PR TB 147 Flucht Der Androiden
sein mußte. Ein Bündel
verschieden dicker und verschieden langer Stifte, ein Handgriff und
zwei kleine Einstellschrauben, dazu ein kantiger Druckschalter.
Ich steckte ihn in die Tasche meines Hemdes, ehe ihn einer der
Hirten sehen konnte. Dann blieb ich vor dem Lenker stehen, der von
zwei Hirten festgehalten wurde und vor Angst zitterte. Sein Gesicht
war grau und wirkte verfallen.
»Warum sind nicht Tashil und Lapee gekommen?«
Er schluckte und entgegnete:
»Ich weiß es nicht. Ein Bote kam und berichtete von
dir. Sie sind alle auf dem größten Hügel, Jäger.«
»Du bist ein Sklave, nicht wahr?«
»Ja. Sie zwangen mich in ihren Dienst. Es sind furchtbare
und grausame Herrscher, Jäger.«
»Das hörte ich bereits. Willst du mich zu ihnen
bringen?«
»Ich bin dein Sklave!« sagte er, dann zuckte er seine
Schultern. »Aber wir werden alle sterben!«
Ich winkte ab.
»Du hast gesehen, daß diese Götter sterblich
sind«, sagte ich leise. »Aber es waren keine Götter.
Es sind nicht einmal Menschen wie wir, sondern Fremde. Bitte die
Hirten, daß sie dir helfen, den Wagen wieder instand zu setzen.
Laßt ihn los, er gehört nicht zu denen!«
Die Hirten ließen seine Arme los, und in dem Rest des Tages
arbeiteten wir alle zusammen, um die Zugtiere einzufangen und
einzuschirren, den Wagen zu reparieren, neue Deichseln zu bearbeiten
und die Fahrt nach Osten vorzubereiten.
Langsam vergingen die Stunden. Die beiden Androiden wurden in
flachen, langen Löchern begraben; man fesselte sie, bestreute
sie mit zermahlener, roter Erde und bedeckte ihre Körper mit
schweren Steinen, um zu verhindern, daß sie aus ihren Gräbern
aufstanden und wieder lebend erschienen. Ich glaubte nicht daran, daß
es mir gelungen war, den Eingeborenen auszureden, daß es Götter
gewesen wären. Zu tief saß in den Herzen der einfachen
Eingeborenen der Glaube an das Überirdische, an das Wirken
geheimnisvoller Kräfte, die sich in Dingen oder Menschen
symbolisierten. Es war ein unseliges Erbe dieses Planeten.
Als ich das erstemal aufwachte, hatte ich mir geschworen, diesen
Planeten gegen Eindringlinge zu verteidigen und den Eingeborenen zu
helfen, den Weg zu den Sternen zu finden. Sie würden noch
Jahrtausende brauchen, um eine entsprechende Technik entwickeln zu
können. Und statt meiner Hilfe hatten sie von den fremden
Göttern erfahren, wie bestimmte Metalle zu finden und zu
bearbeiten waren... und viele wichtige Dinge mehr. In Wirklichkeit
hatten die Androiden viel geleistet, das zum Besitz der Menschen
werden würde. Hier brauchte ich nicht einzugreifen.
Mir blieb nur noch die Aufgabe, die mir ES gestellt hatte. Töte
die Fremden. Ich erinnerte mich, was Alyeshka gesagt hatte.
Einige von ihnen würde ich am Leben lassen. Sie konnten die
Arbeiten tun, die ich hätte freiwillig tun können.
Am nächsten Morgen brachen wir auf. Neben mir im niedriger
gemachten Wagenkorb stand Adrar.
Der Sklave, jetzt nicht mehr Werkzeug der Fremden, sondern unser
Freund, berichtete uns alles, was er über die Fremden wußte.
Erstaunliche Dinge waren zu hören. Konnte ich ihm glauben?
Noch war der volle Mond nicht aufgegangen. Die feuchte Nachtluft
schien alles niederzudrücken, festzuhalten, reglos zu machen.
Die Sträucher und die Savannengräser wirkten versteinert
wie geheimnisvolle Gestalten. Aber da war etwas in der gespenstischen
Ruhe zwischen Nacht und Morgendämmerung. Ich spürte es
deutlich, es war eine Unruhe, die nur Wesen spüren konnten, die
sich von der wahren Natur dieser Welt nicht entfernt hatten. Ich
spürte sie. Adrar, die neben mir lag, spürte sie auch, denn
sie bewegte sich unruhig im Schlaf und stieß stöhnende
Schreie aus.
»Hokir!« zischte ich in die Richtung des Wagenlenkers.
Er setzte sich starr auf und blickte zu mir herüber.
»Etwas geschieht, Jäger!« flüsterte er
zurück. »Wir sind nicht allein in der Savanne.«
Ein plötzlicher Schauder ergriff mich. Mindestens fünf
der Fremden wußten von mir, und mit Sicherheit waren sie ebenso
entschlossen,
mich zu töten, wie es die irre Toteen gewesen war. Ich wußte,
daß diese Zeit auf dieser Welt brutal war, daß die Natur
ihr unerbittliches Ausleseverfahren auch auf mich und* meinesgleichen
anwendete.
»Sieh nach den beiden Sternen. Jemand kommt!« sagte
Hokir und streckte die Hand aus, um weiteres Holz auf das winzige,
dunkelrotschwarze Gluthaufchen zu legen. Ich stand vorsichtig auf und
schob seinen Arm zur Seite.
»Nicht. Wir wissen nicht, wer
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