PR TB 142 Sie Kamen Von Kendarkos
äußerten, scheint zu stimmen. Der Major wusste
etwas, das dem Imperator gefährlich zu werden drohte. Er entging
mit knapper Mühe zwei Mordanschlägen, das weiß ich
selbst. Da startete er ohne Auftrag und floh. Unterwegs erst stellte
er die Mannschaft vor die Entscheidung, das Schiff bei einer
Zwischenlandung zu verlassen, ohne das endgültige Ziel zu
erfahren. Mit dem Rest wollte Major Shandol in einen unerforschten
Sektor der Milchstraße fliegen und für immer auf einem
primitiven Planeten bleiben. Wenige nur verließen ihn, die
meisten gingen mit ihm.« Er sah Atlan forschend an. »Ihnen
passte die Herrschaft des Imperators nicht mehr. Ich glaube, ich kann
Ihnen das ruhig sagen, ohne um mein Leben fürchten zu müssen.«
»Allerdings!« Atlan lächelte. »Was wissen
Sie sonst
über Shandols Gründe? Hat er niemals etwas verlauten
lassen, nachdem Sie nun eine verschworene Gemeinschaft waren?«
»Er sprach nie über private Dinge mit uns, auch wenn
wir uns alle als seine Freunde bezeichnen durften. Als wir die Männer
abgesetzt hatten, die uns nicht begleiten wollten, änderte sich
unser Verhältnis zueinander. Er war nicht mehr unser
Vorgesetzter, sondern unser Freund. Trotzdem teilte er uns niemals
seine wahren Gründe mit.«
»Das ist sehr schade«, bedauerte Atlan. »Ich
wäre froh gewesen, wenn Sie mir einen Hinweis hätten geben
können. Aber ich glaube, ich kenne sein Geheimnis, nur hätte
ich gern von ihm selbst die Bestätigung dafür gehabt.«
»Welches Geheimnis?«
»Seien Sie froh, wenn Sie es nicht kennen, Leutnant. Es zu
kennen, bedeutet den Tod, das haben Sie selbst erlebt. Ich kenne die
Zukunft nicht, mein Freund, aber wenn die Gerechtigkeit siegen
sollte, und eines Tages wird sie das sicher, werden Sie zum Dienst in
die Flotte zurückkehren können, in allen Ehren und sogar
mit Auszeichnung. Ihr Leben wurde durch Major Shandols Flucht nicht
zerstört, im Gegenteil. Es sieht nur im Augenblick anders aus.«
Leutnant Ranaschal warf Atlan einen nachdenklichen Blick zu.
»Merkwürdig«, murmelte er dann.
»Was ist merkwürdig?«
»Der Major sagte einmal etwa Ähnliches zu uns. Er
spielte darauf an, daß Orbanaschol zu Unrecht auf dem Thron des
Reiches säße und ein anderer an seine Stelle gehöre.
Dieser andere aber, fügte er hinzu, wisse nichts davon. Er sei
der rechtmäßige Herrscher des Großen Imperiums.«
Atlan nickte ihm sorgenvoll zu:
»Das ist schon fast zuviel Wissen, Leutnant. Aber es ist die
Wahrheit. Auch der Major kannte sie, darum mussten er und seine
Männer sterben, und seine Mörder wussten nicht einmal,
warum sie ihn töteten. Hätten sie es gewusst...«
Den Rest ließ er unausgesprochen.
Von fern hörten sie die Brandung des Meeres. Die Sonne stand
noch hoch im Westen, erst in einigen Stunden würde es dunkel
werden. Bis dahin mussten Barrakas, Broda und die anderen Männer
der RAKAS eintreffen. Dann blieb noch immer Zeit, über die
Zukunft nachzudenken. Eine sehr Ungewisse Zukunft, wie Atlan zugeben
musste.
Die ersten Jäger kamen zurück und begannen damit, die
Beute zu zerlegen. Auf dem freien Platz zwischen den Höhlen
wurde von den Frauen Holz zusammengetragen und dann ein Feuer
angezündet. Die ausgenommenen Tiere wurden auf Spieße
gesteckt und an Holzgabeln über die Flammen gelegt. Aus einer
nahen Senke wurde Salz geholt.
Sie haben alles zum Leben, dachte Atlan. Wie unglücklich
müssten sie sein, wenn sich das Imperium entschließt,
ihnen die Zivilisation zu bringen. Sie verlören ihre Freiheit
und den Sinn ihres Lebens, nur um beides gegen scheinbare
Bequemlichkeiten und ungeahnte Verpflichtungen einzutauschen. Und wem
würde das nützen? Niemandem, nicht einmal dem Imperium. Im
Gegenteil: sogenannte Unabhängigkeitskriege mussten zwangsläufig
entstehen, die das Imperium nur Blut und Geld kosten würden,
wenn es sein »Prestige« nicht verlieren wollte. Es musste
ein besseres System geben! Aber welches?
Nun kehrten auch die Fischer zurück, und mit Ihnen Ibarga,
ihre beiden Töchter und die drei Männer. Ihre
Haut war noch naß vom Seewasser. Während die Fische
zubereitet wurden, kam Ibarga zu Atlan und setzte sich zu ihm.
»Barrakas müsste bald kommen«, sagte sie atemlos.
»Das Wasser ist herrlich auf dieser Welt.«
»Fast wie das Wasser auf Ferros Planeten?« erkundigte
sich Atlan freundlich. Ibarga sah jünger aus als sonst. »Beide
Planeten sind Paradieswelten, aber wie lange noch? Möchten Sie
hier auf dieser Welt bleiben, wenn Sie die
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