PR TB 143 Der Mann Mit Der Maske
Mehrzahl diente analytischen
Zwecken, und dann gab es noch ein paar, die der Experte nach einiger
Überlegung als Folterinstrumente identifiziert hätte.
In der Mitte des Raumes stand ein hufeisenförmiger
Kontrolltisch mit einer bedeutenden Anzahl von Schalt- und
Meßeinheiten. Najdouche ging darauf zu. Der Sessel im
Brennpunkt des Hufeisens... das war der Thron, von dem aus Najdouche
die Geschicke derer lenkte, die in ihre Hand gegeben waren.
Sie setzte sich. Im selben Augenblick hörte sie von der
anderen Seite des Hufeisens ein schwaches, scharrendes Geräusch,
und noch ehe sie darauf reagieren konnte, wuchs über die Kante
des Schalttischs der Oberkörper eines schmalen, mäusegesichtigen
Mannes in ihr Blickfeld. Ein wenig verwirrt starrte sie ihn an. Ein
deutlicher Ausdruck von Widerwillen trat in ihre Miene.
„Sterk Vancouver! Was hast du hier verloren?"
Sterks Gesicht verzog sich zu einem gehässigen Grinsen.
„Man hat mir aufgetragen, auf Sie aufzupassen, schöne
Frau", antwortete er mit unüberhörbarem Spott.
„Der Kommandant...?"
Sterk nickte.
„Eben derselbe."
Najdouche schluckte ihren Ärger hinunter. Schließlich
hatte sie es verdient. In drei langen Wochen war es ihr nicht
gelungen, den hartnäckigen Widerstand der fünf
Sextadim-Physiker zu brechen. Man konnte es dem Mann mit der Maske
nicht verübeln, daß er einen Aufpasser schickte. Höchstens
könnte man ihm verdenken, daß seine Wahl ausgerechnet auf
Sterk Vancouver, das Wiesel, gefallen war.
„Wie bist du hereingekommen?" wollte Najdouche wissen.
„Ooh...", erwiderte Sterk gedehnt und mit einer
großspurigen Geste, „mein Auftraggeber kennt Mittel und
Wege, auch die geheimsten Zugänge zu öffnen."
Najdouche nickte. Der fremde Edelstein in ihrem Haar funkelte im
kräftigen Licht der Lumineszenzlampen.
„Ich kann es mir denken", sagte sie. „Aber du
wirst hier verschwinden müssen. Wenn ich mir die fünf
Starrköpfe vornehme, kann ich keine Ablenkung brauchen."
Das sah er ein.
„Irgendwo gibt es hier ein Versteck, von dem aus man diesen
Raum beobachten kann, nicht wahr?" fragte er.
„Du kennst dich gut aus", bemerkte Najdouche.
„Ich bin nicht unvorbereitet hierhergekommen!"
Sie drückte eine Schalttaste. An der langen Wand des Raumes
öffnete sich zwischen den psychophysischen Maschinen eine Tür.
„Du findest dort drinnen ein Bildgerät", sagte sie
eisig. „Du kannst alles beobachten, was in diesem Raum vor sich
geht. Ich hoffe, du wirst deinem Auftraggeber wahrheitsgetreu
berichten."
„O ja... das werde ich!" grinste Sterk Vancouver und
verschwand durch die Türöffnung, die sich alsbald hinter
ihm schloß.
Najdouche ließ eine Minute verstreichen. Zu ihrer Linken
lagen drei Türen, die zu den Zellen der Gefangenen führten.
An jeder Tür mündete ein Gang, an dem acht Zellen lagen.
Vierundzwanzig Zellen, das war ihnen damals, als sie dieses Labor
einrichteten, ausreichend erschienen. Das Labor verfügte über
die modernsten Erzeugnisse der psychophysischen Technologie. Hier, in
diesem geheimen Winkel, hatte man den Gefangenen die die
Befreiungsliga auf ihrem Weg zum Umsturz ohne Zweifel machen würde,
alle Geheimnisse entlocken wollen, die für die Liga von
Bedeutung waren.
Aber erst vor knapp vier Wochen waren die Zellen zum ersten Mal
benutzt worden: zur Unterbringung der fünf Sextadim-Physiker,
die im Rahmen der Entführungsaktion der Liga in die Hände
gefallen waren. Und selbst die modernsten Methoden der Psychophysik
hatte Najdouche nicht in die Lage versetzt, diese fünf
Gefangenen zur Mitarbeit am Tunnelgeneratorprojekt zu bewegen.
Darüber war sie zornig. Sie hatte versagt. An ihr lag es, daß
der große Plan noch immer ebenso weit von seiner Vollendung
entfernt war wie vor vier Wochen, als die Entführungsaktion
begann. Heute würde sie ihre Sache besser machen...!
*
Sie begann, an den Schaltern zu hantieren. Um das hufeisenförmige
Pult herum entstand irisierendes Leuchten: ein Energiefeld, das sie
vor ihren Gefangenen schützte. Weitere Schaltungen öffneten
die drei Türen, die in den Laborraum mündeten. Najdouche
aktivierte den Interkom und sprach in das schillernde, aus einem
energetischen Ring bestehende Mikrophon:
„Azalik... vortreten!"
Gleichzeitig nahm sie eine weitere Schaltung vor. Im Hintergrund
eines der drei Gänge wurde es lebendig. Die Gefangenen hatten
gelernt, daß es sich nicht lohnte, sich Najdouches
Aufforderungen zu widersetzen. Gehorchte man nicht, dann blies
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