PR TB 147 Flucht Der Androiden
ich merke,
daß sie regiert wie Tashil, stirbt auch sie. Sage mir jetzt,
warum ich dich nicht töten sollte?«
Sie hatten entdeckt, daß sie auf Wanderer nichts anderes als
Spielfiguren waren, die augenblicklich ausgewechselt werden konnten.
Hier versuchten sie, eine sinnvolle Identität zu finden. Wenn
sie es irgendwie schafften, die Eingeborenen nicht zu versklaven,
sondern vorsichtig zu leiten, dann erfüllten sie eine weitaus
wichtigere Aufgabe als ich.
»Ich weiß es nicht. Ich hasse die Art, wie sich Tashil
verhält. Ich will
nichts als Ruhe und Zeit zum Nachdenken. Wenn du mich töten
mußt, dann töte mich. Ich kann dich nicht daran hindern.«
»Nein, das kannst du nicht!« sagte ich. »Wo sind
Kharg, Paer und Imohag?«
Sie blickte mich aus großen, dunklen Augen überrascht
an.
»Ich denke, sie sind bei Tashil. Warum fragst du?«
Konnte ich riskieren, ihr die Wahrheit zu sagen. In gewissem Sinn
waren wir alle Wesen mit ähnlichen Schicksalen. Wie sie war auch
ich ein Versprengter auf dieser Welt, ein Ausgesetzter, der
selbstverständlich gewisse Pflichten übernommen hatte. Uns
trennte eigentlich nur der Umstand, daß ich ein Mensch, ein
Arkonide war und sie Androiden. Ich überwand diese Schranke und
entgegnete leise:
»Ich habe beschlossen, fünf von euch noch leben zu
lassen. Alyeshka und dich, Kharg, Paer und Imohag. In dem Augenblick,
da ihr größenwahnsinnig werdet wie Tashil, sterbt ihr
durch mich. Und jetzt -berichte mir alles, was du über den
großen Palast weißt.«
Wir sprachen bis gegen Mittag, bis wir alle in einen flachen und
unruhigen Schlaf fielen, unter den glühenden Strahlen der Sonne.
Ich erfuhr alles über die Pläne der Androiden, genauer über
Tashils Pläne. Er war größenwahnsinnig. Er wollte
nichts anderes, als Herrscher über diesen Planeten zu werden.
Bis auf die fünf Wesen, die ich schonen wollte, würden
alle anderen Androiden ihm helfen. Er hatte sie von der Größe
seines Planes überzeugt. Ich mußte handeln, möglichst
schnell. In kurzer Zeit würden sie beginnen, mit ihren Sklaven
wieder auf die Jagd zu gehen, neue Kriegerstämme finden, die
Ausrüstung verbessern, wieder neues Land erobern und
beherrschen, die Zahl der Sklaven vergrößern und mit neuen
Heeren neue Länder zu erobern. Ich sagte:
»Für diese Aufgabe muß ich allein sein. Ich werde
euch sagen, was zu tun ist!«
Mein Plan stand fest. Die Ausführung war gefährlich -
ich konnte nur hoffen, daß ES mir dabei half.
5.
Ich war wieder allein, und nach vielen Tagen mühevoller
Wanderung befand ich mich jetzt zwischen den Felsen der Götterburg.
Hoch über mir waren Sagen und Legenden geboren worden, die
später einmal zum Allgemeingut der Menschen werden würden.
Längst mußten Hokir, Adrar, Aiv und der junge Sklave den
Palast der Einsamkeit erreicht und sich in den Schutz Alyeshkas
gestellt haben. Dorthin würde ich zurückkehren, wenn ich
die Götter getötet hatte. Es war Mittag. Die Sonne
erreichte mich nicht, es war kalt, und Wasser lief
von den Steinen. Ich kämpfte mich über riesige Brocken,
unter denen Sand lag, der Berg begann schon hier zu zerfallen. Ich
schwitzte, stemmte mich höher, rutschte aus und hielt meine
Waffen fest. Ich hoffte, daß ich nach der Abenddämmerung
die Hochfläche erreichte. Ich konnte mir nur ungenau vorstellen,
was mich dort erwartete. Auf alle Fälle eine Handvoll zu allem
entschlossener Androiden.
Es war ein Stück Wildnis, in dem ich auftauchte. Es
erstreckte sich von dem Beginn einer flachen Felsspalte bis hier
herauf. Ich lehnte mich schwer gegen einen dicken, verkrüppelten
Stamm. Vor mir lag eine ebene Fläche, vom Sternenlicht und dem
Licht des abnehmenden Mondes beleuchtet, nichts war zu erkennen. Ich
war durstig, und mein Magen knurrte.
Ich löste mich von dem Baumstamm und schlich vorsichtig
weiter. Unter den weichen Sohlen meiner Stiefel knirschten feuchte
Gräser. Weit vor mir hörte ich undeutliche Geräusche.
Es waren Hufe, Schritte, Gegenstände, die aneinander schlugen.
Ich hielt den Atem an und lauschte, als ich mich weiter vom Rand des
Tafelberges entfernt hatte. Acht Androiden lebten hier, und
vermutlich kam die Unruhe von den Wachen, die sie aufgestellt hatten.
Es hilft dir kein Überlegen! Du mußt ins Zentrum
vordringen! sagte befehlend der Logiksektor.
Ich suchte mir ein Ziel aus. Es war eine Gruppe von nackten
Felsen, die etwa hundert Mannslängen von mir entfernt aus einem
kleinen Hügel ragte. Die Oberfläche dieses Tafelbergs
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