PR TB 140 Die Monddiebe
Abfertigungshalle,
die nur eine von vielen war. Überall drängten sich
Passagiere, solche, die die Erde verlassen wollten und solche, die
eben erst angekommen waren.
Als er nach oben blickte, sah er unter den Erwachsenen auf den
Zuschauergalerien auch viele Kinder. Wahrscheinlich träumten
sie, so wie er früher, davon, daß sie einst auf fremden
Raumhäfen als Passagiere ankamen, neue Welten und Intelligenzen
kennenlernten und Abenteuer erlebten.
Unwillkürlich winkte er hinauf.
Eine fette alte Springerin stieß ihn von hinten an und gab
eine Serie unfeiner Verwünschungen von sich.
»Ich bitte um Verzeihung, gnädige Frau«, sagte
Vymur höflich. »Kann ich Ihnen irgendwie behilflich sein?«
Die Springerin blieb stehen, als sei sie gegen eine unsichtbare
Mauer gerannt. Sie setzte ihr Handgepäck ab und drehte sich
langsam um, bis sie Vymur ins Gesicht sah.
»Sie wollen mich doch nur bestehlen«, sagte sie auf
Interkosmo.
»Aber, nein!« wehrte Vymur lächelnd ab. »Ich
habe nur bemerkt,
daß Sie ein wenig nervös sind. Wahrscheinlich ist es
das erstemal, daß Sie einen so großen Raumhafen betreten.
Mein Name ist Vymur Alsaya, und wenn ich Ihnen helfen kann, will ich
es gern tun. Ich habe auf den Handelsschiffen Ihres Volkes oftmals
Gastfreundschaft genossen.«
»Vymur Alsaya.?« fragte die Springerin gedehnt. »Der
Terraner, der die Buchreihe über die Entstehung der Galaktischen
Händler und die Blütezeit der Springersippen geschrieben
hat? Das sind Sie?«
»Das bin ich«, bestätigte Vymur, geschmeichelt
und verlegen zugleich. »Kennen Sie denn meine Bücher,
gnädige Frau?«
»Und ob!« erklärte die Springerin. »Ich
habe mein ganzes bisheriges Leben auf den Handelsschiffen unserer
Sippe verbracht und betrete heute zum erstenmal den Boden eines
Planeten. Ganz schön aufregend, muß ich Ihnen sagen,
junger Mann. Ich bin übrigens Vatecha aus der Sippe des
Patriarchen Okzech. Wenn Sie mir wirklich helfen wollen, nehme ich
dankbar an.«
Vymur nickte.
»Kommen Sie, ich schleuse Sie durch die Kontrollen! Haben
Sie schon in einem Hotel gebucht?«
»Nein. Warum?« erwiderte Vatecha verblüfft.
»Na, Sie müssen doch irgendwo schlafen«, meinte
Vymur. »Ich kann Ihnen das Sayat Nova empfehlen, ein Hotel der
mittleren Preisklasse in Citynähe. Es gehört übrigens
dem Springer Cochran Irto, einem Freund von mir.«
»Dann muß es in Ordnung sein«, erwiderte Vatecha
und schnaufte.
Vymur Alsaya führte die Springerin zur
Identifikationskontrolle, die von Automaten wahrgenommen wurde. Er
selbst steckte seine ID-Karte in den Einwurfschlitz des nächsten
Prüfautomaten. Vatecha Okzech dagegen besaß nur den
Symbolstreifen, den Flugschein mit allen Daten, die für die
Beförderung und Unterbringung an Bord erforderlich waren.
Sie schimpfte, als die Robotstimme des Prüfautomaten
erklärte, der Flugschein allein genüge nicht für das
Betreten terranischen Hoheitsgebiets, und sie brauche einen
provisorischen Ausweis.
»Ich begreife das nicht«, erklärte sie, als Vymur
sie zu dem Büro führte, in dem der provisorische Ausweis
ausgestellt werden sollte. »Niemand braucht einen Ausweis, um
ein Raumschiff meines Volkes zu betreten oder um auf einer
Stützpunktwelt meines Volkes zu landen. Warum verlangt ihr
Terraner so etwas?«
»Weil es hier viel mehr Besucher als auf den Welten und
Schiffen Ihres Volkes gibt, gnädige Frau«, antwortete
Vymur. »Wir wurden sonst die Übersicht verlieren.«
Vatecha gab sich mehr oder weniger mit dieser Auskunft zufrieden.
Vymur half ihr bei den notwendigen Formalitäten. Danach ging er
mit
ihr zur Zollkontrolle.
Er verriet ihr nicht, daß die Prüfgeräte sowohl
alle Passagiere als auch ihr Gepäck durchleuchteten. Das hätte
sie noch mehr gekränkt.
Nachdem alle Formalitäten abgeschlossen waren, nahmen sie ihr
Gepäck in Empfang und verstauten es auf einer Antigravplattform.
Vymur dirigierte die Plattform mit sparsamen Stößen zum
Ausgang, rief ein Flugtaxi herbei und lud das Gepäck in den
Kofferraum.
Danach stiegen Vatecha und er in die Passagierkanzel, und Vymur
gab dem Autopiloten das Ziel an.
Eine halbe Stunde später landete das Flugtaxi auf dem
Flachdach des Sayat Nova. Roboter erschienen und nahmen Vatechas
Gepäck in Empfang.
Vymur führte die Springerin zur Rezeption, verlangte Cochran
Irto zu sprechen und übergab Vatecha seinem alten Freund in
dessen Obhut.
Cochran Irto freute sich, Vymur einmal wiederzusehen und bat ihn,
doch einmal für längere
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