PR TB 143 Der Mann Mit Der Maske
zu dem Schluß,
daß du einer von Jantzons Gegners sein müßtest. Und
jetzt bin ich hier, um dir zu helfen. Willst du zu trinken?"
„Ja...!" antwortete Mark Richter, und allein der
Gedanke an seinen Durst machte ihn schwindelnd.
„Du wirst aufstehen und gehen müssen", bemerkte
Menchenk. „Du siehst ja, daß ich dich nicht tragen kann.
Ich habe eine für meine Begriffe riesige Behausung. Für
dich wird sie nur so eben Platz haben."
*
Der Marsch durch die Wüste war mühsam. Mark Richter
hatte Gelegenheit festzustellen, daß die Kraftreserven seines
Körpers in der Tat fast erschöpft waren.
Er tat zwei oder drei Schritte, dann mußte er rasten.
Menchenk saß ihm auf der rechten Schulter und dirigierte ihn.
„Es ist nicht mehr weit", sagte er von Zeit zu Zeit.
„Höchstens noch hundert Meter."
Aber auf Odykenal schienen sie nicht nach Metern zu rechnen. Als
der Zwerg seinen Trostspruch zum dritten Mal vorbrachte, war Mark
nach seiner Schätzung schon weit über tausend Schritte
gegangen.
Aber schließlich gelangten sie doch ans Ziel. Mark spürte,
wie plötzlich der Boden unter ihm nachgab. Er strauchelte und
begann zu stürzen. Er spürte, wie Menchenk blitzschnell an
ihm herabkletterte, um dem Aufprall zu entgehen. Mark fiel zu Boden
und rutschte mit dem Kopf voran in eine trichterförmige Senke
hinein. Auf dem Boden des Trichters, vor einem kaum einen halben
Meter breiten Loch, das im Ungewissen Licht der Sterne nur schwer
auszumachen war, kam er zum Stillstand.
Menchenk stand neben ihm. Er wies auf die finstere Öffnung.
„Da geht es hinein", sagte er. „Für dich
werden wir es wohl etwas größer machen müssen."
Er begann, den Rand des Loches mit wütenden Fußtritten
zu bearbeiten. Sand rieselte herab, und unter dem Sand rollten kleine
Stücke grauen Gesteins hervor, die Menchenks Tritte aus einer
anscheinend unter dem Sand verborgenen Felsstruktur herausgelöst
hatte. Der Odykenaler schien gar nicht erst zu erwarten, daß
Mark sich an der Arbeit beteiligte. Nach etwa einer halben Stunde
hatte er die Öffnung so vergrößert, daß sie nun
etwa einen Meter breit war. Ihre Tiefe allerdings ließ noch
immer zu wünschen übrig.
„Du wirst den Bauch ein wenig einziehen müssen",
meinte Menchenk. „Komm einfach hinter mir her!"
Er verschwand durch das Loch, das im Vergleich zu seiner
Körpergröße allerdings so gewaltig war, wie Odysseus
der Eingang zur Höhle des Zyklopen erschienen sein mußte.
Mark Richter robbte hinterdrein. Mit Mühe und Not schaffte er
es, den flachen Eingang zu passieren. Inzwischen war der Odykenaler
vorausgeeilt und hatte einige Lichter entzündet - der Himmel
mochte wissen, woher er sie hatte! Ihre Leuchtkraft war gering, aber
den an die Dunkelheit gewöhnten Augen reichte sie trotzdem, die
Umgebung zu erkennen. Mark sah, daß der unterirdische Gang sich
langsam weitete. Er war nur in der Nähe der Mündung mit
hereingeblasenem Sand gefüllt. Allmählich trat das nackte
Felsgestein zutage, und schließlich endete der Stollen in einer
Kammer, in der ein normal gewachsener Mensch eben Platz hatte,
aufrecht zu stehen und sich ohne angezogene Knie am Boden
auszustrecken. An der Wand entlang zog sich ein merkwürdiges
Sammelsurium winziger Gerätschaften. Menchenk wies stolz in die
Runde und sagte:
„Das ist mein Reich!"
Mark Richter war auf Händen und Knien in die Höhle
gekrochen. Er gab sich keine Mühe aufzustehen. Er streckte die
Beine, beugte die Arme und legte sich auf die Seite, um möglichst
wenig von dem ohnehin geringen Raum wegzunehmen.
„Bitte... gib mir zu trinken!" sagte er.
„Sofort!" versprach Menchenk.
Er hob eine winzige Klappe am Boden auf und ließ an einem
dünnen Faden ein Gefäß, das nicht höher war als
der Nagel an Mark Richters kleinem Finger, durch die Öffnung in
die Tiefe. Sekunden später zog er es wieder heraus.
„Du mußt es dir selbst nehmen", rief er Mark zu.
„Ich kann es nicht bis zu deinem Mund hinauf schleppen."
Mark gehorchte. Vorsichtig nahm er das Gefäß auf und
goß sich den Inhalt in den Mund. Der Zwergeneimer hielt kaum
mehr als einen Kubikzentimeter. Die Flüssigkeit hatte einen
seltsamen Geschmack, aber sie war erfrischend kühl. Im Laufe der
nächsten Stunde senkte Menchenk den Eimer wohl an die
zweihundertmal und hievte ihn wieder herauf. Allmählich begann
Mark Richter zu spüren, wie sein Durst nachließ.
Statt dessen ergriff die Müdigkeit von ihm Besitz.
„Du wirst mich für einige Zeit entschuldigen
Weitere Kostenlose Bücher