PR TB 147 Flucht Der Androiden
war
stark bewaldet und fiel nach Osten leicht ab, das hatte ich auf der
langen Wanderung erkennen können. Ich holte tief Luft, hielt den
Bogen fest und die Wurfspeere, so daß sie nicht gegeneinander
klapperten, dann rannte ich mit weiten Sprüngen los. Unter
meinen Tritten ringelte sich, wütend zischend, eine Schlange
davon. Dürres Holz knackte unerwartet laut. Ich sprang über
niedrige Büsche, rammte mit dem Knie ein weißes
Tierskelett zur Seite, umrundete Baumstämme und lief entlang
einer Lichtung auf den niedrigen Hügel zu. Die Schwärze der
Nacht und die Schatten des Waldes nahmen mich auf. Vögel
schwangen sich von den Ästen und flogen davon. Das Gelände
stieg an, ich hastete weiter und hielt erst an, als dicht vor mir der
erste Felsen aufragte. Augenblicklich begann ich, mich an den
Gewächsen hochzuziehen und kletterte die fast senkrechte Fläche
hinauf. Meine Zehen fanden Halt, ich krallte meine Finger um die
Ranken und in schmale Spalten des Steines. Endlich zog ich mich über
die Kante und blieb ächzend auf dem Stein liegen.
Von hier aus hatte ich den Überblick, den ich brauchte.
Ich drehte den Kopf. Das Plateau war annähernd
ellipsenförmig, teilweise abgestuft, die dunkle Oberfläche
sah aus wie die erstarrten
Wellen eines Meeres. Also war auch der Boden immer wieder von
Hügeln und Tälern durchsetzt, die selten höher als
zehn Mannslängen waren. Überall gab es Lichter, die ihren
Standort nicht veränderten, und solche, die in Schlangenlinien
wanderten, verschwanden, wieder auftauchten.
Sie suchen dich!
Ich wartete schweigend und setzte mich auf, aß etwas und
nahm einen Schluck aus dem Ziegenfell, das als Wasserschlauch diente.
Geradeaus näherten sich einige flackernde Lichter, immer wieder
durch Silhouetten von Menschen verdeckt. Ich duckte mich und sah sie
näherkommen. Lange, blakende Fackeln, etwa ein Dutzend Männer,
die sich auf einem schmalen Pfad in meine Richtung schoben. Die
Flammen spiegelten sich auf bronzenen oder kupfernen Speerspitzen.
»Wir werden den Jäger nicht finden!« rief einer
der Wächter. Ich wußte, daß es hier oben nur Sklaven
gab. Aber auch unter Sklaven gab es solche, die sich von den
Herrschenden korrumpieren ließen und ihre Sklaverei liebten.
»Wir müssen ihn finden. Der Vater des Übels läßt
uns pfählen!«
»Dann sucht ihn, ihr Narren!« grollte der Wächter.
Sie kamen näher. Sie suchten nach Spuren, wichen vom Pfad
nach beiden Seiten ab und drangen ins Gebüsch ein. Sie
scheuchten eine Menge Tiere auf, erfüllten den Waldrand mit dem
stinkenden Rauch der Fackeln, riefen durcheinander und blieben genau
unter dem Felsen stehen.
»Niemand weiß, ob er hier ist.«
Ich hörte jedes Wort und sah, daß auch an anderen
Stellen Züge von Sklaven unterwegs waren. Noch schützte
mich die Dunkelheit, aber sie dauerte nur noch einige Stunden.
»Wenn er nicht hier ist, dann wird er kommen. Die Götter
haben es gesagt. Tuar, der Gott der Bildnisse, hat seinen Palast
verbarrikadiert.«
»Auch der Jäger muß ein Gott sein, wenn ihn die
Götter fürchten!«
Ich lächelte kalt. Der Rauch stieg in meine Nase und reizte
die Schleimhäute. Ich beherrschte mich und wartete darauf, daß
die Jäger wieder davontrabten. Endlich gab ihr Anführer
einen Befehl.
»Wir suchen jetzt bei den Gärten. Keraik, die
Jagdgöttin, hat alle ihre Jäger im Palast versammelt!«
»Los! Schneller. Die Nacht ist bald vorbei.«
Die Zahl der Sklaven auf dem Tafelberg betrug mehr als eintausend.
Etwa die Hälfte von ihnen Männer. Sie alle waren in den
vergangenen rund sieben Monden aus der Umgebung zusammengetrieben
worden und flüchteten nur deshalb nicht, weil sie Angst vor der
Verfolgung hatten. Die kleine Truppe dicht unter mir wandte sich nach
rechts und verschwand nach wenigen Schritten im Unterholz. Ich mußte
mich
entscheiden - es gab nur eine Richtung.
Ich prägte mir das Bild und die Lage der erleuchteten
Vierecke ein, die Verbindungen dazwischen, die Türme und die
Feuerstellen, ich sah auch die langgestreckten Werkstätten, in
denen selbst jetzt gearbeitet wurde, und plötzlich wußte
ich, daß sich alles hier in dieser umgekehrten Arena abspielen
würde. Es gab weder für die Androiden noch für mich
ein Entkommen. Sie warteten auf meinen ersten Zug. Ich entschloß
mich und verließ langsam den Felsen. Auf dem Pfad, den die
Sklaven gekommen waren, drang ich ins Innere des Hochplateaus ein.
Ich bewegte mich wie ein Schatten. Ich sprang von Deckung zu
Deckung,
Weitere Kostenlose Bücher