PR TB 131 Abteilung Psi
folgte ihm
Yorn Bekker auf die gleiche vorsichtige Weise. Vor einem dichten
Busch, der über zwei Meter weit in die Höhe ragte und von
kleinen, grellroten Blüten über und über bedeckt war,
blieb der Roboter plötzlich stehen.
„Dort ist er!" sagte er leise und deutete auf die
Blütenpracht.
Bekker schritt um den Busch herum und sah den König der
Schläfer im Schatten des Gebüschs auf dem Boden liegen. Er
machte seinem Titel alle Ehren, denn er schlief so tief und fest, als
hätte er Stunden der Anstrengung und Erschöpfung hinter
sich. Es war nicht die Ehrfurcht vor der Ruhe des anderen, die Yorn
Bekker dazu veranlaßte, mit einem Übermaß an
Vorsicht den Rückweg anzutreten. Ihm war plötzlich ein
Gedanke gekommen. Er glaubte zu wissen, woher die Schläfer ihren
Namen hatten und warum es Amnes plötzlich so eilig gehabt hatte,
von ihnen wegzukommen und sich zum Schlafen niederzulegen.
Er wollte mit Sunik darüber sprechen. Oder sollte er
wirklich? Es war ein gefährliches Wissen, das er sich da
angeeignet hatte. Es war besser, wenn er es für sich selbst
behielt. Aber konnte er das? Sunik war schlau. Es war wahrscheinlich,
daß er in der Zwischenzeit bereits seine eigenen Schlüsse
gezogen hatte.
Yorn Bekker blieb stehen und dachte nach. Amnes und das Volk der
Schläfer waren plötzlich aus seinem Bewußtsein
entschwunden. Er dachte nur noch an das Wissen, das er unbedingt
geheimhalten mußte. Es fiel ihm nicht ein, über den
plötzlichen Wandel seines Denkens erstaunt zu sein. Es gab nur
noch eine Aufgabe, auf die er sich konzentrieren mußte: das
Geheimnis zu wahren. Und dazu gab es nur eine Möglichkeit.
Er mußte Sunik töten!
Der Strahler schien ihm wie von selbst in die Hand zu gleiten.
Vorsichtig schob er sich weiter um den blühenden Busch herum.
Gleich mußte Sunik in Sicht kommen, den er auf der anderen
Seite des Gebüsches zurückgelassen hatte. Aber Sunik war
nirgendwo zu sehen. Bekker sah sich um.
Er mußte nach ihm rufen! Ja, richtig. Sunik war ahnungslos.
Er würde so schnell nicht Verdacht schöpfen. „Sunik...?!"
' •••. .-'. • • - ' -• ' •' .
--•-•
Keine Antwort. Yorn Bekker ging ein paar Schritte den Weg zurück,
auf dem sie gekommen waren. Da klang es zu seiner Rechten aus dem
Gebüsch:
„Hier, Herr Major!"
Yorn Bekker wirbelte herum und schoß. Die grelle Salve
setzte das Gebüsch in Brand. Aber die Pflanzen litten nicht an
Feuchtigkeitsmangel. Die Flammen erstarben rasch. Yorn Bekker schritt
durch den gelblichen Rauch. Sunik war tot, dessen war er sicher.
Am gegenüberliegenden Rand des Brandherds blieb er stehen. Er
hätte die Leiche unbedingt sehen müssen, wenn sie hier
irgendwo gelegen hatte. Er drehte sich um die eigene Achse und
blickte dorthin zurück, woher er gekommen war.
Da traf ein wuchtiger Schlag sein rechtes Handgelenk. Er schrie
auf, und unter dem Eindruck des stechenden Schmerzens ließ er
den Strahler fahren. Er wurde in hohem Bogen ins Gebüsch
geschleudert. Im gleichen Augenblick griff eine fremde Macht nach
seinem Bewußtsein. Es war, als würde eine Haut entfernt,
die sich bisher an seine Gehirnzellen geschmiegt hatte. Arnnes und
das Volk der Schläfer fielen ihm wieder ein. Er hatte Verbündete
gefunden! Der Kampf gegen die Meister der Seele war plötzlich
nicht mehr so aussichtslos. Und diese Kenntnis hatte er vor Sunik
geheimhalten wollen? Ausgerechnet vor Sunik?! „Herr Major ...?"
ertönte es da seitwärts aus dem Gebüsch.
Vorn Bekker drehte sich vorsichtig um. Er fürchtete, der
Robot könne eine hastige Bewegung falsch auslegen. Sunik stand
am Rand des Brandfeldes. Er hatte die Waffe in der Hand, die Bekker
davongeschleudert hatte; aber er trug sie mit zwei Fingern beim Lauf,
um seine Friedfertigkeit zu demonstrieren.
„Sunik!" rief Bekker erfreut. „Ich ... ich ..."
Er wußte nicht, was er sagen sollte. Es war dumm, sich bei
einem Roboter zu entschuldigen. „Ich bin ein Narr ...!"
rutschte es ihm schließlich heraus. .
„Es kam ziemlich schnell", erklärte Sunik. „Sie
standen noch über Amnes gebeugt, da registrierte ich ein
scharfes, intensives Bündel psionischer Energie. Ich rechnete
mit einem feindlichen Angriff, unternahm jedoch vorläufig nichts
dagegen, weil ich wissen wollte, wie die Sache vonstatten gehen
würde."
„Ich empfand plötzlich das dringende Bedürfnis,
dich auszuschalten", bekannte Vorn Bekker. „Mir war ein
Gedanke gekommen, eine Art Erleuchtung, die mit Am-nes und den
Schläfern zu tun
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