicht an
das Mikrophon und ließ es eine kurze Feststellung abspielen:
„Die Abwehr hat die Falschen erwischt. Die Richtigen sind
nach wie vor am Werk, Tod den Kalfaktoren! Als erstes wird ihr
Bildnis zerstört.“
Danach legte er auf. Er konnte sich vorstellen, wie sich bei den
Nachrichtenleuten jetzt hektische Aktivität entwickelte. Wer war
der Anrufer? Was meinte er mit dem Bildnis? Mark Richter lächelte
zufrieden vor sich hin, als er das Empfangsgebäude verließ.
Die Stimme auf dem Band war nicht die seine. Selbst wenn festgestellt
wurde, daß der Anruf aus der Empfangshalle des Raumhafens
gekommen war und er deswegen verdächtigt wurde, konnte er anhand
der Aufzeichnung, die die Nachrichtenstation von der Stimme des
Unbekannten angefertigt hatte, nachweisen, daß er nicht der
Sprecher war.
Auf dem Weg zur Röhrenstation suchte er eine Toilette auf und
warf das kleine Bandgerät, nachdem er es beschädigt hatte,
in die Abortschüssel. Das durch die Beschädigung
wasserempfindlich gewordene Material löste sich sofort auf.
Sprudelnd und schäumend verschwand die Kassette mitsamt dem
Band. Damit war die einzige Spur, die Richter hätte gefährlich
werden können, beseitigt.
Im Röhrenzug sah er auf die Uhr. Seit seinem Anruf bei der
Nachrichtenstation waren elf Minuten vergangen. Ohne das Gerät
aus der Tasche zu ziehen, drückte er die Auslösetaste eines
kleinen Pulsgebers, den er ständig bei sich trug.
Stephor Ginsk wirkte abgespannt und müde. Die Medikamente
wirkten kaum mehr. Er wußte nicht, die wievielte Nacht dies
war, in der er nicht zum Schlafen gekommen war. Polko Varesch, dank
seiner sjortlichen Vergangenheit in besserer Kondition als sein
Vorgesetzter, wirkte dagegen frisch und munter. Das ging Ginsk auf
die Nerven.
„Was sagen Sie dazu?“ herrschte er den ehemaligen
Boxer an.
„Wozu, Chef?“
„Die Kerls weigern sich selbst unter den intensivsten
Verhörmethoden, ein Geständnis abzulegen. Das System
behauptet, sie sprächen die Wahrheit. Die Ärzte haben jeden
einzelnen untersucht. Es gibt keine hypnotischen Blöcke! Was
sagen Sie dazu?“
Es blieb Polko Varesch nichts anderes übrig: Er mußte
in den sauren Apfel beißen und die Meinung aussprechen, die
sich ihm im Verlauf der letzten vierzig Stunden förmlich
aufgedrängt hatte.
„Wenn das so ist, Chef“, antwortete er forsch, „dann
kann man eigentlich nur eines sagen.“
„Was?!“ bellte Ginsk.
„Daß die Kerls wahrscheinlich unschuldig sind! Wir
haben die Falschen verhaftet!“
Zu seinem Erstaunen explodierte Stephor Ginsk nicht. Statt dessen
sah er auf und musterte seinen Adjutanten aus trüben Augen.
„Meinen Sie?“
„Man kann nichts anderes folgern, Chef“, beharrte
Varesch auf seiner Ansicht.
Ginsk rang sich zu einem Entschluß durch.
„Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als...“
Der Bildsprech summte.
„Nehmen Sie das“, brummte Ginsk. „Ich will mit
niemand sprechen.“
Varesch nahm das Gespräch an. Auf seinem Gesicht formte sich
ein Ausdruck des Entsetzens, der Ginsk aufmerksam machte.
„Was jetzt schon wieder?“
„Die Nachrichtenstation ZEBL“, japste Varesch,
„erhielt um sieben Uhr vierzehn einen Anruf. Der
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