PR TB 132 Projekt Pandora
geschlafen?«
»Es waren vielleicht zehn Sekunden«, sagte sie leise.
»Keine Sorge. Sie haben sich nicht blamiert. Im Gegenteil. Ich
finde Sie auf einmal ganz besonders nett.«
Sie beugte sich vor, sah ihm lächelnd in die Augen und küßte
ihn fest und ausgesprochen lange auf den Mund. Der Kellner stand, das
Wechselgeld in der Hand, verblüfft daneben und räusperte
sich zweimal sehr diskret.
Das Virus, das Aten Shende innerhalb weniger Tage töten
würde, wenn er nicht das Gegenserum erhielt, wechselte aus ihrem
Körper in seinen hinüber und begann sich bereits auf seinen
Lippen zu teilen und zu vermehren.
Jetzt lächelte auch Aten Shende.
»Danke«, sagte er. »Darf ich mich dafür
bedanken?«
Sie lächelte hintergründig und versicherte ihm:
»Das haben Sie bereits getan. Ich ließ einen Gleiter
rufen, der uns in Ihr Hotel bringen wird.«
Er musterte sie. Er war nicht nur überrascht, sondern
richtiggehend erschrocken. Seine Selbstsicherheit geriet für
einen bedenklich langen Augenblick ins Wanken.
»Das DiVolpe hat eine entzückende kleine Bar«,
sagte er dann leise und nahm ihre Hand. »Dort werden wir uns
näher kennenlernen.«
Sie nickte nur.
Als sie den Tisch verließen und auf den Eingang des
überdachten Restaurants zugingen, bemerkte Aten Shende, daß
sich der Pendel der altertümlichen Ziffernuhr nicht mehr
bewegte. Auf sein Gesicht trat ein nachdenklicher, verwirrter
Ausdruck. Seine Finger umklammerten gefährliche Sekunden lang
ihre Hand, dann ging Aten weiter und
verließ das Lokal.
Zwei Gleiter standen am weit entfernten Bordstein und warteten mit
abgeblendeten Scheinwerfern. Wenige Gruppen von Spaziergängern
befanden sich zu dieser Stunde noch hier. An einem Baum lehnte ein
Pärchen und schien sich zu küssen.
»Warum dieses Angebot?« flüsterte Shende.
»Ich habe meine Gründe«, flüsterte sie
zurück.
Die Nacht war noch immer mild, obwohl nicht mehr viel bis
Mitternacht fehlte. Über der Stadt funkelten die Schwärme
der Sterne. Verschwommene Geräusche kamen von vielen Seiten. Das
Mädchen und der Mann gingen auf den ersten der beiden Gleiter
zu. Glist Ironvall deutete mit dem Zeigefinger gegen den Mützenschild
und murmelte undeutlich:
»Wohin, Mac?«
Shende öffnete die Tür für Chenia. Sie schlüpfte
hinein, nahm die Klinke in die Hand und hörte Shende sagen:
»Zum DiVolpe, bitte.«
Als er sich bückte, um in den Gleiter einzusteigen, öffnete
Chenia Ruthven die Tür, sprang hinaus und lief zurück zum
hinteren Gleiter. Vaell Quame schob sich gerade von den Rücksitzen
und hatte einen schweren Paralysator in der Hand. Der
Sicherungsflügel war nach vorn geschoben. Lichtschein fiel auf
die Szene - von hinten näherte sich in rasender Fahrt ein
Gleiter. Er zielte genau mit einem riesigen Suchscheinwerfer auf die
kleine Gruppe der Passanten hier. Andere Menschen blieben stehen.
Die Absorber wimmerten auf, als der Pilot den Gleiter abbremste
und dicht neben der Gruppe landete. Der Kiel schrammte laut über
den Boden.
Mit einem wilden Satz schwang sich Veen vom Vordersitz und rannte
auf den ersten Gleiter zu. Fassungslos und mit hervorragend
gespielter Gestik stand Shende neben dem Fahrzeug und fragte jetzt
laut:
»Können Sie mir erklären, was hier vorgeht?«
Veen zielte mit einer Strahlwaffe auf Aten Shendes Brust, holte
seinen Dienstausweis mit der Linken aus einer Tasche und sagte:
»Sie sind Aten Shende, wohnhaft in Rajpat auf ZIRKON?«
»Richtig.«
»Im Namen des Imperiums erkläre ich Sie für
verhaftet. Ihnen wird mehrfacher Mord und eine noch unbestimmte
Anzahl von Kapitalverbrechen und Wirtschaftsspionage vorgeworfen.«
Shende schüttelte den Kopf und fauchte empört zurück:
»Sie müssen verrückt sein. Wie kommen Sie
ausgerechnet darauf? Ich bin hier mit einem Mädchen.«
Langsam ging Chenia auf ihn zu und sagte:
»Sie ließen sich vom Pendel der alten Uhr, von zwei
Beruhigungstabletten in Ihrem Bier und von meinen Fragen
hypnotisieren. Sie versanken in leichte Trance und schilderten mir
mindestens einen Mord, Ihr Eindringen in Karthago Valley und
sämtliche Namen Ihrer Auftraggeber. Übrigens befinden sich
die Kristalle in der alten Zigarettentasche in der linken Innentasche
der Jacke.«
Der rechte Arm des Mannes fuhr schnell zwischen die Revers der
Jacke, und augenblicklich feuerte Vaell einen Schuß aus dem
Lähmstrahler ab. Er traf Shende in die rechte Schulter und ließ
ihn hart gegen den Gleiter fallen.
Shende blickte sich um, suchte
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