PR TB 143 Der Mann Mit Der Maske
die
Klimaanlage Stickgase in die Zellen, oder die Temperatur stieg
plötzlich auf höllische Werte. Wenigstens in dieser
Hinsicht hatte Najdouche es verstanden, sich Respekt zu verschaffen.
Schlurfende Schritte näherten sich. Unter der Tür
erschien ein nicht sonderlich großer, aber äußerst
breitschultrig gebauter Mann mit wirren, langen schwarzen Haaren und
einem ungepflegten, verfilzten Bart. Wer den brennenden Blick der
unter einer niedrigen Stirn und dichten, schwarzen Augenbrauen
liegenden Augen sah, der hätte nicht geglaubt, daß es sich
bei diesem Mann um einen der hervorragenden Hyperphysiker des Solaren
Imperiums handelte: Kalim Azalik.
„Azalik auf Liege eins!" befahl Najdouche.
Der Mann gehorchte. Er trug eine Art Anstaltskleidung, einen
lockeren, hellgrauen Kittel, den er abstreifte, bevor er sich auf die
Liege bettete. Kaum lag er in Position, da betätigte Najdouche
einen weiteren Schalter. Haltegurte schössen aus den Seiten der
Liege und schlangen sich so um Azaliks Körper, daß er sich
nicht mehr bewegen konnte.
Der Vorgang wiederholte sich viermal. Nach Azalik kam Tolanski,
dann Ezember, danach Avarroz. Den Abschluß bildete Nadiu Sen,
die zierliche Orientalin, deren äußere Erscheinung es
einem schwermachte, zu glauben, daß man es hier nicht mit der
zwar hübschen, aber ansonsten unbedeutenden Frau eines reichen
Mannes, sondern mit einer der fähigsten Sextadim-Fachleute der
Menschheit zu tun hatte. Sie alle betteten sich nacheinander auf ihre
Liege, die Najdouche ihnen anwies. Der Ausdruck ihrer Gesichter
bewies, daß der heutige Vorgang ein ungewöhnlicher war.
Noch nie zuvor hatten sie sich alle fünf gleichzeitig in diesem
Raum aufgehalten.
Nachdem die Haltegurte sich um Nadiu Sen geschlossen hatten,
schaltete Najdouche das energetische Schirmfeld aus und erhob sich
von ihrem Sitz. An der Seite des Hufeisenpults stehend, sagte sie mit
lauter, kräftiger Stimme:
„Wir sind hier zusammengekommen, damit ich euch erneut
fragen kann, ob ihr bereit seid, an meinem Projekt mitzuwirken. Lehnt
ihr abermals ab, so werde ich ein Exempel statuieren, an dem euch die
Augen übergehen sollen. Ich frage euch also der Reihe nach, nach
eurer Bereitschaft. Eine fehlende Antwort wird von mir als Nein
gedeutet. Also..."
Sie rief der Reihe nach die Namen auf. Niemand antwortete... außer
Kaum Azalik. Er fauchte:
„Versuch dein Glück, Hexe! Von uns wirst du keine Hilfe
erhalten!"
Ein höhnisches Lächeln ging über Najdouches
Gesicht.
„Das werden wir sehen!" sagte sie und trat auf Nadiu
Sens Liege zu.
Sie sah sich triumphierend um.
„Diese Frau wird sterben!" rief sie. „Jetzt,
innerhalb der nächsten fünf Minuten. Unter entsetzlichen
Qualen... nur weil ihr so hartnäckig seid!"
Da gellte von einer der Liegen ein Schrei voll tödlicher
Angst.
„Laß Nadiu in Ruhe!" schrie Pal Ezember, der
baumlange, hagere Europäer, in höchster Panik. „Ich
bin bereit, dir zu helfen!"
„Aha!" antwortete Najdouche mit hämischem Lächeln.
„Ich weiß wohl, daß du auf die kleine Sen ein Auge
geworfen hattest, bevor ich euch einkassierte. Aber erstens hattest
du vor einer Minute Gelegenheit, deine Mitarbeit anzubieten, und
zweitens würde aus deinem jetzigen Angebot doch nicht mehr
herauskommen als bei all den vorigen Malen: Auf der Liege wirst du
schwach, aber sobald du in die Zelle zurückkehrst, erwacht dein
Widerstand von neuem." Sie lachte schrill. „Nein, mein
Junge! Jetzt ist es zu spät! Seht euch an, was jetzt
geschieht... und denkt darüber nach, wie ihr ein ähnliches
Schicksal von euch abwehren könnt!"
Sie kehrte zum Schaltpult zurück. Als sie eine Reihe von
Schaltern betätigte, schrie Nadiu Sen plötzlich schrill auf
und versuchte sich aufzubäumen. Najdouche nickte befriedigt. Sie
kam zwischen den Schenkeln des Hufeisens hervor und näherte sich
Nadius Liege, um die Wirkung der elektrischen Schocks, die infolge
der Schaltung in rascher Folge auf den schmächtigen Körper
einprasselten, besser beobachten zu können.
Dabei war ihr Rücken notwendigerweise der Liege zugewandt,
auf der Kaum Azalik ruhte und neben der er seinen Kittel hatte
achtlos zu Boden gleiten lassen. Der Kittel begann plötzlich,
sich zu bewegen... oder doch nur ein Teil davon, nämlich die
einzige Tasche, die in das primitive Kleidungsstück
eingearbeitet war. Eine winzige Gestalt arbeitete sich ans Licht, ein
Wesen von menschlichem Erscheinungsbild, aber kaum eine Handspanne
hoch. Sichernd überflog der Zwerg
Weitere Kostenlose Bücher